Voerde. Alle im Voerder Stadtrat vertretenen politischen Kräfte rufen zur Teilnahme an der Solidaritätskundgebung am Samstag für die Ukraine auf.

Die Fenster des großen Sitzungssaals am Rathaus werden am frühen Samstagabend, 26. Februar, in den Landesfarben der Ukraine beleuchtet sein. Es ist nicht das einzige Signal der Solidarität mit den Menschen, gegen deren Land russische Truppen in der Nacht zu Donnerstag einen Angriffskrieg eröffneten: Die im Stadtrat vertretenen politischen Kräfte – SPD, CDU, Grüne, FDP, WGV, Die Partei und Die Linke – rufen die Bevölkerung für den heutigen Samstag, 18 Uhr, zur Teilnahme an einer Kundgebung auf dem Rathausplatz auf.

Deren Motto lautet „Voerde für den Frieden“, sagt Stefan Weltgen, Chef der SPD und einer der Sprecher der gemeinsamen Solidaritätsaktion. 38 LED-Scheinwerfer werden von innen heraus die Fenster des Sitzungssaals in Blau und Gelb erleuchten lassen – als gemeinsames Zeichen der Solidarität mit der Ukraine, die der Stadtrat aussendet. Die von der Firma „setcon“ installierte Beleuchtung wird auch am Sonntagabend zu sehen sein, bevor sie am Montag wieder abgebaut wird, wie der SPD-Ratsherr Stefan Schmitz erklärt.

Bürgerinnen und Bürger mögen Kerzen mitbringen

Die Bürgerinnen und Bürger sind aufgerufen, am Samstag eine Kerze mitzubringen – am besten ein Grablicht, weil dieses windgeschützt ist. Auf den Boden des Rathausplatzes wird ein großes Friedenszeichen aufgemalt, an dem die Kerzen dann platziert werden, kündigt Stefan Weltgen an. Auch wird es bei der Solidaritäts- und Friedenskundgebung am Samstag verschiedene Redebeiträge geben: Geplant ist, dass Bürgermeister Dirk Haarmann das Wort ergreifen wird wie auch Pfarrerin Susanne Jantsch von der evangelischen Kirchengemeinde Spellen-Friedrichsfeld und eine Presbyterin, die Stefan Weltgen zufolge familiäre Kontakte in die Ukraine hat. Caritasdirektor Michael van Meerbeck wird sich ebenfalls äußern – wie auch ein Deutsch-Leistungskurs am Voerder Gymnasium, der einen eigenen Text vortragen werde. Auch Marlies Wellmer von der ehemaligen Friedensgruppe Voerde möchte etwas sagen.

Markus Gehling wird die Sicht des ukrainischen Priesters Mykhailo Fetko auf die Situation in seinem Land schildern. Der Pastoralreferent der katholischen Kirchengemeinde St. Peter und Paul kennt den Geistlichen seit einigen Jahren. Fetko ist Priester der ruthenisch-katholischen Eparchie Mukatschewo in Ushgorod im äußersten Westen der Ukraine und arbeitet, wie Markus Gehling erklärt, aktuell in der katholischen Seelsorge in Deutschland. Während der Kundgebung gilt die Pflicht, eine medizinische oder eine FFP2-Maske zu tragen.

Voerder Parteien beziehen Stellung

Das Entsetzen über das Vorgehen Wladimir Putins ist groß: Der russische Machthaber führe einen „niederträchtigen und skrupellosen Angriffskrieg gegen die Ukraine und gegen die Demokratie“, kommentierten am Donnerstag die Voerder Grünen auf ihrer Facebook-Seite. Auch die CDU bezog am Tag des Einmarsches russischer Militärs in das Nachbarland in dem sozialen Medium Stellung: „Wir sind an einem Punkt in unserer Geschichte, von dem viele geglaubt und gehofft haben, ihn nicht mehr erleben zu müssen: Es herrscht Krieg in Europa.“ Die FDP Voerde verurteilt Putins Einmarsch „aufs Schärfste“ und konstatiert: „Nach 77 Jahren Frieden in Europa sind wir einem Krieg so nah wie nie zuvor. Nie wieder darf es in Europa zu einem Krieg kommen.“ Die Linke fordert „Die Waffen nieder!“ und sagt „Nein zum Krieg, nein zum Völkerrechtsbruch durch Russland – für Deeskalation und Abrüstung.“

Nach der „ersten Schockstarre“ über die Nachricht des russischen Angriffs auf die Ukraine sei man zu der Erkenntnis gelangt, „wir müssen etwa tun“, erklärt Stefan Weltgen die Entscheidung, innerhalb kürzester Zeit eine Kundgebung auf dem Rathausplatz zu organisieren. Der Voerder SPD-Chef bezeichnet den Einmarsch Russlands in das Nachbarland als einen „Tag der Zeitenwende“, es war für ihn das gleiche Lebensgefühl wie bei 9/11, dem 11. September 2001, als bei den Terroranschlägen in den USA Tausende Menschen starben: „Ab jetzt ist die Welt eine andere.“ Angesichts der Aussagen Putins, dass allen, die sich von außen in den Konflikt einmischen, Konsequenzen Russlands drohen, die sie in der Geschichte noch nie erlebt hätten, könne man nur besorgt sein. Weltgen hofft, „dass das ein taktisches Manöver war“.