Voerde. Die beiden evangelischen Kirchengemeinden in Voerde werden auf allen Gebieten enger kooperieren müssen. Das betrifft auch die Arbeit der Pfarrer.

Die beiden evangelischen Kirchengemeinden Götterswickerhamm und Spellen-Friedrichsfeld werden in Zukunft enger kooperieren. Auch dies war – neben der beabsichtigten Schließung des Gotteshauses in Möllen Ende 2022 (die NRZ berichtete) – am Sonntag bei der Gemeindeversammlung ein zentrales Thema. Die geplante Zusammenarbeit soll auf allen Gebieten erfolgen, wie Harald Eickmeier, Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinde Götterswickerhamm, erläutert. Ob die engere Kooperation am Ende in eine Fusion mündet, stehe in den Sternen.

Eickmeier führt das 2022 und 2023 anstehende Ausscheiden seiner Kollegen, Pfarrer Gisbert Meier (Spellen) und Pfarrer Christoph Weßler (Voerde), in den Ruhestand an. Die beiden Pfarrstellen würden nur durch eine Pfarrstelle ersetzt. Der betreffende Seelsorger oder die betreffende Seelsorgerin werde schwerpunktmäßig Aufgaben in beiden Kirchengemeinden übernehmen müssen, erklärt Eickmeier. Damit wären vier Pfarrer für die insgesamt 12.000 evangelischen Christen in Voerde zuständig.

Kirche in Möllen: Pfarrer Eickmeier verweist auf enormen Sanierungsaufwand

Auch vor diesem Hintergrund sei der geplante Schritt zu sehen, die Kirche in Möllen aufzugeben. Dort fänden bereits seit 2014 keine regulären Sonntagsgottesdienste mehr statt. Lediglich an Heiligabend und zu besonderen Anlässen würden in dem Stadtteil Gottesdienste gefeiert. Ein weiterer zentraler Aspekt ist der laut Eickmeier enorme Sanierungsaufwand an dem denkmalgeschützten, vor 60 Jahren errichteten Gebäude, den er mit „mindestens 300.000, eher 500.000 Euro“ beziffert.

Außerdem führt die Kirchengemeinde die Personal- und Unterhaltungskosten für die Kirche in Möllen und die darunter befindlichen Gemeinderäume ins Feld – diese lägen bei knapp 90.000 Euro. Darüber hinaus seien in Folge eines „weiteren dramatischen“ Rückgangs der Einnahmen aus der Kirchensteuer „um 30 Prozent“ Entscheidungen über die Zukunft der kirchlichen Gebäude zu treffen.

Eickmeier verweist auf die geburtenstarken Jahrgänge, die aus dem Berufsleben ausscheiden, und den demografischen Wandel: Der großen Zahl alter Menschen stünden immer weniger junge Menschen gegenüber. Die Reaktion der Landeskirche auf die Entwicklung sei, dass pro Pfarrstelle bis zu 3500 Gemeindeglieder in die Zuständigkeit fallen.

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Für die Betroffenheit der Bewohner in Möllen über die Schließung der evangelischen Kirche habe er „großes Verständnis“, sagt Eickmeier: „Das ist keine frohe Botschaft.“ Die Einsparmöglichkeiten bei den kirchlichen Gebäuden für den Bereich der Voerder Innenstadt, Stockum und Holthausen sind ihm zufolge „erschöpft“. Die Gruppen und Kreise aus den drei alten Gemeindehäusern in Voerde (Dietrich-Bonhoeffer-Haus, Rönskenhof und Pavillon an der Voerder Kirche) hätten bereits zusammen mit der Familienbildungsstätte im neuen Katharina-von-Bora-Haus und in Götterswickerhamm eine Heimat gefunden. Anstelle des Pavillons an der Grünstraße werde eine neue Kita entstehen, erinnert Eickmeier.

Die geplante engere Kooperation der evangelischen Kirchengemeinden betrifft nicht nur die Tätigkeit der Pfarrerinnen und Pfarrer, sondern auch die Nutzung der Gebäude, die Bewirtschaftung der Friedhöfe und die Zusammenarbeit in der Kinder- und Jugendarbeit. Auch sollen die Gottesdienste in beiden Kirchengemeinden inhaltlich aufeinander abgestimmt und gemeinsam geplant werden, „um so weiterhin ein vielfältiges Angebot für alle Altersgruppen anbieten zu können“.