Voerde. Das Logistikpark-Vorhaben im Hafen Emmelsum wurde bei der Bürgeranhörung vor allem im Hinblick auf Arten- und Naturschutzaspekte kritisiert.

Anfang April hat der Stadtrat den ersten planerischen Schritt dafür eingeleitet, im Bereich des Hafens Emmelsum einen Logistikstandort zu entwickeln. Es geht um eine knapp 180.000 Quadratmeter große Fläche, an die im Westen das Aluminiumwerk der Firma Trimet angrenzt und im Osten die Weseler Straße. Der Investor Greenfield Development möchte dort einen Logistikpark anlegen, der etwa 75.000 Quadratmeter Lager-und Produktionsflächen, circa 7500 Quadratmeter Mezzanineflächen (Arbeits- und Büroflächen, die sich auf Zwischenetagen oberhalb der Hallen befinden), 6700 Quadratmeter Büro- und Sozialflächen sowie 420 Pkw-Stellplätze beinhalten soll. Bei einer Bürgeranhörung im Rathaus stellten Vertreter der Stadt zusammen mit der Düsseldorfer Firma sowie Raum-und Landschaftsplanern die Pläne vor. Rund 25 Bürger folgten den Ausführungen und äußerten im Anschluss reichlich Kritik an dem Vorhaben.

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Ein Anwohner der Weseler Straße fühlte sich vor vollendete Tatsachen gestellt, dass er bald an einem Hafen- und nicht mehr an einem Industriegebiet wohnen solle. Außerdem zweifelte er das Verkehrsgutachten an, das vorsieht, dass täglich knapp 1500 Fahrzeuge zum Logistikpark hin-und zurückfahren sollen. „Die B 8 ist jetzt schon überfüllt und wenn ich dann sehe, dass über die eine kleine Straße nur fünf bis zehn Prozent über Spellen abgeleitet werden sollen, wie wollen Sie das denn machen?“, fragte der Anwohner.

Christiane Otto-Böhm, Anwohnerin aus Spellen, bezeichnete auch unter anderem das Verkehrsgutachten als fragwürdig: „Ich glaube, die Knotenpunkte und die Leistungsfähigkeit dieser Straße müssen gerade unter Berücksichtigung der umliegenden Gewerbegebiete noch einmal detailliert geprüft werden.“ Außerdem regte Otto-Böhm an, dass bei rund 600 Arbeitsplätzen, die in dem Logistikpark entstehen sollen, nicht nur zahlreiche Parkplätze gebaut werden sollten, sondern auch ein ÖPNV-Anschluss in Betracht kommen sollte. „Wir haben ein großes Gewerbegebiet mit vielen Arbeitsplätzen, aber man kommt mit dem Bus nicht dahin.“

Einwand: Fläche stellt „für Voerder Verhältnisse ein Kleinod“ dar

Henning Kapp, stellvertretender Vorsitzender der Jagdgenossenschaft Voerde, äußerte, dass er mit der Pflege des Grünbereichs rund um den Hafen lange vertraut sei „und ich habe die Entwicklung dieses Bereiches sehr gut im Auge. Was mich ein bisschen stört, ist, dass wir so tun, als würden wir von einer Agrarwürste sprechen, aber das ist nicht der Fall. Wir haben es mit einer Fläche zu tun, die für Voerder Verhältnisse ein Kleinod darstellt, weil dort ein Zusammenspiel zwischen Agrarfläche und Gehölzstreifen ist“. Darüber hinaus gebe es – zwar künstlich angelegt – auch einen Grünstreifen.

„Wir müssen konstatieren, dass wir dort einen Wanderfalken haben, was bisher sehr oberflächlich betrachtet wurde. Dort lebt die letzte Kette Rebhühner, die es in Spellen noch gibt. Es ist sogar so, dass wir im letzten Jahr Kraniche gesehen haben, die dort gerastet haben“, betonte Kapp insbesondere Arten-und Naturschutzaspekte. „Davon werden wir uns – genauso wie vom Fischadler und vom Biber – verabschieden müssen, wenn wir jetzt eine Hafenerweiterung machen“, merkte Kapp an.

Johannes Pappas, Anwohner aus Emmelsum, führte aus, dass die Flächenversiegelung in Voerde in den vergangenen Jahren rigoros gewesen sei und dass man auch auf Karten sehe, dass die Stadt Voerde insgesamt sehr wenig Waldflächen habe. „Wie kann es sein, dass eine Stadt wie Voerde, die überhaupt keinen nennenswerten Wald hat, das bisschen, was sie hat, noch unter den Hammer bringt?“ Für Pappas stellt sich die Frage nach dem Anteil der Versiegelung in Voerde, der erheblich höher sei als der Landesdurchschnitt in NRW.

Franziska Verhülsdonk, Geschäftsführerin der Kreisbauernschaft Wesel, stellte unter anderem die Frage, wie viele der bisher realisierten Logistik-Standorte mit Photovoltaik-Anlagen auf den Dächern ausgestattet seien und wie die Planung für Voerde diesbezüglich sei. Jan-Gerd Bach, Geschäftsführer bei Greenfield Development, entgegnete, dass möglichst 100 Prozent der ausnutzbaren Flächen mit PV ausgestattet werden sollen.

Insgesamt stehen die Anwohner dem Projekt sehr skeptisch gegenüber und es wird bis zur finalen Entscheidung wohl noch einige Diskussionen geben.

>>Info: Weiter Stellungnahmen möglich

Vom 9. bis 20. Mai gibt es die Möglichkeit, Stellungnahmen zum Thema Logistikpark Hafen Emmelsum abzugeben. Ulrich Neßbach, Vorsitzender des Stadtentwicklungsausschusses, sagte zu den Bürgern: „Wir sind noch ganz am Anfang. Wir werden noch mehrfach mit diesen Dingen betraut werden und Sie werden auch noch mal zu den Ausschüssen kommen und ihre Anregungen und Bedenken kundtun können.“ Auf dem Weg bis zum Satzungsbeschluss seien es noch mehrere Schritte und so gebe es noch weitere Beteiligungsmöglichkeiten, ergänzte die Erste Beigeordnete Nicole Johann. Weitere Informationen und Kontaktdaten gibt es unter www.voerde.de/de/inhalt/planungen-und-beteiligungen/.