Voerde. Die Reaktionen beim Infoabend zum Bauvorhaben am Voerder Marktplatz waren grundsätzlich positiv. Aber auch Kritik und Sorgen wurden geäußert.

Auf der Südseite des seit vielen Jahren von massivem Leerstand geprägten Geschäftshauses am Rathausplatz tut sich bereits seit einigen Monaten unübersehbar etwas: Der Flachbau, in dem sich dereinst ein Edeka-Markt befand, ist längst dem Erdboden gleich gemacht und auch das dahinter liegende Parkdeck an der Friedrichsfelder Straße ist abgerissen. Die Arbeiten zur Ansiedlung von Penny in einem neuen zu errichtenden Gebäude, in dessen Staffelgeschoss über dem Discounter das Jobcenter ziehen wird, laufen. Derweil befindet sich das große Vorhaben an der zur Marktplatzseite gerichteten Westzeile des Wohn- und Geschäftshauses noch in der Vorbereitung. Über den derzeitigen Stand der Dinge hat die Verwaltung am Donnerstagabend interessierte Bürger in einer frühzeitigen Öffentlichkeitsbeteiligung informiert. Die Tatsache, dass sich an der zentralen Stelle der Voerder Innenstadt nach langer Zeit des Stillstands endlich etwas bewegt, kommentierten mehrere Bürger positiv.

Stadt Voerde: Ohne die Investoren würde dort nichts passieren

Er kenne den Komplex noch aus jener Zeit, als dort „Leben drin war“, sagte ein unweit des Rathausplatzes lebender Anwohner und betonte, „heilfroh über die Entwicklung“ zu sein. Ein anderer Bürger lobte die Stadt dafür, dass das gesamte Gebiet nach vielen, vielen Jahren nunmehr endlich in Angriff genommen werde. Die Kommune habe die Entwicklung begleitet – ohne die Investoren würde dort „weiter nichts passieren“, erwiderte Manfred Müser, bei der Stadt Fachbereichsleiter für Stadtentwicklung und Baurecht.

Das Bestandsgebäude am Marktplatz mit leerstehenden Ladenzeilen im Erdgeschoss und Wohnraum in den Obergeschossen soll, wie berichtet, abgerissen werden. An der Stelle soll ein Neubau in gänzlich anderer architektonischer Ausprägung entstehen. Vorgesehen ist, im ebenerdigen Teil Platz für acht Gewerbeeinheiten zu schaffen. Insgesamt 32 Einheiten für Wohnen sowie Räume für Büros, Arztpraxen, Anwaltskanzleien etc. sind in den drei Obergeschossen plus Staffelgeschoss geplant. Ziel sei es, die Innenstadt aufzuwerten und zu stärken – ihr ein anderes Gesicht zu geben, sagte die Erste und Technische Beigeordnete Nicole Johann, die in dem Zusammenhang auch die im Erdgeschoss gewünschte Ansiedlung von Gastronomie nannte. Es gehe darum, den Platz zu beleben.

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Das für diesen Bereich bestehende Baurecht ist für das Vorhaben an der Westzeile nicht ausreichend. Es muss ein neuer Bebauungsplan aufgestellt werden, wofür der Stadtrat im Dezember 2020 die Weichen stellte. Das künftige, vom Architektur- und Ingenieurbüro Lehmann entworfene Geschäfts- und Wohnhaus überschreitet die bislang für den Bereich geltenden Baugrenzen. Es hat eine Länge von 52,60 Metern, misst am höchsten Punkt des Staffelgeschosses 18,10 Meter – im Falle des Rathauses sind es etwa 19,25 Meter – und ist rund 29 Meter tief. Das Gebäude wird um drei Meter nach vorne auf den Marktplatz gezogen, an den Ecken dagegen drei Meter zurückgesetzt.

Der Blick auf das neue Geschäfts- und Wohnhaus in der Voerder Stadtmitte vom Marktplatz aus. 
Der Blick auf das neue Geschäfts- und Wohnhaus in der Voerder Stadtmitte vom Marktplatz aus.  © PR | Architektur- und Ingenieurbüro Lehmann

Sowohl zum Marktplatz hin als auch im Übergang zur östlichen Bestandsbebauung sind zur Abstufung drei Vollgeschosse mit einer Höhe von rund elf Metern vorgesehen. Der mittlere Teil mit vier Etagen ragt 14,70 Meter in die Höhe. Das neue Haus wird über eine Tiefgarage mit 23 Parkplätzen verfügen, deren mit per Ampel geregelte Zu- und Abfahrt in der Nordgasse, also gegenüber dem Verwaltungsgebäude geplant ist. 14 weitere Parkplätze sind beidseits des Weges vorgesehen, der wenige Meter vom Seniorentreff entfernt in Richtung des Rathaus-Parkdecks führt. Überlegt wird zudem, an den beiden Außenkanten des Gebäudes ebenfalls einige Stellplätze zu schaffen. Die Beigeordnete Johann denkt dabei insbesondere an Behindertenparkplätze.

Aus den Reihen der Bürger wurde Kritik laut, dass vom Marktplatz erneut ein Stück weggenommen werden soll. Ein anderer Hinweis ging dahin, von vorneherein zu unterbinden, dass die Fläche befahren wird. Der neue Marktplatz wurde grundsätzlich als autofrei geplant. Dies soll auch weiterhin so sein – höchstens Anlieferverkehr dort zugelassen werden, wie Johann sagte, wozu wie gehabt auch die Beschicker des Wochenmarktes gehören.

Sorge lösen die großen Fensterfronten vor allem im Erdgeschoss des neuen Gebäudes aus. Ein Bürger befürchtet, dass an Sommertagen die Hitze der Sonne zurück auf den Marktplatz strahlt. Dieser ist, ob fehlender Beschattung schon jetzt, aufgeheizt. Johann bestätigte, dass auf den Marktplatz mehr Bäume platziert werden müssten. Dieses Themas will sich die Stadt noch annehmen. Die Befürchtung einer Anwohnerin, dass die Sitzbänke auf dem Marktplatz eine Barriere zu den Geschäften im Erdgeschoss des neuen Gebäudes darstellen könnten, versuchte Johann zu zerstreuen. Auch wenn das Haus drei Meter weiter auf den Platz rage, seien immer noch elf Meter dazwischen.

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Manfred Müser geht davon aus, dass spätestens Ende des Jahres der Beschluss zur Offenlage des Bebauungsplans erfolgen kann. Sei die baurechtliche Reife erreicht, könne der Antrag auf Baugenehmigung gestellt. Dass der Investor damit nicht lange warten mögen, war am Ende der Bürgerbeteiligung die einhellige Botschaft.