Voerde. Ursula Frembgen-Bergmeier, Leiterin der Grundschule Friedrichsfeld, geht in den Ruhestand. Ihre Berufswahl hat die heute 66-Jährige nie bereut.

An der Grundschule Friedrichsfeld geht mit dem 31. Juli eine Ära zu Ende: Für die langjährige Leiterin Ursula Frembgen-Bergmeier ist es der offiziell letzte Tag an ihrer Wirkungsstätte, danach beginnt ihr Ruhestand. Bereits kurz vor Beginn der Sommerferien ist sie von Schulrätin Anke Paukovic, Vertretern der Stadt – darunter Bürgermeister Dirk Haarmann und Schuldezernent Jörg Rütten – und den Kollegen verabschiedet worden. Am letzten Schultag ging sie durch die Klassen, um auf Wiedersehen zu sagen. Eine große Feier war wegen der Pandemie nicht möglich. Dass es coronabedingt auch kein letztes Schulfest, keinen letzten Martinszug gab, dem kann die 66-Jährige am Ende für sich persönlich auch etwas Gutes abgewinnen: „Das hat mir viel Wehmut erspart“, sagt sie.

Sie sei „super gerne Lehrerin und Schulleiterin“ gewesen. Doch nach 41 Jahren, die sie an der Grundschule Friedrichsfeld tätig war – davon fast 25 in der Leitungsposition – sei es nun auch gut und an der Zeit, die Verantwortung in andere Hände zu legen, sagt Ursula Frembgen-Bergmeier. Wer ihre Nachfolge antritt, steht noch nicht fest. Zunächst wird Konrektorin Eva Noll die Leitung kommissarisch übernehmen. Ursula Frembgen-Bergmeier möchte auch über den 1. August hinaus noch für ihre Schule ansprechbar sein. Zudem wird sie sich weiter im Förderverein engagieren, wo sie die Aufgabe der Schriftführerin hat. „So bleibe ich der Schule noch ein bisschen erhalten – nur auf einer anderen Position“, sagt sie.

Eine herausfordernde Zeit

In den letzten eineinhalb Jahren ihrer beruflichen Laufbahn durchlebte die Grundschulleiterin noch einmal eine für Schüler, Lehrer und Eltern sehr herausfordernde Zeit. Ursula Frembgen-Bergmeier lobt ihr Team. Man habe sich trotz Corona nicht unterkriegen lassen. 60 bis 70 Kinder hatte die Grundschule Friedrichsfeld in der Notbetreuung. Die Eltern – beide berufstätig oder gar alleinerziehend – seien „schwer gebeutelt“. Die Pädagogin hofft nun für alle Seiten, „dass da Ruhe reinkommt“.

Noch schlimmer als die zurückliegenden eineinhalb Jahre jedoch fand Ursula Frembgen-Bergmeier jene Zeit, als „von jetzt auf gleich“ einige Klassen in die damals auslaufende Parkschule umziehen mussten. Grund: Die Stadt hatte das Obergeschoss im Altbau gesperrt, da die Tragfähigkeit des Daches nicht mehr nachweisbar war. Das war im Dezember 2013. Im Rahmen der im Altbau der Grundschule anstehenden Arbeiten wurde die Dachkonstruktion erneuert. Außerdem wurde ein neuer Gebäudeteil errichtet.

Seit Juni 2016 sind alle Klassen wieder an der Hugo-Mueller-Straße. Bis dahin hatte die Grundschule zweieinhalb Jahre zwei Standorte. „Das war ein ganz schöner Spagat“, erinnert sich Ursula Frembgen-Bergmeier an die viele Pendelei, die dadurch verkomplizierte Gestaltung der Stunden- und Vertretungspläne. Diese Zeit sei schwieriger als die durch Corona bestimmte gewesen. Gemeinsam an einem Standort überlegen zu können, wie man Dinge macht, sei einfacher.

Jahrgangsübergreifender Unterricht

Als Ursula Frembgen-Bergmeier im Jahr 1980 nach ihrem Studium in Aachen und zwei Vertretungsstellen andernorts als junge Lehrerin nach Friedrichsfeld kam, war ihre Wirkungsstätte noch neben der damaligen Parkschule in der Ortsmitte ansässig – unter dem Namen Elisabethschule. Ende der 1980er Jahre erfolgte der Umzug an die Hugo-Mueller-Straße, im Laufe des nächsten Jahrzehntes wuchs die Schule von zwei- auf dreizügig an. 2011 erfolgte die Umwidmung von einer katholischen zu einer nichtkonfessionellen Grundschule.

Seit 2006 läuft dort jahrgangsübergreifender Unterricht. Dies bedeutet, dass in einer Klasse vier verschiedene Jahrgänge sitzen. Der Anstoß dazu kam vom Land. Ursula Frembgen-Bergmeier sieht hier viele Vorteile: „Uns war wichtig, dass die Kinder im Lernverbund bleiben, auch wenn sie die Lernziele nicht erreicht haben oder darüber hinaus sind“, sagt die langjährige Grundschulleiterin. Auch würden die Kinder von Anfang an lernen, Rücksicht zu nehmen. Und: „Die Kleinen gucken sich viel von den Großen ab.“ Die Lehrer hätten mehr Zeit für das einzelne Kind. An der Grundschule Friedrichsfeld gibt es jedoch auch jahrgangsgebundenen Unterricht: drei von fünf Stunden Mathematik zum Beispiel oder Sport und Schwimmen.

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Die Entscheidung, Grundschullehrerin zu werden, habe sie nie bereut – auch nicht die, eine Leitungsposition zu übernehmen. Letzteres sei für sie damals ein „ziemlicher Akt“ gewesen: als Mutter einer kleinen Tochter, mit einer Klasse und einer halben Fachleiterstelle. Ohne Wenn und Aber würde sie alles wieder genauso machen. Das Gefühl, etwas Sinnvolles zu tun und Kindern helfen zu können, ihren Weg in ein eigenes Leben zu finden, hat sie als erfüllend empfunden. „Es ist ein superschöner Beruf“, resümiert sie.

Eines jedoch wird Ursula Frembgen-Bergmeier ganz bestimmt im Ruhestand nicht vermissen: „Das frühe Hiersein“, erklärt sie schmunzelnd. Schließlich bezeichnet sich die Friedrichsfelderin, die gebürtig aus Königswinter unweit von Bonn stammt, eher als Nachtschwärmerin: „Ich habe 40 Jahre gegen meine biologische Uhr gearbeitet.“ Nun möchte sie erst einmal Abstand gewinnen und genießen, keine Verpflichtungen, keine Termine zu haben. Und stattdessen viel mehr Zeit für den Garten, das Malen, Singen – oder Lesen: Wenn sie wirklich etwas fesselt, kann es sein, dass sie bis spät in die Nacht ein Buch nicht aus der Hand legt. Künftig müsste sie das werktags nicht mehr bereuen...