Voerde. Veranstalter ist erleichtert, dass Budenzauber am Wasserschloss Haus Voerde stattfinden kann. Bürgermeister zollt Verein allergrößten Respekt.
Die Allee in Voerde am frühen Freitagnachmittag: Einige Besucher tummeln sich schon auf dem Haupt- und dem Rundweg im Park, an denen Holzhütten, Wagen und Stände stehen. Anbieter von Hobbyhandwerk, Speisen und Getränken und mehr warten auf die Besucher. Nahe dem Freibad – einem der beiden Haupteingänge – wird der 2G-Nachweis kontrolliert: Nur wer geimpft oder genesen ist, hat Zutritt zum Weihnachtsmarkt am Wasserschloss Haus Voerde. Dann bekommen die Besucher ein rotes Bändchen um das Handgelenk gebunden – und das Flanieren kann beginnen.
Kontrollen auch auf dem Gelände
„Wir haben immer daran geglaubt, die Veranstaltung machen zu können“, sagt Stefan Schmitz, der auf der großen Bühne steht und auch das lange Bangen nicht verhehlt, hörbar erleichtert. Der Vorsitzende des veranstaltenden Vereins weist auf das gute Hygienekonzept hin und darauf, dass der Budenzauber „an der frischen Luft“ stattfindet. Auch kündigt Schmitz Kontrollen der 2G-Regel auf dem Areal an, bevor er nach seinem Dank an die vielen Sponsoren und an das Ordnungsamt der Stadt das Wort an den Bürgermeister übergibt.
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Dirk Haarmann erklärt, dass der Verein „Weihnachtsmarkt am Wasserschloss Haus Voerde“ sich die Entscheidung fürwahr nicht leicht gemacht habe. Der Chef im Rathaus zollt ihm den „allergrößten“ Respekt dafür, die Verantwortung auf sich zu nehmen. Die weitergehende Regel 2Gplus (geimpft oder genesen und dazu getestet) lasse sich bei solch einem Format nicht gewährleisten, meint Haarmann. Die Besucher selbst aber könnten überlegen, ob sie vor dem Gang über den Weihnachtsmarkt einen Test machen lassen wollen. Haarmann spricht auch die intensiven Diskussionen an, die darüber geführt würden, warum der Budenzauber trotz der angespannten Pandemielage veranstaltet wird. Andere Haltungen in der Frage gelte es zu respektieren. Dass im Vorfeld des Weihnachtsmarktes drei Schilder mit Hinweis auf die 2G-Regel angezündet wurden, verurteilt Haarmann als „schäbig“.
Seiner Meinung nach muss es bei Wahrung der Corona-Regeln möglich sein, die Veranstaltung durchzuführen. Er erinnert an die Appelle der Politik, sich impfen zu lassen, teilt die aktuelle Quote der vollständig Geimpften ab 19 Jahren in NRW mit: 83,5 Prozent. Man dürfe es den Menschen nicht nehmen, ihnen ein Stück Freiheit, das für das Gemeinwohl wichtig sei, zurückzugeben.
Die Bühne, die sich ihm nicht nur im wahrsten Wortsinn bei der Eröffnung des Voerder Weihnachtsmarktes bietet, nutzt der Bürgermeister für einen weiteren Appell, sich impfen zu lassen. Dem Veranstalter des Budenzaubers dankt er für den Einsatz: Er wisse, was es bedeutet, den Weihnachtsmarkt auf die Beine zu stellen. Dahinter stehe anstrengende körperliche Arbeit, für die sich das Team eine Woche Urlaub nehme. „Das ist ganz großes Kino, was ihr hier für Voerde veranstaltet“, lobt Haarmann, bevor er den noch bis Sonntag laufenden Budenzauber offiziell eröffnet.
Anders als der Veranstalter war Harald Küpper davon ausgegangen, dass der Weihnachtsmarkt am Wasserschloss Haus Voerde wie schon 2020 auch in diesem Jahr coronabedingt wird ausfallen müssen: „Vor einer Woche bin ich hierher gefahren, um zu schauen, ob die Hütten wirklich stehen“, erzählt er mit einem Schmunzeln. Der Friedrichsfelder gestaltet Lichterbögen. Weil der Budenzauber im vergangenen Jahr nicht stattfand, bestellten viele Kunden eine Arbeit bei ihm.
Keine Lichterbögen mehr auf Lager
Die Folge: Als Stefan Schmitz, Vorsitzender des veranstaltenden Vereins, ihn wegen seiner Teilnahme anrief, hatte Harald Küpper nichts mehr auf Lager. Also legte der Hobbyhandwerker los und fertigte innerhalb von sechs Wochen 13 Lichterbögen an. Zehn Stunden habe er jeden Tag daran gearbeitet – nicht sicher, ob er die Arbeiten beim Budenzauber am dritten Adventswochenende anbieten kann oder „auf den Kosten sitzenbleibt“. Nicht nur das Holz für die Lichterbögen, auch die Elektrik – wie die LED-Lichter – seien deutlich teurer geworden, berichtet der Friedrichsfelder. Er findet die Entscheidung, dass die Veranstaltung stattfindet, gut: „Wir waren ja wie eingesperrt“, sagt er.
Auch Regina Hoffmann ist froh darüber. Sie ist von Anfang an beim Voerder Weihnachtsmarkt am Wasserschloss dabei. Die Hobbyhandwerkerin, die Dekorationskeramik und Pilzobjekte anbietet, ist mit der 2G-Regel draußen einverstanden. Vor die große Bühne etwa würde sie sich allerdings selbst nicht hinstellen, wenn dort viel los ist. Die Voerderin ist gespannt auf die Besucherzahlen, sie fragt sich, ob die Menschen angesichts der aktuellen Pandemielage zum Weihnachtsmarkt kommen werden. Dieser sei in der Vergangenheit immer sehr gut besucht gewesen, sagt sie.
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Von Anfang an dabei ist auch der Stand von Karlheinz Jargon aus Xanten, der „filigrane Holzarbeiten“ anfertigt. „Die Leute sprechen uns darauf an, sie sagen, ,schön, dass der Weihnachtsmarkt stattfindet“, erzählt seine Frau Magdalene. Ihr Mann macht die Sägearbeiten, sie fügt die einzelnen Teile zusammen. Auch die Xantenerin ist froh, dass sie in Voerde sein können. Schließlich hätten sie dafür das ganze Jahr etwas getan. Magdalene Jargon und Lara van Ofen, die sie an dem Stand unterstützt, erzählen, dass die Besucher sehr vorsichtig seien und Abstand halten.
Der Veranstalter hat an verschiedenen Stellen Schilder aufgestellt, auf denen die Bitte steht, eine Maske zu tragen – so wie der darauf abgebildete Weihnachtsmann. Auch die Tafeln, die auf den einzuhaltenden Mindestabstand von 1,50 Meter verweisen, sind passend zur Zeit gestaltet: Schneemann und Rentier kommen sich dort nicht zu nahe. An den Eingängen stehen Spender mit Desinfektionsmitteln, wie auch an den Hütten und an den Ständen. Vielleicht kehrt das alte Gefühl – „das Freie, das Unbeschwerte“, die diesmal fehlen, wie Stefan Schmitz bei der Eröffnung sagt, 2022 wieder zurück.
Der Weihnachtsmarkt öffnet am Samstag, 11. Dezember, um 12 Uhr, Ende ist gegen 22.30/23 Uhr. Weiter geht es am Sonntag, 12. Dezember, ab 11 Uhr. Der Budenzauber endet am letzten Tag um 20 Uhr.