Voerde. Pünktlich zum Besuch der Jury von „Unser Dorf hat Zukunft“ in Götterswickerhamm kam der Sommer zurück. Womit das Dorf punkten möchte.

Um die üppigsten Geranienkästen und den heimeligsten Dorfplatz geht es bei diesem Wettbewerb schon lange nicht mehr. Aus „Unser Dorf soll schöner werden“ wurde vor 24 Jahren „Unser Dorf hat Zukunft“. Am Dienstag besuchte die Bewertungskommission auf Kreisebene Götterswickerhamm. Und auch, wenn das Augenmerk dabei vor allem auf der „dörflichen Entwicklung“ liegt, wie Heinz-Gerd Franken, SPD-Kreistagsmitglied und Kommissionsvorsitzender, an diesem Tag erläutert, kommt pünktlich zum Jury-Besuch in Götterswickerhamm der Sommer zurück und setzt das Rheindorf in schönstes Sonnenlicht.

Beim Besuch 2017 spielte der Deich auch eine Rolle

Franken kann sich noch gut an den letzten Besuch der Bewertungskommission im Jahr 2017 erinnern. „Damals war auch der Deich ein Thema – aber unter anderen Vorzeichen.“ Denn zu diesem Zeitpunkt wehrte sich das Dorf gegen die Pläne, eine meterhohe Mauer als Schutz gegen den Rhein zu bauen – und damit den Blick auf den Rhein zu verstellen. Diesmal ist Anneliese Rühl, Vorsitzende der AG „Unser Dorf hat Zukunft Götterswickerhamm“, froh und stolz, den nunmehr geplanten mobilen Deichschutz im Dorfkern vorstellen zu können, der – falls finanzierbar – die Möglichkeit eines Dorfplatzes an der Kirche eröffnet.

Die Arbeitsgemeinschaft hat eine Präsentation im Dorf-Gemeinschaftshaus vorbereitet. Auf den Tischen stehen Blumen, es duftet nach Kaffee, für die Jury – bestehend aus Kreistagsmitgliedern sowie Vertretern der Landwirtschaftskammer und Bezirksregierung – stehen Kuchenhäppchen bereit.

Götterswickerhamm und der besondere Einsatz seiner Bürger

Auch um das Haus selbst geht es in der Präsentation. Die Dorfgemeinschaft setzt sich für einen Dorfladen an der Stelle ein. Auch wenn sich laut Machbarkeitsstudie ein reines Lebensmittelgeschäft dort rechnet. Und wenn sich die 512 Menschen in Götterswickerhamm etwas in den Kopf setzen, kämpfen sie auch dafür. Beim letzten Wettbewerb 2017 erhielt das Dorf sogar einen Sonderpreis für den besonderen Einsatz der Dorfgemeinschaft gegen die drohende Deichmauer. Und auch diesmal ist ein Jurymitglied vor allem von der BIG Rheindörfer angetan. Diese ist aus dem Widerstand dagegen entstanden, den Rheindörfern kein Ratsmitglied mehr zuzugestehen und kümmert sich, nachdem dieses Ziel – natürlich! – erreicht wurde, um dorfübergreifende Belange.

Der dörfliche Zusammenhalt wird an vielen Stellen sichtbar: Götterswickerhamm hat eine eigene Whatsapp-Gruppe, ein Begrüßungspaket, um Neubürger zu integrieren, Sitzbänke zum Plauschen, Dorffeste. Reinhard Müller, Vorsitzender SV Wacht am Rhein, spricht – standesgemäß in Uniform – über die Vereins-Aktivitäten für Menschen jedes Alters. Jawohl, auch für die Jugend, die ein Dartturnier ausrichtet. Auch sonst seien die Jugendlichen, betont Bürgermeister Dirk Haarmann auf die Frage der Bewertungskommission, stark in die Vereine eingebunden. Und natürlich packt das ganze Dorf bei Umweltaktionen wie dem „Rhine Clean up“ an. Die Evangelische Kirche, die der Förderverein vor dem Zerfall gerettet hat, spielt nicht nur beim Thema „bauliche Entwicklung“ eine Rolle – sondern auch im Bereich Kultur. Immerhin finden hier regelmäßige Konzerte statt.

Ob es einen Bürgerbus gibt? Dirk Haarmann springt bei der Frage der Jury ein. Weil Voerde lange in der Haushaltssicherung war, sei das nicht möglich gewesen. Banger Moment nach einer Stunde: Der Chef der Bewertungskommission tippt auf die Uhr. Nicht, weil der Vortrag zu langweilig ist, sondern weil kein Dorf mehr Zeit für die Präsentation bekommen soll als andere. Dass Götterswickerhamm so ganz nebenbei nicht nur Zukunft hat, sondern auch schön ist, bestätigt sich beim anschließenden sonnenbeschienenen Rundgang. Geranien inklusive.

>>Hintergrund

Vor vier Jahren setzte sich Xanten-Marienbaum beim Wettbewerb gegen vier Teilnehmer durch. In diesem Jahr sind neben Götterswickerhamm auch Xanten-Marienbaum, Alpen-Veen und Alpen-Bönninghardt auf Kreisebene dabei.

Die Entscheidung über die Gewinner und Sonderpreise fällt die Jury am Freitag.