Dinslaken. „Comedy alle wegen mir“ freute sich Markus Krebs im ausverkauften Burgtheater. Und bat auch einen Überraschungsgast aus Dinslaken auf die Bühne.
Das Management fand das Wortspiel zu kompliziert, aber die Fans von Markus Krebs haben es verstanden: „Comedy alle wegen mir?“, fragte der Mann aus Neudorf mit der Mütze und dem Bauch im Titel seines aktuellen, noch reifenden Programms und die Menschen stimmten mit den Füßen ab: Ja. Ausverkauft im Burgtheater Dinslaken. Lange Schlangen an den Getränkeständen, kein freier Platz mehr im Rund. Schließlich weiß man, was man für sein Geld bekommt, wenn man zu Markus Krebs geht: keine Politik, nur Kneipe, nur „schön“.
Schön deftig, klar, aber was soll’s. Wenn Markus Krebs vor der Pause einen nicht jugendfreien Witz sogar als „noch’n Gedicht“ präsentiert, bebt das Burgtheater vor Lachen. Und Krebs besitzt das Naturtalent, Gags in perfektem Timing punktgenau herauszuhauen und dabei so locker herüberzukommen, als stände er tatsächlich mit jedem Einzelnen im Publikum einfach nur mit einem Bier am Tresen. Nur dass bei ihm die Schlucke aus der Flasche gezielte Kunstpausen sind, die jedes Mal von Szenenapplaus begleitet werden.
Publikum darf am Findungsprozess teilhaben
„Comedy alle wegen mir“ ist ein neues Programm, Krebs gab es am Donnerstag bei der Sommerkultur erst zum dritten Mal, las einiges noch ab und ließ mit seinen halb zu sich selbst gesprochenen Kommentaren das Publikum ganz selbstverständlich am Findungsprozess teilhaben. Dieser Plauderton verbindet ihn mit dem anderen Mützenträger Torsten Sträter, der vor ein paar Wochen ebenfalls einmal mehr für ein ausverkauftes Burgtheater sorgte.
Einfach mal etwas reden, erzählen und dabei auf trockene Art lustig sein. Es ist das, wonach sich die Menschen in diesen Krisenzeiten offenbar sehnen, wo alles kompliziert ist, kompliziert gemacht wird und auf die Goldwaage gelegt wird. „Deutschland, wir haben Corona und die Ukraine“, meinte Krebs dann auch ungewohnt aktuell, „aber wenn ein Chef mit seiner Mitarbeiterin zufrieden ist und darüber singt, wird ‘Layla’ verboten?“
Bei Krebs wird nichts zensiert – also fast
Bei Krebs wird nichts zensiert. Außer Crocs bei Frauen und Sandalen mit Socken bei Männern: „Bequem muss nicht immer richtig sein.“ Krebs Mütze dagegen ist ein Muss. Das sieht das Publikum genauso. Als die Glocke von St. Vincentius ihn tadelnd aus dem Konzept bringt, helfen ihm gleich drei Frauen aus dem Publikum textlich wieder auf die Sprünge. Dafür gibt es zweimal Merch-Mützen und für die dritte das Exemplar, das Krebs seit zwei Stunden bei immer noch knapp 30 Grad über dem langen Schopf trägt. Freude bei der glücklichen Gewinnerin – später wirft Krebs sein Shirt ins Publikum und präsentiert den blanken Bierbauch. Das ist schon Punk. Genauso, wie er das Programm überzieht und ein „Es tut mir Leid, Anwohner“ in die Nacht hinausruft.
Apropos Fußball. Ohne den MSV geht es nicht, aber Krebs erzählt nun auch Anekdoten aus seiner Zeit in der Kreisklasse C. Rosarot gefärbt oder waren das die weißen Trikots, die gleich nach dem ersten Spiel mit der roten Ausstattung des Torwarts gewaschen wurden?
Treffer landet Krebs immer noch und es jubeln mehr als damals die 22 Leute auf dem Platz. Schlag auf Schlag geht es: Von verpeilten Freunden, die Hafenrundfahrten in U-Booten machten über Köche namens „Lasse Umrührn“ bis zu den Kommentaren der anwesenden Ex-Frau. Krebs kann’s. Prost!
>> Der Überraschungsgast
Bevor es mit der traditionellen Witze-Top-Ten losging, bat Markus Krebs einen Überraschungsgast auf die Bühne: Tim Perkovic bekam einen eigenen Block. Die beiden stehen seit längerem in Kontakt, verstehen sich gut und haben auch gemeinsame Pläne: einen Podcast, in dem sie beide ihre Vorliebe für extremes Denglish ausleben können. Kostproben davon gaben beide bereits am Donnerstag im Burgtheater, nur halt noch nicht gemeinsam.
Dem bekennenden Duisburger Lokalpatrioten Krebs ist Anerkennung vor Ort wichtig. Auch deshalb gab er Perkovic eine Bühne. Als Dinslakener in Dinslaken, der nicht nur als Comedian überregional unterwegs ist, sondern auch mit seinen Mix-Shows, den Comedy-Rodeos, die lokale Szene beleben: „Ihr habt hier in Dinslaken eine Perle“, so Krebs über Perkovic.