Voerde. Ab Mittwoch steuern das Dreigestirn und eine Abordnung des VKV und des MGV „Eintracht“ Spellen Kitas, Grundschulen, Altenheime und mehr an.

Den letzten richtigen Sturm der jecken Damen aufs Rathaus hat Bürgermeister Dirk Haarmann vor zwei Jahren erlebt: Da versuchte der Verwaltungschef, sich den Närrinnen und ihrem Gefolge als Pilot in den Weg zu stellen und seine Macht zu verteidigen. Dann kam Corona. Und wie schon 2021 werden auch in diesem Jahr pandemiebedingt an Altweiber Närrinnen nicht im Pulk Kurs auf das Gebäude der Stadtverwaltung nehmen.

Wenn nun aber deren Chef meint, er könne die Macht einfach behalten, hat er die Rechnung ohne Lisa Hüsken vom 1. Voerder Karnevalsverein (VKV) und Pia Awater von der Karnevalsabteilung des MGV „Eintracht“ Spellen gemacht. Schon 2021 hatten sie im Namen der sonst an Altweiber vielen Jecken die Herausgabe des Rathausschlüssels erwirkt. Dabei hatten die beiden leichtes Spiel: Der Bürgermeister ließ den Schlüssel zur Macht kontaktlos per Seil zu Boden und entledigte sich der Krawatte mit der Schere selbst.

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Leichtes Spiel – das soll er indes auch diesmal nicht haben: Pia Awater und Lisa Hüsken – federführend für den alternativen Rathaussturm zuständig – werden ihm knifflige Rätsel aufgegeben. Die muss der Bürgermeister im Duell mit einem Mitglied des Dreigestirns lösen. Die Fragen haben Lisa Hüsken und Pia Awater im Zusammenspiel mit anderen Karnevalisten, die Vorschläge lieferten, zusammengetragen.

Aufgrund der Corona-Pandemie sind auch der Sitzungskarneval und der Tulpensonntagszug in der laufenden Session abgesagt. Dennoch stehen für das Dreigestirn Prinz Florian I. (Florian Lützler), Bauer Pippo I. (Petrick Markert) und Jungfrau Benny I. (Benny Sattler) und die mitreisende Abordnung des VKV und des MGV „Eintracht Spellen“ in dieser Woche ab Mittwoch bis Rosenmontag – etliche Termine an: Grundschulen, Kindertagesstätten, Seniorenheime, Geschäfte, Abteilungen von Sportvereinen und einige Privatadressen werden angesteuert und ihnen wird Karneval quasi nach Hause gebracht.

Schließlich soll das Brauchtum trotz der coronabedingten Absage von Sitzungen und Zug präsent bleiben. Und: „Wir sind auf einer Mission“, sagt Martin Scholz, erster Vorsitzender des VKV: den Menschen „Frohsinn zu bringen“. Dabei zieht es sie auch ins benachbarte Dinslaken. Martin Scholz ist überrascht über die große Resonanz auf das Angebot, dass das Dreigestirn nebst närrischer Delegation zu einem Besuch vorbeikommt. „Man merkt, die Leute brauchen Abwechslung. Sie möchten reden, Farben sehen, sie möchten Freude haben“, erklärt der erste Vorsitzende des VKV.

Jeden Morgen geht es vorher zum Coronatest

Die meisten Termine der Karnevalisten finden draußen statt – was ihnen auch „lieber“ ist. Mit im Gepäck haben sie Musik und Kamelle. Knapp 1600 kleine Papiertüten mit Süßigkeiten werden für die Besuche gepackt – mit Aufklebern vom VKV und vom MGV „Eintracht“ Spellen versehen. „Um zu dokumentieren, dass wir das zusammen machen. Das ist eine komplette Gemeinschaftsproduktion“, erklärt Scholz.

Die Süßigkeitentüten werden ihren Empfängern entsprechend gefüllt. Und: Jede Altersgruppe habe ihre eigene Karnevalsmusik, so Scholz. Auch das soll während der Besuche Berücksichtigung finden. Bevor es zu den einzelnen Stationen geht, lassen sich die Karnevalisten jeden Morgen bei „Physio aktiv“ in Möllen auf das Coronavirus testen, wie Scholz berichtet.

Ausklingen wird die karnevalistische Woche dann an Rosenmontag in Spellen. Dort gibt es ein Walk and Talk: Die Jecken laufen durch den Ort – wieder haben sie Musik dabei – und klopfen bei einigen Geschäften an.

>>Info: Am Rathaus sollen die VKV-Fahnen gehisst werden

Zum ersten Mal hat Voerde ein Dreigestirn, das als gemeinsamer Vertreter des VKV und der Karnevalsabteilung des MGV „Eintracht“ Spellen agiert.

Wenn es das Wetter zulässt, sprich, es nicht zu windig ist, sollen am Altweibertag (Donnerstag, 24. Februar) am Rathaus wieder die Fahnen des VKV gehisst werden. Damit wird dokumentiert, wer während der jecken Tage in Voerde das Sagen hat.