Dinslaken. Die Stadt arbeitet an einem Verkehrskonzept für die Altstadt. Dieses schlägt vor, das Radfahren auf der Neustraße zeitweise zu erlauben.

„Vernünftige fahren hier nicht mit dem Rad. Anderen ist es verboten.“ Dieser Versuch eines Scherzes auf Schildern am Ein- und Ausgang der Fußgängerzone untersagt das Fahrradfahren auf der Neustraße. Ein Thema, das seit vielen Jahren polarisiert: Während manchem Bürger angesichts rasender Pedalritter in der Neustraße die Kontrollen des Verbots zu lasch und die Schilder nicht drastisch genug sind, sprechen sich Verkehrskonzepte für eine Aufweichung der Regel aus. Die Stadtverwaltung arbeitet derzeit an einem Integrierten Verkehrskonzept für die Altstadt. Auch darin ist eine zeitweise Freigabe der Fußgängerzone für den Radverkehr vorgesehen.

Es ist nicht der erste Versuch, der in diese Richtung geht. 2017 hat ein externes Büro für die Stadt Dinslaken ein Konzept für den Fuß- und Radverkehr entwickelt, das ebenfalls empfahl, die Fußgängerzone in den Bereichen Duisburger Straße und Neustraße testweise zunächst in den Abend- und Nachtstunden für den Radverkehr freizugeben und in der Folge auch eine ganztägige Öffnung zu diskutieren. Dazu kam es aber nicht: Die Politik ließ den entsprechenden Passus aus der Beschlussvorlage streichen.

Das ist der Grund für den Vorschlag

Hintergrund der damaligen Bestrebungen war das Ziel, das Straßennetz für den Radverkehr durchlässiger zu gestalten – dazu zähle auch die Fußgängerzone, „in der eine Vielzahl wichtiger Ziele“ liege, so die Verkehrsplaner damals. Die Empfehlungen für Radverkehrsanlagen (ERA) sehen eine Mischung des Fuß- und Radverkehrs bis zu einer Fußgängerbelastung von 100 pro Stunde pro Meter Fußgängerzonenbreite vor. Diese Frequenzen wurden 2017 auf der Neustraße während der Geschäftszeiten teilweise – abhängig von Wetter und Wochentag – leicht überschritten. Um Konflikte zu vermeiden, dachten die Planer damals über eine Kanalisierung der Radfahrer etwa durch Möblierung oder einen Streifen nach.

Diese Schwächen sieht das Verkehrskonzept Altstadt derzeit

Mehrere Anträge der Parteien zum Thema Verkehr in der Altstadt veranlassten die Stadtverwaltung 2019, das Thema im Rahmen eines ganzheitlichen Ansatzes anzugehen. Im Rahmen der Analyse des Ist-Zustandes für die Erstellung eines Integrierten Verkehrskonzeptes Altstadt wurde erneut als „Schwäche“ ausgemacht, dass die „die Fußgängerzone nur zum Teil für den Radverkehr freigegeben“ ist. so Stephan Dinn, Verkehrsplaner im städtischen Bereich Stadtentwicklung, der den Zwischenstand des Verkehrskonzeptes jetzt vorstellte. Im Rahmen des Konzeptes soll erneut empfohlen werden, die Neustraße zunächst zwischen 20 und 8 Uhr für Radfahrer freizugeben – wovon auch der Schülerverkehr profitieren würde, so Dinn.

Bei der Untersuchung traten weitere Verkehrsprobleme in der Altstadt zutage: Die Radabstellanlagen in der Altstadt seien „quantitativ und qualitativ verbesserungsbedürftig“, so Dinn. Es gebe nur eine überdachte Abstellanlage (an der Neustraße). Außerdem würden die verkehrsberuhigten Bereiche teilweise nicht ihre Funktion erfüllen: Vor allem im Bereich Marktstraße/Kolpingstraße sei viel Durchgangsverkehr unterwegs und das auch noch deutlich zu schnell. Die Radverkehrsführung an Kreuzungen sei zudem teils verbesserungswürdig. Die Kreuzung Bismarckstraße/Voerder Straße/Feldstraße am THG etwa sei recht komplex und „mit dem Rad nicht einfach zu fahren“, so Dinn. Am Kreisverkehr an den „drei Kreuzen“ an der Duisburger Straße werde der Radverkehr über die verschiedenen Äste uneinheitlich geführt. Ältere, nicht benutzungspflichtige Radwege seien zum Teil sehr schmal, was zu Konflikten zwischen Fuß- und Radverkehr führe – etwa auf der Voerder Straße zwischen THG und Spielplatz.

Die endgültige Fassung steht noch aus - und muss dann die Gremien passieren

Die Stadtverwaltung ist nun dabei, Maßnahmen zu entwickeln: Im Bereich des Altmarktes und der Bücherei sollen überdachte Radabstellanlagen anstelle von Kfz-Parkplätzen entstehen, die Stadt arbeitet aktuell am Förderantrag. Neben der Verbesserung des ÖPNV sollen die verkehrsberuhigten Bereiche überarbeitet, die Kreuzungen fuß- und radfreundlicher gestaltet werden. Außerdem hat die Stadtverwaltung eine Nord-Süd-Route für den Fußverkehr ausgearbeitet: vom Stadtpark durch die Altstadt am Rotbach entlang bis zur Trabrennbahn.

Alle Maßnahmen, die das Konzept am Ende empfiehlt, müssten zuerst durch die Politik beschlossen werden – auch eine zeitweise Freigabe der Fußgängerzone.