Dinslaken. Nach dem Einmarsch in die Ukraine: Geflüchtete Menschen berichten darüber, dass sie, weil ein Krieg ausbrach, ihre Heimat verlassen haben.

Es fällt ihnen schwer, angesichts der Ereignisse in der Ukraine zu erzählen. Sie kommen nicht aus diesem Land, leben selbst seit einigen Jahren in Dinslaken. Aber sie haben ihre Heimat verlassen müssen, weil dort ein Krieg ausgebrochen war. Es ist davon auszugehen, dass nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine Menschen flüchten werden.

Albina sitzt am Tisch der Caritas- Anlaufstelle für Integration. Sie ist im Kosovo geboren, hat 2014 das Land verlassen. Die Bevölkerung leidet noch heute unter dem Krieg, auch wenn die Waffen schweigen. Die heute 23-Jährige war gezwungen, das Land zu verlassen, hat ihre Familie und ihre Freunde zurückgelassen. Immer wenn ein Krieg ausbricht, werde das Leben der betroffenen Menschen schwierig, sagt sie. Krieg führt dazu, dass Menschen ihre Heimat aufgeben, flüchten. Sie kam nach Deutschland, konnte hier die Schule besuchen, eine Ausbildung beginnen, arbeitet heute als Kinderpflegerin. „Die Menschen sollen die Hoffnung nicht aufgeben“, sagt sie.

Damit hat man nicht gerechnet

Die Nachrichten über den Einmarsch in die Ukraine, der Beginn des Krieges, sorgt bei vielen, die so etwas schon erlebt haben, dafür, dass alte Wunden aufbrechen. Man wollte an diesem Morgen als Caritas appellieren, dass es nicht zum Krieg in der Ukraine komme. Man habe nicht damit gerechnet, dass Putin über Nacht zuschlägt, die Soldaten in Marsch setzt, so Caritasdirektor Michael van Meerbeck. „Wir wollten mahnen“, fügt er hinzu. In den vergangenen Wochen sei viel über den steigenden Gaspreis geredet, diskutiert worden. „Wir haben hier Probleme, über die die Menschen in den Kriegsländern nur lachen können“, meint van Meerbeck.

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Eine Frau aus Syrien berichtet, dass sie, als sie das Land verließ, zu ihrer Mutter sagte, es sei nur für ein Jahr. Zwölf sind es nun, denn die Situation in Syrien sei immer noch vom Krieg bestimmt, auch wenn er nicht mehr die Schlagzeilen bestimme. Als der Krieg ausbrach, habe man gedacht, er dauere zwei Wochen, zwei Monate. „Ich habe nicht damit gerechnet, dass er zehn Jahre dauert“, sagt sie. Und sie erinnert an ihren neunjährigen Neffen, der in Syrien aufwächst. Für ihn ist der Kriegszustand Normalität, er kennt nichts anderes.

Menschen werden flüchten

Caritasdirektor Michael van Meerbeck mahnt an, dass man sich hier Gedanken darüber machen soll, „was auf uns zukommt“. Menschen werden die Ukraine verlassen, werden vor dem Krieg flüchten. Und er verweist auf geflüchtete Menschen, die in Belarus in einer ungeheizten Halle untergebracht sind, um die sich eine Schwesterorganisation der Caritas und das DRK kümmern.

Aber auch bei den Mitarbeitern der Caritas kommen Erinnerungen hoch, wie van Meerbeck sagt. An das Jahr 2015, als geflüchtete Menschen nach Dinslaken kamen, sie versorgt und untergebracht werden mussten. Jetzt werde bewusst, was die Mitarbeiter jeden Tag leisten, denn sie hören auch zu, wenn die Menschen von ihren Erlebnissen berichten, vom Krieg in ihrer Heimat, von ihren Erlebnissen auf der Flucht.