Voerde. Schritt wurde im zweiten Anlauf auf den Weg gebracht. Die CDU Voerde steht mithin unter der alleinigen Organisationseinheit des Stadtverbandes.

2017 war über den Schritt erstmals kontrovers diskutiert und selbiger am Ende zunächst ad acta gelegt worden – jetzt, einige Jahre später kann die Parteispitze Vollzug zu der geplanten Neustrukturierung der CDU in Voerde vermelden. Sie steht nunmehr alleinig unter der Organisationseinheit des Stadtverbandes. Die drei Ortsverbände Voerde, Friedrichsfeld und Spellen sind mit dem 8. Juni Geschichte: Der Vorstand des CDU-Kreisverbandes – letztlich Entscheider in dieser Frage – hat an jenem Tag deren Auflösung beschlossen.

Eindeutiges Votum

Zuvor hatte es eine Abstimmung in den einzelnen Ortsverbänden zu dem Vorhaben gegeben. Und das fiel eindeutig aus: Einzig in Friedrichsfeld gab es eine Gegenstimme. Ansonsten war das Votum einhellig, wie die früheren Vorsitzenden der drei CDU-Ortsverbände, Henning Stemmer (Voerde), Nicolas Kotzke (Friedrichsfeld) und Jan Langenfurth (Spellen), sowie der Chef des Stadtverbandes, Bert Mölleken, im Gespräch mit der NRZ berichteten.

Vor einigen Jahren sah die Sache noch anders aus: 2018 votierten die Christdemokraten in Friedrichsfeld gegen die Auflösung ihres Ortsverbandes – und damit blieben auch die in Voerde und Spellen weiterhin bestehen. Damals hatte Bernd Altmeppen als Parteichef den von den Vorständen der drei Ortsverbände mitgetragenen Plan vertreten. „Wir hätten uns vielleicht mehr Zeit nehmen müssen“, stellt Bert Mölleken, ehedem Chef des Ortsverbandes Voerde und Befürworter des Weges, fest.

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Bei der Jahreshauptversammlung des Stadtverbandes im November 2021, den nach dem Rücktritt von Frank Steenmanns als Parteichef damals Mölleken und seine Stellvertreter Jan Langenfurth und Nicolas Kotzke kommissarisch geleitet hatten, stellte die potenzielle künftige Führung klar: Wird sie an die Spitze gewählt, soll die CDU neu strukturiert, sollen die drei Ortsverbände mithin aufgelöst werden. Für die Mitglieder war dies offenbar kein Hindernis: Sie machten Bert Mölleken zum Vorsitzenden und stellten ihm Nicolas Kotzke, Jan Langenfurth sowie Henning Stemmer zur Seite.

Wenig später dann wurde die angedachte Auflösung der Ortsverbände im Weihnachtsbrief an die Mitglieder kommuniziert. Die Monate Januar bis einschließlich April hätten sie, berichtet Nicolas Kotzke, ganz intensiv genutzt, mit Parteiangehörigen darüber zu sprechen – insbesondere mit denen, die bislang dagegen waren, „aber nicht nur“. Henning Stemmer verweist auf die gute Vorbereitung. „Wir waren zu jeder Zeit sprachfähig“, betont er.

Ein Effekt: Keine Ämterhäufung

Die Beweggründe, den Schritt hin zur Neuorganisation der CDU einzig als Stadtverband zu gehen, wurden bei den Jahreshauptversammlungen der drei Ortsverbände Mitte Mai erläutert. Ziel sei es, die Kräfte in einer Organisation zu bündeln, die Zusammenarbeit zu stärken – und eine Ämterhäufung zu umgehen, sagt Kotzke. Die bisherige Parteistruktur erforderte es, viermal die Posten in den Vorständen zu besetzen. Dafür gilt es, Mitglieder zu finden, die bereit sind, Verantwortung zu übernehmen. Weitere Punkte seien die Verringerung des Abstimmungsbedarfs und ein „abgestimmtes und einheitliches Auftreten nach außen“. Die Neuorganisation der CDU sei „die formale Umsetzung einer bereits gelebten Praxis“, betont Kotzke. Stadtverbandschef Mölleken und seine drei Stellvertreter unterstreichen das enge Miteinander: „Wir haben uns immer abgesprochen.“ Und dies wiederum habe in die Mitgliederschaft hineingewirkt, glaubt Kotzke.

Die drei Ortsverbände und ihre Interessen sind durch ihre früheren Chefs im Vorstand des Stadtverbandes vertreten. Bedenken hat es Bert Mölleken zufolge mit Blick auf die Bestimmung der Kandidaten für die Reserveliste zur nächsten Kommunalwahl in 2025 gegeben. Dies soll weiterhin paritätisch passieren. „Jeder Stadtteil möchte sich vernünftig vertreten wissen“, sagt Jan Langenfurth.

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Die CDU sieht durch die Neuorganisation Kapazitäten frei werden. Sie möchte, wie es Bert Mölleken formuliert, eine „bessere Arbeit für unsere Partei und für die Bürger unserer Stadt machen“ – und dabei schneller agieren können. Ein Ziel ist es zudem, mehr Frauen in die aktive Politik zu bringen – aktuell hat die 13-köpfige CDU-Fraktion ein weibliches Ratsmitglied in ihren Reihen. Und: Von den zwölf sachkundigen Bürgern sind nur drei Frauen. „Da müssen wir attraktiver werden“, sagt Bert Mölleken.

Ganz gut unterwegs sieht er die CDU Voerde indes schon beim Thema Verjüngung. Gerne würde der 62-Jährige Henning Stemmer (37) als seinen Nachfolger als Parteichef sehen. Im ersten Quartal 2023 steht turnusgemäß die Wahl an, bei der er nicht erneut antreten will. Trotz des Augenmerks darauf, junge Leute zu gewinnen, mahnt Mölleken, die Älteren nicht aus dem Blick zu verlieren. Bei aller angestrebten Verjüngung dürfe nicht vergessen werden, dass auch die ältere Generation, die zudem ein immer größeres Gewicht innerhalb der Wählerschaft bekomme, im Stadtrat vertreten sein müsse. Dort gelte es, das gesamte Spektrum der Gesellschaft abzubilden, pflichtet ihm Jan Langenfurth bei.