Dinslaken. Stefan Zimkeit holte den Wahlkreis Oberhausen-Dinslaken für die SPD. Gewinner waren aber die Grünen - und ihr Kandidat Niklas Graf sogar doppelt.
Während die NRW-SPD am Wahlsonntag mit ihren Verlusten haderte, hielt ihr Kandidat Stefan Zimkeit im Wahlkreis Oberhausen II-Wesel I (Dinslaken) die Fahne der Sozialdemokraten hoch: Zimkeit holte den Wahlkreis mit nur geringen Verlusten gegenüber 2017, Dauergegnerin Simone-Tatjana Stehr (CDU) konnte kaum aufholen. Der Gewinner des Tages aber war Niklas Graf: Der Dinslakener Kandidat der Grünen fuhr gegenüber den Landtagswahl 2017 für seine Partei einen zweistelligen Gewinn ein.
Der Tag konnte für Niklas Graf nicht besser beginnen: Mittags stand er noch im Trikot des SuS 09 Dinslaken auf dem Fußballplatz. Graf kickt in der 2. Herren, Kreisliga B – und die besiegte Oberlohberg mit 4:0. Und abends holte er das bislang beste Ergebnis der Grünen im Wahlkreis. „Es ist auch eine kleine Ehre, dass der Erststimmenanteil so hoch ist“, so Graf, der das auch als Würdigung der Ratsarbeit der Dinslakener Grünen vor Ort wertet: „Ein sehr schönes Gefühl für uns alle“, so Graf, der hofft, dass sich das Ergebnis „positiv auf die nächsten Wochen und Monate vielleicht sogar Jahre auswirkt“.
Wie zwei Aufstiege an einem Tag
Graf hatte am Ende des Tages „das Gefühl, dass ich hier zwei Aufstiege auf einmal feiern kann“ – denn mit etwas Glück fehle auch dem SuS nur ein Unentschieden zum Sprung in die nächsthöhere Klasse. Für Verhandlungen mit der CDU auf Landesebene wäre Graf offen – der Wahlkampf mit der CDU in Dinslaken habe schließlich funktioniert.
Das sagen SPD und CDU
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Einen „schönen guten Abend“ wünschte SPD-Mann Stefan Zimkeit am Sonntag nur aus Gewohnheit. Denn eigentlich sei er „schlecht“, der Abend – wenn auch nicht für ihn persönlich, dafür aber umso mehr für die Landes-SPD. Mit so herben Verlusten sei noch am Tag vor der Wahl „nicht zu rechnen“ gewesen, so Zimkeit, offenbar hätten sich viele FDP-Wähler spontan der CDU zugewandt. Die Ursachen sieht er auf Bundes-Ebene. Die Sozialdemokraten seien mit dem Ukraine-Krieg frisch in der Regierung in eine schwierige Situation geraten, landespolitische Themen wie Bildung hätten bei der Wählerentscheidung nur eine untergeordnete Rolle gespielt.
Simone-Tatjana Stehr freute sich „über das Gesamtergebnis der CDU“, an dem „wir alle, die wir Wahlkampf gemacht haben, Anteil haben“. Dass sie selbst gegenüber Stefan Zimkeit wenig aufholen konnte, habe sie „nicht so sehr gewundert“. Sie sei zum dritten Mal gegen Zimkeit angetreten und habe gewusst, was sie erwartet. „Wenn ich mich entscheide, für einen solchen Wahlkreis zu kandidieren, mache ich das nicht für mich, sondern für die CDU.“ Und diese Rechnung sei aufgegangen.
FDP ist „schockiert“
„Schockiert“ war die FDP-Kandidatin Bettina Piechatzek angesichts der herben Verluste der Freidemokraten auf Landes- und auch auf Wahlkreisebene. Vor fünf Jahren holte die FDP 7,5 Prozent der Erst- und 10,1 Prozent der Zweitstimmen im Wahlkreis, nun lagen sowohl der Erst- als auch der Zweitstimmenanteil unter fünf Prozent: „Ich hätte mir mehr gewünscht“ und auch die Prognosen seien „ganz andere“ gewesen, so die Dinslakenerin – die die Ursachen auf Bundesebene ausmacht. Themen wie Impfpflicht, Tempo 130 und das Entfesselungspaket für die Wirtschaft seien „nicht richtig angekommen“. Zudem habe die vielfach kritisierte Landes-Bildungsministerin der FDP mit zwei Jahren Corona eine „schwierige Legislaturperiode gehabt“. Vier Schulmails an einem Freitag seien zwar „unglücklich“, bekennt Piechatzek, aber Errungenschaften wie das neue Fach Wirtschaft oder die Talentschulen seien angesichts dessen untergegangen.
>>So wählte Dinslaken
So schnitten die Kandidaten/Parteien in Dinslaken ab (in Klammern das Ergebnis von 2017). SPD 38,62 % Erststimmen (42,38 %), 35,84 % Zweitstimmen (38,92 %), CDU 28,36 % Erststimmen (28,95 %), 30,15 % Zweitstimmen (25,48 %), Grüne 17,56 % Erststimmen (4,65 %), 15,77 % Zweitstimmen (4,92 %), FDP 5,45 % Erststimmen (8,03 %), 4,93 % Zweitstimmen (11,13 %), Linke 2,90 % Erststimmen (6,81 %), 1,99 % Zweitstimmen (5,55 %), AfD 6,22 % Erst- (7,38 %), 5,65 % Zweitstimmen (9,18 %).