Dinslaken. In der Sitzung des Integrationsrates Dinslaken ging es um jahrelanges Warten auf Anträge – und zwischen den Zeilen vor allem um Wertschätzung.

Laut Tagesordnung ging es in der Sitzung des Integrationsrates Dinslaken um die schleppende Bearbeitung von Einbürgerungsanträgen, die Suche nach einem Standort für das Integrationscafé, die Frage nach der Verabschiedung der nach der Kommunalwahl ausgeschiedenen Mitglieder des Integrationsrates. Zwischen den Zeilen ging es aber auch um die Wertschätzung, die die Stadt Dinslaken ihren ausländischen Bürgern entgegenbringt.

Zahlreiche Bürger warten auf die Bearbeitung ihrer Einbürgerungsanträge. Seit Jahrzehnten, hieß es aus dem Gremium, werde der Bereich „vernachlässigt“. 180 Anträge türmen sich aktuell im Arbeitskörbchen der einzigen dafür zuständigen Mitarbeiterin, 80 sind in Bearbeitung. Die Stadt habe, so erläuterten Sozialdezernentin Christa Jahnke-Horstmann und Christiane Wenzel, Leiterin des städtischen Bereiches Bürgerservice, Recht und Ordnung, in dem Bereich einen Personalengpass und die Fallzahlen seien „enorm“ gestiegen. Im Jahr 2020 habe die Stadt schon keine Einbürgerungsanträge mehr angenommen. 63 Menschen wurden im Jahr 2020 eingebürgert, bis September 2021 waren es 45.

Bürger in Warteschleife müssen vier Jahre warten

Integrationsratsmitglied Dr. Rainer Holzborn rechnete die Zahlen hoch: 63 Einbürgerungen im Jahr bedeuten, dass die 260 Bürger, deren Anträge in der Warteschleife seien, vier Jahre warten müssen. In Dinslaken würden rund 7000 Bürger mit ausländischer Staatsbürgerschaft leben, das seien zwölf Prozent der Bevölkerung – und dafür sei eine Stelle „zu knapp". Vielleicht, so regte Holzborn an, „sollte man innerhalb der Verwaltung Personal umsetzen“.

Das sei aufgrund der komplexen Materie nicht ohne weiteres möglich – und würde den sozialen Bereich, in dem das Personal ohnehin knapp sei, schwächen, so Christa Jahnke-Horstmann. Zwei Kolleginnen würden aus der Ausbildung in den Fachdienst Ausländerangelegenheiten wechseln, ein weiterer neuer Kollege werde bei den Einbürgerungen eingearbeitet, zudem solle eine weitere Kollegin zuarbeiten.

Integrationsrat verabschiedet Dezernentin herzlich

Auch bei der Suche nach einem Standort für das Integrationscafé unterstütze die Stadt das Gremium. Derzeit würden mit dem THG Gespräche geführt. Seit fünf Jahren, so merkte Bärbel Radmacher (Grüne) an, treffe sich dieses Café nun in privaten Räumen – ohne, dass die Stadt einen Cent dazu gebe.

Warum die ausgeschiedenen Mitglieder des Integrationsrates nicht in gleicher Form verabschiedet werden wie ausscheidende Ratsmitglieder, wollte Integrationsratsmitglied Ahmad Khartabil noch wissen. Es handele sich doch gleichermaßen um vom Volk gewählte Vertreter – oder nicht? Das könne sie „rechtlich nicht beurteilen“, entgegnete Christa Jahnke-Horstmann, die diese Frage wohl auch nicht mehr beantworten muss. Die Dezernentin scheidet im Dezember aus, es war ihre letzte Integrationsrats-Sitzung. Turhan Tuncel, Vorsitzender des Gremiums, bedankte sich mit Blumen, Präsent und herzlichen Worten für 14 Jahre Zusammenarbeit bei der ausscheidenden Dezernentin. Christa Jahnke-Horstmann betonte, dass ihr das Gremium und dessen Anliegen immer sehr am Herzen gelegen haben – „wir waren im Ziel einig, nur auf dem Weg gab es kleine Unterschiede“.