Voerde. Der Rheinpegel liegt nur bei knapp über einem Meter. Besucher kommen trotzdem nach Götterswickerhamm und schauen sich am Rhein um – mit Sorge.

Der Fluss hat sich zurückgezogen, mehr als sonst ist von den Steinen, die sonst im Wasser verschwinden, zu sehen. Die Sandbänke am gegenüberliegenden Ufer liegen trocken, keine Welle erreicht sie. „Wenn ich so auf das Wasser schaue, macht mir das schon Sorgen“, erzählt Walter Kirschner. Dabei sitzt der Rentner auf einer Bank und schaut auf den Rhein in Götterswickerhamm. Drei mal die Woche ist der Hiesfelder an der Rheinpromenade. „Zum Essen, zum Quatschen und zum Entspannen“, erklärt er. Der niedrige Rheinpegel sei ihm schon aufgefallen. „Jeden Tag ist dort weniger Wasser“, hat der Spaziergänger beobachtet.

Walter Kirschner ist drei Mal die Woche am Rhein, der Blick auf den Wasserstand bereitet ihm Sorge.
Walter Kirschner ist drei Mal die Woche am Rhein, der Blick auf den Wasserstand bereitet ihm Sorge. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

Zu heiß und zu trocken

In den letzten Wochen hat sich der Wasserstand des Rheins stark verringert. Momentan führt der Fluss Niedrigwasser – eine Folge von den heißen Temperaturen und der damit einhergehenden Trockenheit der letzten Zeit. Der Pegel des Flusses in Wesel liegt momentan bei nur knapp über einem Meter.

Das wirkt sich auch auf die Schifffahrt aus. Die Schiffe dürfen nicht mehr wie sonst voll beladen werden, die Ladungen werden also auf mehrere Frachter aufgeteilt. Dadurch ist mehr Schiffsverkehr auf dem Rhein unterwegs.

Das hat auch Tim Pillekamp bereits beobachtet. Er ist der Sohn der Inhaberin des Restaurants „Zur Arche“ direkt an der Rheinpromenade in Götterswickerhamm. Gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin Jenni Pablowski beobachtet er jedes Jahr aufs neue den immer niedriger werdenden Wasserstand des Rheinabschnitts. „Aber wir leben schon seit Jahren so“, erklärt er. Die Pegelstände seien in den letzten Jahren jeden Sommer niedrig gewesen. „Und jeden Sommer wird das Wasser nochmal niedriger“, beobachtet Pillekamp. Die Terrasse des Restaurants ist am Dienstag gut besucht, die heißen Temperaturen ziehen die Gäste und Fahrradtouristen an den Rhein. Ob unter den Gästen auch Schaulustige sind, die sich den Fluss mit wenig Wasser anschauen wollen, sei schwer zu beantworten, erklären die beiden Gastronomen.

Tim Pillekamp und Jenni Pablowksi beobachten jedes Jahr den niedriger werdenden Rheinpegel im Sommer, wenn die Gastronomen im Restaurant „Zur Arche“ ihre Gäste bedienen.
Tim Pillekamp und Jenni Pablowksi beobachten jedes Jahr den niedriger werdenden Rheinpegel im Sommer, wenn die Gastronomen im Restaurant „Zur Arche“ ihre Gäste bedienen. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

„Besorgniserregend“ nennt eine Besucherin den Rheinpegel, während sie im Schatten auf einer Bank mit Blick aufs Wasser sitzt. Auf ihrem Gesicht eine Sonnenbrille. „Ich habe heute extra die Radtour hierher gemacht, um mir den niedrigen Wasserstand anzuschauen“, erzählt die Dinslakenerin, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen möchte.

Der Auslöser: der Klimawandel

Sie berichtet, dass sie öfter mit dem Fahrrad am Wasser unterwegs ist, oft wie heute an der Voerder Rheinpromenade. Die momentane Situation bereite ihr Sorgen – nicht nur der niedrige Wasserstand, sondern vielmehr der Auslöser: der Klimawandel.

„Der Rheinpegel ist ja nur ein Ergebnis vom Klimawandel. Die lange Trockenheit und die Starkregenereignisse mit Hochwasser: das ist das, was mir wirklich große Angst macht“, erzählt die Radlerin, die in Altersteilzeit lebt.

Immer wieder beobachte sie Menschen, denen die Umwelt und das Klima gleichgültig zu sein scheint. „Die Leute setzen sich trotzdem in den Flieger und denken wahrscheinlich, dass sie die Urlaube, die sie durch Coronalockdowns verpasst haben, nun nachholen müssen“, teilt sie ihre Gedanken, bevor sie sich wieder dem Blick auf den Rheinabschnitt in Voerde widmet.