Voerde. Über einen Bieterwettbewerb wollen Steag und RWE einen Interessenten finden, der das rund 60 Hektar große Kraftwerksgelände in Voerde erwirbt.

Die Eigentümer des seit vier Jahren brach liegenden Kraftwerksgeländes sind aktiv auf der Suche nach einem Käufer für die rund 60 Hektar große Fläche in Möllen und haben dazu Anfang des Jahres ein besonderes Verfahren angestoßen: „Steag und RWE haben sich für die Veräußerung des Areals auf einen gemeinsamen Bieterwettbewerb verständigt“, erläutert Daniel Mühlenfeld, Pressesprecher der Steag, auf Anfrage der NRZ.

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Wie viele potenzielle Investoren ein Angebot für das Industriegelände an der Frankfurter Straße in Möllen abgegeben haben, gibt die Eigentümerseite mit Hinweis auf das noch nicht abgeschlossene, mithin also schwebende Verfahren nicht preis: „Es sind mehrere im Feld, wobei nicht nur ein oder zwei“, sagt der Steag-Sprecher. Nach Angaben von RWE-Sprecher Olaf Winter sollen alle über „ausgeprägte Erfahrung und entsprechende Referenzen in den Bereichen Projektentwicklung und Rückbau“ verfügen. „Die Branchen der Interessenten reichen von Gewerbe bis Wohnen. Zudem haben sich allgemeine Projektentwickler beteiligt.“

Die Stadt, in deren Hand die Planungshoheit liegt, möchte, dass auf dem früheren Kraftwerksareal anteilig auch Wohnen realisiert wird. Um das Gelände überhaupt entwickeln zu können, hat sie es beim Regionalverband Ruhr (RVR) als Regionalen Kooperationsstandort angemeldet. Weil dort Wohnen nicht möglich ist, strebt die Stadt an, die Kooperationsfläche um 20 Hektar zu verkleinern und diese als Allgemeinen Siedlungsbereich (ASB) auszuweisen. Der RVR lehnt das ab. Der Stadtrat hat die Forderungen der Kommune mit einer Resolution Mitte der Woche erneut bekräftigt und will damit den Druck auf den RVR erhöhen (die NRZ berichtete).

Entwicklungsziel ist ein „emissionsarmer Standort“

Für die gewerbliche Folgenutzung des aufgegebenen Kraftwerksareals hat die Stadt gemeinsam mit RWE und Steag im Rahmen einer Machbarkeitsstudie drei Visionen erarbeitet. Gesetztes Ziel ist es, „attraktive, innovative und wertschöpfende Lösungen“ und einen „emissionsarmen Standort mit intelligentem Nutzungsprogramm“ zu entwickeln.

Nach Angaben des Steag-Sprechers wissen die potenziellen Käufer des Kraftwerksgeländes um die Rahmenbedingungen: „Die Wünsche und Ziele der Stadt zur Folgeentwicklung der Fläche sind genauso Bestandteil des Bieterverfahrens und dort ,eingepreist’ wie der Aspekt, dass hier über einen Regionalen Kooperationsstandort diskutiert wird“, betont Daniel Mühlenfeld. Sein RWE-Kollege bestätigt: „Allen beteiligten Investoren sind die Untersuchungen und Nachnutzungsstudien sowie die Vorstellungen der Kommune bekannt. Gleiches gilt für die verkehrstechnischen Anbindungen des Standortes Voerde.“ Diese Randbedingungen hätten die Interessenten in ihre „Angebotslegung einfließen lassen“, sagt Olaf Winter. Die Planungsziele der Bieter würden „neben der Angebotshöhe, der Bonität und der Verlässlichkeit“ bei der Verkaufsentscheidung ebenfalls berücksichtigt. Diese werde „frühestens im zweiten Halbjahr 2021“ getroffen.

Der Ansiedlung stark emittierender Betriebe und reiner Logistikbetriebe hat der Stadtrat in der Resolution an den RVR eine klare Absage erteilt und zwischen den Zeilen auch auf ein mögliches Stillstandsszenario hingewiesen, sollten die Forderungen der Kommune nicht ausreichend Berücksichtigung finden. Man behalte sich dann vor zu entscheiden, ob und in welchem Umfang der Weg für eine konkrete Nutzung auf dem Areal geebnet wird. Die Kommune sei „Herr des Verfahrens“, sie könne und werde über die Bauleitplanung, sprich, im aufzustellenden Bebauungsplan bestimmen, was auf der Fläche möglich sein wird, und „gewisse Dinge“ ausschließen, hatte Bürgermeister Dirk Haarmann im Juli 2020 in einem Gespräch mit der NRZ deutlich gemacht. Ein klares Signal auch für die potenziellen Investoren.