Voerde. Der zeitweise Wegfall der Rad- und Fußwegverbindung Alte Prinzenstraße/Prinzenstraße unterhalb der Bahnlinie in Voerde hat weitreichende Folgen.

Die Bahnunterführung an der Alten Prinzenstraße/Prinzenstraße ist für Fußgänger und Fahrradfahrer eine kurze und schnelle Verbindung, wenn sie dort von Westen nach Osten oder umgekehrt gelangen wollen. Wie wichtig diese Möglichkeit ist, die durch das Stadtgebiet verlaufende Zugstrecke zu queren, zeigt die am Montag eingerichtete Sperrung. Der kleine „Brückenschlag“ zwischen den Siedlungsbereichen westlich und östlich der Bahnlinie wird für mehr als drei Monate aufgrund von Arbeiten der Deutschen Bahn im Zuge des dreigleisigen Ausbaus der Betuwe-Strecke nicht mehr passierbar sein. Die Sperrung dauert bis zum 1. Oktober.

Die Unterführung ist auch eine von Kindern der Otto-Willmann-Schule, die von der Alten Prinzenstraße kommen, viel genutzte Achse. Auf die anstehende Sperrung war ein Elternteil wenige Tage zuvor zufällig durch ein einige 100 Meter weiter vorher aufgestelltes Hinweisschild aufmerksam geworden und hatte die Grundschule darüber informiert. Diese wiederum wandte sich an die Stadt, schildert Bernd Altmeppen – betroffener Vater eines Viertklässlers.

Antrag ging am 9. Juni bei der Stadt ein

Die Elternschaft der in unmittelbarer Nähe zur Bahnstrecke liegenden Otto-Willmann-Schule ist ihm zufolge über die nicht geleistete Vorabinformation der Stadt „sehr aufgebracht“. Ein Sprecher der Deutschen Bahn erklärt zum Prozedere, dass man sich mit der Kommune zu erforderlichen Einschränkungen in der Verkehrsführung „im ständigen Austausch“ befinde. Solche Sperrungen wie jetzt der Unterführung an der Prinzenstraße/Alten Prinzenstraße würden durch die jeweiligen Baufirmen gestellt – in diesem Fall am 9. Juni dieses Jahres.

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Die Anordnung der verkehrsrechtlichen Maßnahmen (Absperrungen und Ausschilderungen) habe nach ergangener Antragsprüfung erst am 18. Juni erfolgen können (also drei Tage vor Beginn der Sperrung), erklärt die Erste und Technische Beigeordnete der Stadt, Nicole Johann, zu der Kritik, dass es im Vorfeld keine Information für die Eltern gegeben habe. Es sei alles „sehr kurzfristig“ gewesen. Johann verweist auf die am Freitag zugleich seitens der Stadt initiierte Lösung in Form eines Busersatzverkehres.

Die an der Alten Prinzenstraße ausgeschilderte Umleitung hat nach Angaben der Beigeordneten je nach Zielort des Fußgängers oder Fahrradfahrers eine Länge zwischen 935 und 1280 Metern, wobei für die Kinder der Otto-Willmann-Schule der höhere Wert zu berücksichtigen sei. Der zu Fuß oder von älteren Grundschülern mit dem Rad zurückzulegende Umweg wäre also enorm – und würde unter anderem via mehr befahrener Schwanenstraße und im weiteren Verlauf dort auch über die Gleise des Bahnübergangs führen. Bernd Altmeppen findet die Umleitung unter anderem über die Schwanenstraße für die Kinder zu gefährlich.

Alternative Wege keine Option

Der alternative Weg mit dem Rad ober zu Fuß durch den Sternbuschwald, der unweit der Grundschule endet, ist aus seiner Sicht aufgrund des Baumbefalls mit dem Eichenprozessionsspinner keine Option. Die Beigeordnete Johann kündigt an, dass der Weg kurzfristig darauf hin überprüft und gegebenenfalls entsprechend gehandelt werden soll. Die Gesamtsituation wird zusätzlich noch dadurch erschwert, dass auf dem Sternbuschweg, an dem die Otto-Willmann-Schule liegt, zurzeit auf dem Abschnitt zwischen Turnerweg und Jahnstraße die Gas- und Wasserleitungen erneuert werden. Die Maßnahme, die bis Mitte November dauern soll, betreffe „Fußgänger und jugendliche Radfahrer nicht“, erklärt Johann. Bernd Altmeppen berichtet von Grundschuleltern, die ihre Kinder aus Sorge um deren Sicherheit nicht entlang einer Baustelle zur Schule laufen lassen möchten. Überdies sei der Fußweg am Dienstag mit einer Barke abgesperrt und damit nicht nutzbar gewesen.

Altmeppen spricht von einem „Chaos sondersgleichen“ und fragt sich, warum es nicht möglich war, die Baustelle auf dem Sternbuschweg auf dem Stück zwischen Turnerweg und Jahnstraße angesichts der Überschneidung mit der Sperrung der Bahnunterführung und den sich daraus ergebenden Problemen mit dem Schulweg zu einem späteren Zeitpunkt zu starten. Als im März dieses Jahres mit den Arbeiten zur Erneuerung der Gas- und Wasserleitungen begonnen wurde, sei noch nicht bekannt gewesen, ob und wann die Unterführung gesperrt werde, sagt Nicole Johann. Hintergrund ist, dass die Bahn dort für die Brücke des dritten Gleises neue Widerlager herstellt. Dabei handelt es sich um den baulichen Übergang zwischen Brückenbauwerk und Erddamm. „Hierfür führen wir zunächst Bohrpfahlarbeiten mit entsprechendem Großgerät durch“, erklärt der Bahnsprecher.

Die Beigeordnete Johann betont, dass der Einsatz eines Busses ein freiwilliges Angebot der Stadt sei, um „auf die erschwerten Bedingungen zu reagieren“. Die Kommune sei nicht verpflichtet, die Schülerinnen und Schüler zu befördern. Ungeachtet dessen soll der Einsatz der Busse „möglichst am konkreten Bedarf der Eltern/Kinder“ orientiert werden. Die Fahrten erfolgen nach Angaben der Beigeordneten aktuell zu Schulbeginn und Schulende.

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Mit der Grundschule sei vereinbart worden, dass ab Donnerstag „schultäglich“ Rückmeldungen im Hinblick auf den Bedarf an die Stadt erfolgen sollen. „Die Fahrten können dann bedarfsorientiert geplant werden“, erklärt Johann. Nachdem der Einsatz am ersten Sperrtag der Bahnunterführung in den beengten Straßenverhältnissen der Kronprinzenstraße Probleme bereitet habe, sei mit dem Unternehmen ab Dienstag der Einsatz eines Kleinbusses vereinbart worden, führt Johann weiter aus. Was die Finanzierung angeht, sei durch die Deutsche Bahn „eine mindestens hälftige Kostenbeteiligung“ zugesagt worden. „Weitere Gesprächsergebnisse bleiben abzuwarten“, erklärt die Erste Beigeordnete.