Dinslaken. Die Stadt will beim MCS-Gelände das Heft selbst in die Hand nehmen. Ein Rücktrittsrecht des ehemaligen Eigentümers bremst das Projekt.

Seit Jahren wird sich darum bemüht, das in einen Dornröschenschlaf gefallene MCS-Gelände wach zu küssen. Bislang ohne Erfolg. Der ehemalige Eigentümer hatte vor einigen Jahren in einem Ausschuss Ideen vorgestellt. Umgesetzt wurde davon nichts. Das Heft will nun die Stadt, die das Gelände Ende 2019 erworben hat, in die Hand nehmen. Denn die Fläche ist wichtig für die Stadtentwicklung, es wird Platz für Gewerbebetriebe und für die Martinikirmes benötigt. Das alles lässt sich auf dem 7,9 Hektar großen Areal an der Karl- und Thyssenstraße realisieren.

Im Februar hatte die Verwaltung aufgezeigt, was möglich ist. Schon damals war die Entwicklung in Eigenregie eine Option. Doch die Politik wollte keine grundsätzliche Entscheidung treffen. Nun startet die Verwaltung einen neuen Versuch. Mit einer Beschlussvorlage, die zunächst am 8. Juni im Ausschuss für Liegenschaften und Wirtschaftsförderung und abschließend am 29. Juni im Rat behandelt wird, soll der Weg frei gemacht werden.

Eine zügige Entwicklung wäre möglich

Denn andere Möglichkeiten würden zu viel Zeit brauchen. Dabei geht es noch nicht um konkrete Maßnahmen. Der Rat soll grundsätzlich zustimmen, dass die Flächenaufbereitung und Entwicklung des ehemaligen MCS-Geländes in eigenwirtschaftlichem Handeln durch die Stadt durchgeführt wird. Das sei aus Sicht der Verwaltung die zügigste Variante. „Der finanzielle Mehrwert aus der Fördermittelakquise – unter Vorbehalt einer tatsächlichen Bewilligung – wird gegenüber einer mittelfristigen Refinanzierung aus Grundstückserlösen und Gewerbesteuereinnahmen als gering betrachtet“, heißt es weiter in der Vorlage.

Bei einer Entwicklung in Eigenregie würden Zeiträume und Abhängigkeiten entfallen. Maßnahmen und Verfahren könnten so frühzeitig vorgenommen und Synergien für eine zügige Entwicklung generiert werden. Auch bei einer Zustimmung wird es noch Jahre dauern, bis sich auf dem Gelände Firmen ansiedeln können. Viel Zeit wird die Aufbereitung des Grundstückes in Anspruch nehmen. Und da gibt es noch das Rücktrittsrecht.

Flächennutzungsplan wird geändert

Im Tausch für das MCS-Gelände hat sich die Stadt von zwei Grundstücken an der Hünxer Straße/Ziegelstraße getrennt. Hier will der neue Besitzer Wohnhäuser errichten.
Im Tausch für das MCS-Gelände hat sich die Stadt von zwei Grundstücken an der Hünxer Straße/Ziegelstraße getrennt. Hier will der neue Besitzer Wohnhäuser errichten. © FUNKE Foto Services | Foto: Heiko Kempken

Der ehemalige Eigentümer des MCS-Geländes kann noch bis Ende 2021 von diesem Geschäft zurücktreten. Er hatte für das Gelände an der Thyssenstraße zwei Grundstücke an der Hünxer Straße/Ziegelstraße erhalten. Dort sollen neue Wohnhäuser gebaut werden. Zurzeit ist das nicht möglich, weil sie im Flächennutzungsplan als Grünflächen ausgewiesen sind. Ein entsprechendes Verfahren wurde bereits eingeleitet und soll in diesem Jahr abgeschlossen werden. Die Verwaltung rechnet nicht damit, dass der Geschäftspartner vorzeitig auf sein Rücktrittsrecht verzichtet. Die Verwaltung strebt den Satzungsbeschluss für die Sitzungsperiode nach dem Sommer 2021 an. Danach müsse noch die Bezirksregierung der Flächennutzungsplanänderung zustimmen.

Erst wenn das Rücktrittsrecht weggefallen sei, würde mit der Flächenaufbereitung und der Entwicklung begonnen. Grünes Licht gab es bislang nur für die fachgerechte Entsorgung von vorhandenen Gefahrstoffen und Sonderabfällen.

Diese Möglichkeiten wurden im Februar präsentiert

Zur Entwicklung des MCS-Geländes hatte die Verwaltung Anfang des Jahres eine umfangreiche Stellungnahme präsentiert. Darin wurden drei verschiedene Szenarien beschrieben, wie die Fläche aufbereitet und vermarktet werden könnte. Die Möglichkeit, alles an einen Investor zu veräußern, hat wegen der Kosten keine Chance, umgesetzt zu werden.

Die Stadt könnte es selbst in die Hand nehmen oder eine Kooperation mit dem Verband für Flächenrecycling und Altlastensanierung (AAV) eingehen. Ein Gewinn würde in beiden Fällen nicht für die Stadt herauskommen. Würde die Stadt alleine handeln, könnte die Entwicklung in fünf, sechs Jahren abgeschlossen sein. Bei einer Kooperation könnte es neun Jahre dauern.