Dinslaken. Das fürchten die Anwohner von Baßfeldshof und Stadtbad, wenn dort die geplanten weiteren Mehrfamilienhäuser mit geförderten Wohnungen entstehen.

„Den Vorwurf der Stigmatisierung von Menschen aufgrund ihrer Meinung, Herkunft, deren Arbeitsverhältnissen oder Gesundheit weisen wir aufs schärfste zurück. Dies entspricht nicht unserem Gedankengut!“ So kommentieren die Anwohner der geplanten Wohnbebauung am Baßfeldshof die Vorwürfe aus dem Planungsausschuss. Dort wurde der Verdacht geäußert, die Argumente der Anwohner, die sich gegen die Bebauung wehren, seien vorgeschoben. Sie wollten mit ihren Protesten lediglich Sozialwohnungen in der Nachbarschaft verhindern.

Das ist geplant

Die Stuttgarter Covivio Immobilien GmbH will auf der Wiese Am Stadtbad vor den achtgeschossigen Hochhäusern drei viergeschossige Gebäude mit jeweils 19 Wohnungen und am Wendehammer neben den viergeschossigen Häusern am Baßfeldshof ein zweigeschossiges Mehrfamilienhaus mit 15 Wohnungen bauen. Ein Drittel der Wohnungen soll – gemäß den Vorgaben des Landes – gefördert werden. Die Pläne werden bereits seit vier Jahren diskutiert – die Anwohner wehren sich dagegen. Sie fürchten ein „Downgrading“ des Wohnviertels, teilen die Vertreter der Anwohner, Oliver Wippermann sowie die Familien Baßfeld und Kerth, der NRZ in einem Schreiben mit.

So argumentieren die Anwohner

In Dinslaken leben etwa 68.000 Einwohner auf einer Gesamtfläche von ca. 47,66 Quadratkilometern, so die Anwohner: Das seien 1400 Einwohner pro Quadratkilometer. Am Stadtbad und Baßfeldshof würden schon jetzt etwa 1.250 Bürgerinnen und Bürger auf 0,13 Quadratkilometern leben. „Dies ist das Siebenfache des Durchschnitts der Stadt Dinslaken“, so die Anwohner. Mit der Nachverdichtung würden mehr als 1350 Einwohner auf der Fläche von 0,13 Quadratkilometern wohnen. Das sei das Achtfache des Durchschnitts in Dinslaken. Am Baßfeldshof und Am Stadtbad herrsche „die größte Bevölkerungsdichte von ganz Dinslaken“, nirgendwo außerhalb der Innenstadt gebe es auf einer solchen Grundfläche „mehr Wohneinheiten als bei uns“, schreiben die Anwohner und fragen: „Dies soll eine ‘verträgliche Nachverdichtung’ sein?“

Charakter einer „Hochhaussiedlung“

Durch die zusätzlichen Gebäude ergebe sich der Charakter „einer sehr engen Bebauung“ beziehungsweise einer „Hochhaussiedlung“. Die „derzeit gefühlte Weitläufigkeit, die trotz der vielen Hochhäuser besteht, verfliegt mit jedem Stein, der gebaut wird.“ Die Stadt würde den Kindern die Spielwiesen und vielen Tieren den Lebensraum nehmen. Die vorhandenen Gebäude würden im Wert gemindert, aus den Fenstern und dem Garten schaue man dann von dort auf eine Hauswand, die zudem Schatten werfe. Lärm, Abgas- und Feinstaubbelastungen würden durch das steigende Verkehrsaufkommen zunehmen: Und die Lärmbelastung Am Stadtbad sei „jetzt schon bei Veranstaltungen in der Eissporthalle und des Schwimmbades erheblich“. Auch würden Parkplätze fehlen.

Anwohner fürchten Wertverlust

Der Wert der vorhandenen Gebäude werde sinken, die Immobilienpreise in einer dann „nicht attraktiven Wohnlage“ fallen. Schon jetzt stünden in der Wohnanlage der Covivio – die umliegenden Häuser mit mehr als 500 Wohnungen gehören der Gesellschaft ebenfalls – immer fünf bis zehn Prozent der Mietwohnungen leer, herrsche eine hohe Fluktuation. Sollte es zu der geplanten Bebauung kommen, würden „sozial oder finanziell starke Anwohner“ dem Blumenviertel den Rücken kehren oder sich erst gar „keine Wohnung in dieser Wohnlage“ suchen, so die Anwohner. „Sozial oder finanziell schwächere Bürger werden Wohnungen am Stadtbad und am Baßfeldshof beziehen. Eine Prognose, wie es dann in 10 bis 15 Jahren in diesem Bereich aussieht ist schwer zu sagen, aber unserer Meinung nach wird dieser Bereich mit hoher Wahrscheinlichkeit ein sozialer Brennpunkt mit vielen Leerständen, Verwahrlosungen und fehlendem Sicherheitsgefühl werden“, heißt es in dem Schreiben.

So geht es weiter

Ob der Stadtrat die Verantwortung übernehme „wenn das Blumenviertel Am Stadtbad und am Baßfeldshof in einigen Jahren zu einem sozialen Brennpunkt geworden ist?“ wollen die Anwohner wissen. Der Planungsausschuss hatte das Thema zunächst verschoben. Der Stadtrat soll nun am 5. Oktober den Baubeschluss fällen.