Voerde. Der Voerder Peter Diederichs (mittlerweile 81) erzählt in einem Buch von seiner abenteuerlichen Reise, die er vor fünf Jahren unternahm.

Durch die Schluchten des Balkan und durchs Land der Skipetaren – alle Karl-May-Fans kennen die Abenteuer von Kara ben Nemsi und Hadschi Halef Omar, die mit ihren Freunden die Bande des Schuts unschädlich machen wollten. Das nun hatte Peter Diederichs, Pfarrer im Ruhestand, nicht vor. Auch wollte er den Spuren jener Jugendhelden nicht folgen – doch Karl May tauchte immer wieder bei seiner Reise auf. So schon gleich zu Beginn der eigentlichen Tour in Triest und dem Schloss Miramare, das Karl May in seinem 78. Band als Schauplatz einiger Abenteuer um den Wurzelsepp und Märchenkönig Ludwig beschrieb. „Das wusste ich gar nicht“, sagt der reisefreudige Rentner.

Schlusspunkt in Griechenland

Natürlich sei ihm in Albanien der Gedanke an Karl May gekommen, aber ursprünglich hatten ihn Kriegsflüchtlinge auf die Idee gebracht, eines Tages mit dem Rad den Balkan zu erforschen. „Natürlich war ich schon öfters dort, aber immer war der Balkan nur ein Durchreiseland für mich“, erzählt Diederichs. In Kroatien sei er vorher schon mit dem Rad gewesen, Donauabwärts gefahren, durch Bulgarien führte eine Tour.

„Ich entdecke immer wieder gerne etwas Neues und das am liebsten mit dem Fahrrad“, berichtet er. Seine Reiseerlebnisse durch den Balkan hat er als Buch veröffentlicht, um andere daran teilnehmen zu lassen und wieder andere anzuspornen, es ihm gleich zu tun. Und da nun die Radsaison wieder beginnt – vielleicht folgt ja jemand den Spuren des Voerders von Triest, wohin er mit dem Zug fuhr, weiter durch Kroatien, Bosnien-Herzegowina, Serbien, dem Kosovo und Mazedonien, durch Albanien bis hin nach Igoumenitsa in Griechenland, dem Schlusspunkt seiner Reise.

Oben angekommen, bietet sich ein Blick über die bergige Landschaft.
Oben angekommen, bietet sich ein Blick über die bergige Landschaft. © PR | Privat

Wie kommt man nur darauf, sich diese Qual anzutun? „Reisen mit dem Auto sind mir zu langweilig. Vom Rad herunter erlebt man einfach mehr“, erzählt der inzwischen 81-Jährige. Und gibt zu: „Meine innere Stimme hat mir allerdings auch so manches mal zugeflüstert, ich sei verrückt, mit 76 Jahren diese Strecke abzufahren.“ Nicht mit einem E-Bike übrigens, sondern mit einem normalen Rad, das mit Muskelkraft betrieben wird. Doch Diederichs hat Erfahrung, befuhr in früheren Jahren zahlreiche Länder Europas mit dem Rad, selbst in den USA war er unterwegs.

Wie eine „arme Socke“ schaut er bei seiner Tour aus, wie „ein Aussteiger“, bei dem nichts zu holen ist. Das sei wichtig, wenn man sich alleine auf eine Fahrt durch Gegenden macht, in denen die Armut und Not der Bewohner offensichtlich sind. Jeden Tag auf der Suche nach einer Unterkunft, die natürlich nicht vorher gebucht wurde. Wege suchend, die Berge hinauf und wieder hinunter, an Seen und Flüssen vorbei, durch Städte – das Deutschlandfähnchen flattert munter im Wind. Und beschert ihm so manch schönes Zusammentreffen mit den unterschiedlichsten Menschen, die ihren Wagen anhalten, um ein paar Worte mit ihm zu sprechen, die ihn gar einladen.

Dann ist da noch die Sache mit dem Geld, das ihm ständig ausging, das, wie könnte es anders sein, er aber nicht immer sofort ersetzen konnte. „Ich hatte zwar Bargeld und Karte mitgenommen, doch die PIN-Nummer hatte ich daheim vergessen“, erzählt er und lacht. In den Großstädten war alles kein Problem, da reichten Visa und Mastercard ohne Geheimnummer, in kleineren Orten und in den meistens vertretenen Banken aber nicht.

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Einmal musste Peter Diederichs sich von seiner Frau 300 Euro überweisen lassen, ein anderes Mal konnte er seine Hotelrechnung nicht per Karte begleichen, Bargeld war nicht mehr vorhanden. Was also tun? Der Hotelier behielt die Ruhe, nahm den Touristen bei der Hand, ging mit ihm in einen Supermarkt und kaufte Waren für sein Hotel ein, in der Summe, die ihm Diederichs schuldete. Dort im Supermarkt funktionierte die Karte ohne PIN.

Rund 80 bis 100 Kilometer fuhr Peter Diederichs pro Tag. Am Ende hatte er insgesamt 1600 Kilometer mehr auf dem Tacho. Zeit, um sich die Sehenswürdigkeiten der Umgebung anzuschauen oder in den Orten zu verweilen, blieb ihm dabei kaum. „Das alles habe ich vor drei Jahren nachgeholt“, erzählt er.

Und die nächste Reise? „Jetzt bin ich 81 Jahre alt, ich weiß nicht, ob es noch zu einer großen Tour reicht. Das überlege ich noch. Aber so nach Dresden, das mache ich öfters.“ Sind ja gerade mal etwas mehr als 600 Kilometer Landstraße. Ein Klacks für Peter Diederichs.

>>Info: Der Lesestoff zur Reise

Das Buch „Balkan per Rad“ ist erschienen über Books on demand und ist in den Voerder Buchhandlungen „Lesezeit!“ von Sabine Friemond und „Buch & Präsent“ von Mila Becker für 14,99 Euro erhältlich. Eine kurzweilige Lektüre über eine fast unmögliche Reise, über eine Herausforderung.