Dinslaken. Der Sockel der Hiesfelder Windmühle musste freigelegt werden, weil die Jahrhunderte alten Ziegelsteine verwittert sind. Zwei Gewölbe entdeckt.

Irgendwie nackt erscheint dieser Tage die Hiesfelder Windmühle. Dass die Flügel nicht bespannt sind – geschenkt, aber der Wall ist abgetragen, das schmückende Grün verschwunden. Die Mauern liegen bis auf den Sockel blank. Sandberge türmen sich rund um die Mühle.

„So hat die Windmühle wohl noch niemand gesehen“, begeistert sich Kurt Simons, Vorsitzender des Mühlenvereins. Na klar, seit 200 Jahren umgibt ja auch ein Wall das Denkmal. Erstmals scheint dieser fortgeräumt und dabei tritt so manch Geheimnisvolles zu Tage. Zwei kleine Gewölbe tun sich plötzlich auf, von denen niemand etwas ahnte. „Wir haben keinerlei Erkenntnisse, um was es sich dabei handeln könnte“, sagt Kurt Simons. „Wir wussten zwar, das da irgendetwas sein musste, doch was, das war in keinen Unterlagen vermerkt. Auch ein zugemauertes Fenster ist nun entdeckt worden.“

Allerdings sei unter der Mühle oder auf dem Grund der Mühle einmal ein Bunker gewesen, war doch während des Zweiten Weltkrieges in der Nähe eine Flakstellung. Ob die Eingänge damit zu tun haben? Dann aber müsste der Wall zumindest einmal durchbrochen gewesen sein. Damals sei die Mühle übrigens auch von einer Granate getroffen worden, berichtet Simons.

Es sei interessant zu verfolgen, was alles so erscheint, sobald ein altes Gemäuer frei gelegt wird. Man hatte sich in der Vergangenheit oft gefragt, ob es sich bei der Hiesfelder Mühle vielleicht um eine so genannte Durchgangsmühle handeln könnte. Das heißt, das Fuhrwerk mit dem Korn fährt an einer Seite herein, an einer anderen ohne das Korn wieder heraus. Das kann man nun abhaken – es gibt nur einen Eingang. Die beiden Gewölbe haben damit nichts zu tun. Na ja, ein paar Geheimnisse muss sich solch ein altes Denkmal auch bewahren dürfen. Obwohl Simons hofft, dass Mitarbeiter der Denkmalbehörde Klarheit schaffen können.

Auswirkungen auf das Holz

Freigeschaufelt werden musste der Sockel der Mühle, weil die Jahrhunderte alten Ziegelsteine verwittert sind und dadurch Feuchtigkeit eindringt. Diese wirkte sich inzwischen auch negativ auf das Holz im Inneren der Mühle aus.

Die alte Windmühle in Hiesfeld darf derzeit nicht betreten werden.
Die alte Windmühle in Hiesfeld darf derzeit nicht betreten werden. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

Nach langen Diskussionen innerhalb des Mühlenvereins und mit Fachleuten, soll nun eine Bodenheizung mit Fernwärme den Mehlsöller wärmen und das Problem mindern. Dazu muss der Sockel allerdings erst einmal trocknen, das könne schon zwei Monate dauern. Für die Sanierung ist übrigens die Stadt Dinslaken als Eigentümerin der Mühle zuständig. Der Mühlenverein habe lediglich angezeigt, was getan werden muss. In diesem Zuge wird gleich das Gelände rund um die Mühle und auch das hintere Grundstück neu gestaltet. „Auf der Grünfläche hinter der Mühle soll ein Spielplatz entstehen, der die Mühle zum Motto hat“, berichtet Kurt Simons. Auch das habe die Stadt übernommen. Dafür möchte sich der Mühlenverein bei den Verantwortlichen herzlich bedanken.

Wenn die Trockenlegung im unteren Bereich abgeschlossen ist und saniert wurde, wird der Mühlenhügel neu modelliert. Auf dem die Mühle umgebenden Wall wird ein breiter Weg entstehen, wie er vor 200 Jahren bestanden hat. „Das ist für uns wichtig. Bislang konnten wir die Flügel nur in Südwest-Richtung drehen.“ Zwar sei die Drehvorrichtung für eine Vollumdrehung ausgerichtet, doch ohne Weg ließe sich das nicht bewerkstelligen.

Demnächst also könne der Wind aus jeder Richtung genutzt werden. Das komme der Nutzung der Mühle zugute. Denn eine Mühle, die von Müllern bedient wird, verlängert ihren Wartungsintervall. Deshalb hatten die Mühlen in früherer Zeit auch keine Last mit Feuchtigkeit. „Die Tätigkeiten in der Mühle sorgten und sorgen dort, wo sie noch betrieben werden, für eine gute Durchlüftung“, erklärt der Vorsitzende des Mühlenvereins. Das wirkte sich trocknend auf das Gebäude aus.

Weg vom Korn bis zum Brot

Und die Mühle bei jedem Wind zu nutzen, hat auch etwas für sich. Denn schon heute, wenn sich die Mühlenflügel im Wind drehen, würden Autos halt machen, die Smartphones gezückt werden. Denn wohl niemand kann sich dem Charme einer Windmühle entziehen.

Nach der Sanierung hat sich der Mühlenverein vorgenommen, die Mühle viel mehr zu öffnen, vor allem für Kinder aus den Kindergärten und den Grundschulen. „Wir sind dabei, den kompletten Weg vom Korn bis zum Brot aufzuarbeiten“, so Simons. Was durch eine neue große Getreidemühle und eine Knet- und Siebmaschine unterstützt wird. Bis Ende des Jahren, so schätzt Simons, müsse man sich allerdings noch gedulden, dann sollen die Sanierungen abgeschlossen sein.

Er hofft, dass bis dahin auch die Corona-Pandemie ein Ende gefunden hat, damit man im kommenden Jahr mit allen Freunden der Windmühle das 200-jährige Bestehen feiern könnte. Und das 30-jährige Bestehen des Mühlenvereins nachfeiern kann.

Die Mühle müsste eigentlich auch neu verfugt werden, sonst findet Regenwasser den Weg ins Innere. Doch das muss warten, bis sich neue Fördermittel auftun oder sich Sponsoren finden, die den Mühlenverein unterstützen.

Wer nicht auf einen Rundgang durch die Mühle verzichten möchte, kann sich digital jeder Zeit auf eine historische Reise begeben, per QR-Code oder über den Link: wolowo.de/56447869. Infos unter: muehlenmuseum-dinslaken-hiesfeld.de.