Dinslaken. Vorsitzender Kurt Simons hat eine Ausbildung zum „ehrenamtlichen Müller“ beendet. „Ich kann jetzt unsere Mühle von A bis Z erklären“, sagt er.

Seit Jahrzehnten engagiert sich der Hiesfelder Mühlenverein um den Erhalt der Wind- und Wassermühle in dem Stadtteil in Dinslaken, hat in liebevoller Kleinarbeit ein beachtliches Mühlenmuseum aufgebaut, führt Besucherinnen und Besucher durch die Räumlichkeiten und erklärt vor allem den Kindern, woher ihr Pausenbrot stammt und wie es den weiten Weg vom Korn auf ihren Teller schafft. Mit ihrem Vorsitzenden Kurt Simons haben sie jetzt auch noch einen „frisch gebackenen“ Müller unter sich. „Das hat allerdings nichts mit einem wirklichen Müller zu tun, zwischen den Ausbildungen liegen Welten“, stellt Simons gleich klar. Er sei lediglich „ehrenamtlicher Müller“, habe eine der Ausbildungen absolviert, die von den verschiedenen Mühlenvereinen organisiert werden.

Bereits vor vier Jahren hatte sich Simons entschlossen, einen derartigen Lehrgang zu belegen. Das war 2018. Wochenende für Wochenende fuhr er nach Kalkar, büffelte dort für seine Prüfungen. Die Zwischenprüfung legte er auch 2019 ab, dann aber kam Corona und alles lag brach. Schließlich machten ihm seine Lehrer Iris und Hans Terhaer den Vorschlag, zu ihnen nach Georgsdorf in die Nähe von Nordhorn zu kommen, um dort die Ausbildung zu beenden. Gesagt, getan. Und endlich, am 11. September dieses Jahres, war es so weit.

Viel über die verschiedenen Mühlen und ihre Zusammensetzung gelernt

„Ich habe viel über die verschiedenen Mühlen und ihre Zusammensetzung gelernt“, erzählt Simons. 160 Stunden hat die theoretische und praktische Ausbildung gedauert, immer samstags. Das bedeutete für ihn morgens um 8.30 Uhr loszufahren, 140 Kilometer pro Strecke, von 10 bis 15 oder 16 Uhr ging der Unterricht, schließlich fand man sich noch einmal zur gemütlichen Abschlussrunde vor den Heimreise zusammen. „Zuerst eben nach Kalkar, dann die letzten drei Monate des Lehrgangs nach Georgsdorf. Das war nicht immer leicht“, so Simons.

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Da seine beiden Lehrer Kontakte in die Niederlande haben, durfte Simons sogar an der Mühle in Winterswijk Hand anlegen. „Zum wirklichen Müller fehlt natürlich jede Menge Wissen, wir wurden eher unterrichtet, wie wir eine Mühle gefahrenfrei betätigen“, erzählt Kurt Simons. Denn so eine Windmühle sei eine nicht ungefährliche Maschine, da sollte man wissen, was man tut, so der Vorsitzende des Mühlenvereins. „Unsere Windmühle in Hiesfeld ist natürlich die tollste und schönste für mich, aber es gibt noch viele andere mit anderen Ausstattungen. Man muss auf die Walz gehen, um sie kennenzulernen, um alles zu begreifen“, ist sich Simons sicher. Dabei geht es ihm nicht nur um die Windmühle, sondern auch um das Museum. Jetzt wisse er über die einzelnen Typen viel besser Bescheid, könne anders auf Fragen reagieren. Nur Bücherwissen habe ihm nicht mehr gereicht. „Ich kann jetzt unsere Mühle von A bis Z erklären, denn jeder Balken hat seine eigene Aufgabe, seine eigene Bezeichnung, ist für die komplette Mühle wichtig.“

Wetterkunde gehörte zum Unterricht

Zum Unterrichtsstoff gehörten daher die unterschiedlichen Techniken, aber auch das Aufsegeln und vor allem die Wetterkunde. „Müller müssen weit im voraus sehen, um nicht vom Wetter überrascht zu werden“, erklärt er. Auch beim kompletten Aufsegeln der Flügel gebe es verschiedene Möglichkeiten je nach Wind. „Außerdem liegen die Wartungsintervalle für eine Mühle bei fünf Jahren, bei Mühlen mit ausgebildeten Müllern können sie zwischen zehn und 15 Jahre betragen. Das spart enorme Kosten,“ sagt Simons im Hinblick auf die Stadt, der die Mühlen gehören.

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Nach zehn bis 15 Jahren aber wären größere Reparaturen unumgänglich. Nicht nur als Vorsitzender auch als Müller sei er nun verantwortlich, wisse jetzt, worauf man bei historischen Gebäuden und insbesondere bei den Mühlen achten müsse. Auch die Betriebssicherheit, wenn sich die Mühle dreht und Publikum vor Ort ist, obliegt dem Müller. Die Ausbildung habe ihm großen Spaß gemacht und viel an Wissen gegeben.

Mehrere Projekte schweben Verein schon vor

„Der Mühlenverein hat in der Vergangenheit unheimlich viel geleistet, davon profitieren wir Jüngeren jetzt. Wir versuchen, das weiterzuführen und neue Aspekte hineinzubringen. Auch dafür war die Ausbildung erforderlich.“ Leider gebe es nicht viele, die sich ehrenamtlich zum Müller oder zur Müllerin fortbilden lassen. Wie jeder Verein hätten auch die Mühlenvereine Nachwuchsprobleme. „Auch wir in Dinslaken. Wir sind fast alle berufstätig und versuchen die anstehende Arbeit auf vielen Schultern zu verteilen. Jeder soll das machen, was er kann und zu einer Zeit, in der er oder sie es leisten können. Die Vereinsarbeit soll Spaß machen.“

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Mehrere Projekte schweben dem Vorsitzenden dabei noch vor. So soll es eine Aktion „Vom Korn zum Brot“ geben, wobei auch das Brotbacken im vereinseigenen Ofen nicht zu kurz kommt. Vor allem aber liegen ihm die alte Handwerks- und Müllerskunst am Herzen. „Ich möchte, dass Lebensmittel wieder wertgeschätzt werden. Brot ist ein solches Lebensmittel und wer es einmal selbst hergestellt hat, wird so schnell nichts mehr wegwerfen.“