Dinslaken/Voerde/Hünxe. Umfrage bei hiesigen Händlern macht deutlich, dass ein Umdenken stattfindet. Dennoch spielen für die Kunden Preise weiterhin eine Rolle.

Klima-und Umweltschutz sowie Nachhaltigkeit sind in den vergangenen Jahren immer größere Themen geworden. Viele Menschen machen sich immer mehr Gedanken über ihren Lebensstil und wie sie es schaffen können, möglichst wenige Ressourcen zu verschwenden. Auch beim Einkaufen geht der Trend immer mehr in Richtung Nachhaltigkeit und dahin, sich bewusst zu machen, was und wie viel man einkauft. Doch das Ganze könnte und sollte wahrscheinlich auch noch weiter verstärkt werden.

„Wir haben unsere feste Kundschaft, die auf regionale Produkte Wert legt. Junge Leute kommen auch, aber wir haben weitgehend unseren festen Kundenstamm, die gerne unsere Produkte kaufen“, erklärt Anne Schulte-Bunert, die zusammen mit ihrem Mann Dieter einen Hof in Drevenack führt, der einen Hofladen und auch einen Verkaufswagen hat. Die Leute würden schon darauf achten, wie teuer die Sachen seien. „Es hat sich noch nicht
herumgesprochen, dass es nicht so teuer ist. Durch die Pandemie ist der Zulauf zwischenzeitlich etwas angestiegen, aber es hat auch wieder nachgelassen. Die Leute achten da schon auf ihr Portemonnaie, kaufen gerne regional, aber schauen schon, was ihr Budget ist.“

Wie Pilze aus den Boden geschossen

Man merke aber schon, dass die Leute darauf achten, regional einzukaufen. Bei Schulte-Bunert sei aktuell auch ein Problem, dass die Kunden durch den Neubau der Brücke nach Drevenack Umwege in Kauf nehmen müssten, um zum Hofladen zu kommen. Insgesamt sei die Entwicklung rückläufig, allerdings sei auch der Konkurrenzkampf gestiegen. „In den letzten 30 Jahren sind Hofläden wie Pilze aus dem Boden geschossen“, findet Schulte-Bunert. Die Großeltern ihres Mannes hätten bereits vor 70 Jahren landwirtschaftliche Produkte vom Hof vermarktet.

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Damit sich das Bewusstsein der Menschen weiter verändert, „müssten Lebensmittel wieder eine höhere Priorität haben, als dass ich jedes Jahr ein neues Handy brauche oder drei Mal im Jahr in den Urlaub fahre“, betont Schulte-Bunert. „Ich weiß nicht, wo es mit der Landwirtschaft und der Regionalität hingeht und in welcher Form wir in 25 Jahren noch Landwirtschaft in Deutschland haben. Auch bei den Kollegen ist aktuell schlechte Stimmung.“ Ein wirklicher Boom bleibe aus, weil in der Region die Klientel fehle. „Man würde es sich anders wünschen, aber es ist nicht einfach“, zieht Schulte-Bunert ein eher pessimistisches Fazit.

Für Bio-Verkäufer ist die Lage zurzeit schwierig

Matthias Drescher, Inhaber und Geschäftsführer der MD Bioservice GmbH, die den Scholtenhof in Eppinghoven betreibt, erklärt: „Wir machen unsere eigenen Produkte aus der Region und da ist die Nachfrage weiterhin sehr groß.“ Die Kunden würden insbesondere auf Bio-Produktion und Regionalität achten.

Während der Pandemie sei der Kundenzulauf noch einmal deutlich gestiegen, habe aber ähnlich deutlich wieder abgenommen, als es die Lockerungen gab. „Im Bio-Bereich sind den Kunden die Produkte ein bisschen zu teuer, aber im konventionellen Bereich steigen ja auch die Kosten und da gibt es keine Kritik, das verstehen sie alle. Für uns als Bio-Verkäufer ist die Lage aktuell etwas schwierig“, betont Drescher.

Wichtig sei, dass man die Leute heranführe, „dass die mal sehen, was es heißt. Es gibt viele Kinder heutzutage, die nicht einmal wissen, wo die Milch herkommt. Das müsste man meiner Meinung nach fördern, dass die Leute sich die Betriebe mal angucken, um da auch einen Bezug zu zu finden.“

Es bringt Vorteile für die Region

Christian Hülsermann, der den Tinthof in Spellen betreibt, sagt: „Es gibt immer mehr Menschen, die in der Region ein bisschen rechts und links gucken. Es ist noch nicht durchschlagend in unserem Umsatz angekommen, aber man sieht schon das eine oder andere neue Gesicht.“ Die Menschen, die den Weg zum Tinthof fänden, seien auch voll des Lobes, aber insgesamt „sind viele Menschen mit dem Bewusstsein noch gar nicht da. Die sagen ,regional ist mir wichtig‘, haben sich aber noch gar nicht damit auseinandergesetzt, was die Regionalität auch für Vorteile für die Region bedeuten könnte“, betont er.

„Jeder Einzelne muss sich auseinandersetzen, mit dem was man möchte, was ist mir eine gute Ernährung wert und wie soll mein Lebensmittel behandelt sein.“ Es wäre schön, wenn sich die Leute zu ihrem Bauernhof um die Ecke auf den Weg machen und ein ordentliches Gespräch suchen würden, damit man die eigenen Ansprüche mit denen des Bauern in Einklang bringen könne, findet der Landwirt. „Wir brauchen den direkten Draht.“

Zu viele Lebensmittel werden weggeschmissen

Ein weiteres Problem sei, dass man Deutschland schon von den Lebensmitteln ernähren könne, die im Vorfeld aussortiert würden, „weil der Anspruch so hoch ist. Wenn wir dann noch das hinzunehmen, was weggeschmissen wird, weil die Leute viel zu viel einkaufen und das nicht zu Hause lagern oder verarbeiten, dann hätten wir deutlich mehr Tierwohl und könnten ganz andere Acker- und Weidepflege betreiben, wenn wir das alles nicht mehr produzieren müssten.“ Man brauche ein generelles Umdenken, was für einen selber nötig und wichtig sei, meint Hülsermann.