Dinslaken. Das Umweltbundesamt hat seine Meinung geändert. Die FDP Dinslaken fordert nun eine umgehende Anschaffung von Luftfiltern für Schulen und Kitas.

In knapp drei Wochen enden die Sommerferien und das neue Schuljahr beginnt. Dann sollten die Dinslakener Schulen mit Luftfiltergeräten ausgestattet sein – das fordert die FDP und beantragt daher eine Sondersitzung des Stadtrats in der Sommerpause.

Im vergangenen Herbst wurde ein FDP-Antrag auf Prüfung der Beschaffung von Luftreinigungsgeräten für Schulen und Kitas mehrheitlich abgelehnt. Später beschloss der Stadtrat, die Anschaffung von Luftfiltern für alle Räume in Schulen, die nicht ausreichend belüftbar sind, zu prüfen. Ein entsprechender Test eines Luftfiltergerätes am Theodor-Heuss-Gymnasium Dinslaken konnte erst im Juni mit Beginn des vollen Präsenzunterrichtes gestartet werden. Die Test-Ergebnisse liegen laut Melanie Quernhorst, Referentin der Bürgermeisterin, nun vor „und müssen nun als nächstes durch das Institut erläutert werden“. Die Stadt Dinslaken werde „nach einer Aufbereitung und Erläuterung der Testdaten durch das Institut“ mit den Schulen, Vertretern der Elternpflegschaft und dem Stadtrat erörtern, wie mit den Ergebnissen umgegangen werden soll“.

Das sagt das Umweltbundesamt

Bislang haben die Kommunen, auch Dinslaken, mit der Anschaffung von Luftfilteranlagen gezögert weil das Umweltbundesamt (UBA) diese nicht empfohlen hat. Das hat sich Anfang Juli geändert. In einem Interview mit dem Handelsblatt bewertete der Präsident des UBA die Anlagen nun doch als hilfreich bei der Bekämpfung des Virus’. Einen Tag darauf veröffentlichte das UBA eine Stellungnahme, nach der fest installierte Lüftungsanlagen für Schulen empfohlen werden. Mobile Luftreiniger seien zwar in gut belüftbaren Räumen „nicht notwendig“ – aber das UBA spricht ihnen einen „Zusatznutzen hinsichtlich der Reduzierung der Virenlast“ zu – „insbesondere wenn die vom UBA empfohlene Lüftung und die Befolgung der AHA-Regeln nicht konsequent umgesetzt wird.“ Dinslakener Eltern fühlten sich verschaukelt – und forderten Konsequenzen von der Stadt Dinslaken.

FDP: Thema neu bewerten

Auch vor der sich stetig verändernden Pandemielage und Fördermöglichkeiten „ist es aus unserer Sicht unerlässlich, dass das Thema mobile Luftfilter in Klassenzimmern neu bewertet wird“, so die FDP. Sie fordert die „umgehende Beschaffung von geeigneten Luftfiltergeräten für alle Räume an Schulen, Aulen, Turnhallen und Kitas in Dinslaken“ – und zwar möglichst zum Start des Schuljahres 2021/2022. Die bestehenden Frischluftanlagen an Schulen- und Kitas sollen – soweit erforderlich – mit Hepa-Filtern nachgerüstet werden und die Verwaltung soll ein „Konzept zur möglichst zeitnahen Nachrüstung aller Schulen und Kitas mit geeigneten Frischluftanlagen“ erstellen.

„Schließungen unbedingt vermeiden“

„Kinder werden im kommenden Winter aller Voraussicht nach noch nicht gegen Corona geimpft sein, ebenso gibt es nach wie vor ungeimpftes Personal“, so begründet die FDP den Antrag. Die „massiven Auswirkungen“ der langen Schließungen von Kitas und Schulen seien inzwischen „mehr als deutlich“ geworden, erneute Schließungen und Wechselunterricht seien „unbedingt zu vermeiden“.

Das Lüften führe zudem zu „Niedrigtemperaturen in den Klassenräumen, die ein erfolgreiches Lernen konterkarieren. Wenn der Körper damit beschäftigt ist sich warm zu halten, bleibt notwendigerweise für den Geist keine Energie mehr.“ Außerdem sei wissenschaftlich belegt, dass die Viren „durch Kälte bei einer Infektion tiefer in die Lunge eindringen und dadurch vermehrt zusätzlich Lungenentzündungen auftreten können.“

„Mindesttemperatur von 20 Grad“

Die Arbeitsstättenschutzverordnung verlange zudem eine Mindesttemperatur von 20 Grad. „Dies ist bei regelmäßiger Lüftung und Außentemperaturen unter 10 Grad kaum einzuhalten“, so die FDP.

Das Land NRW sowie die Kommune, hätten eine Fürsorgepflicht für alle Lehrerinnen und Lehrer sowie auch für die Schülerinnen und Schüler. „Was für die Arbeitsstättenverordnung gilt, muss also auch Standard in unseren Schulen sein“, so die FDP, die Untersuchungen zitiert, nach denen der Nutzen der Luftfilter nachgewiesen sei.

Hintergrund: Sonderratssitzung

Wenn eine Fraktion eine Sondersitzung des Stadtrates beantragt, muss diese laut Geschäftsordnung des Rates auch einberufen werden. „Der Rat ist unverzüglich einzuberufen, wenn mindestens ein Fünftel der Stadtverordneten oder eine Fraktion unter Angabe der zur Beratung stehenden Gegenstände dies verlangen.“

Auch die Linke hatte eine Sondersitzung beantragt – dabei ging es um die Einrichtung einer Kontaktverfolgungs-App.