Dinslaken/Hünxe/Voerde. In Düsseldorf wurden Konten von Kunden gekündigt, die die Einführung von Negativzinsen ignorierten. Droht im Kreis Wesel das gleiche Szenario?

Seit Anfang März führt die Niederrheinische Sparkasse (Nispa) Gespräche mit vermögenden Kunden. Hintergrund: Die Bank hat im ersten Quartal des Jahres 2021 Negativzinsen auf Konten mit hohen Geldeinlagen eingeführt. Betroffene Kunden müssen der Zinserhebung dennoch zustimmen, oder alternative Anlagemöglichkeiten aufgezeigt bekommen.

„Das sind und werden natürlich keine angenehmen Gespräche mit den betroffenen Kunden“, gibt Friedrich-Wilhelm Häfemeier zu. Der Vorstandsvorsitzende der Nispa sieht den Schritt, Negativzinsen für Anleger und Neukunden zu erheben als alternativlos an. „Mittlerweile befinden wir uns in einer Welt, die Negativzinsen vorschreibt“, behauptet Häfemeier und reicht die Kritik an die Europäische Zentralbank (EZB) nach Frankfurt weiter.

Häfemeier vom Vorgehen der Stadtsparkasse Düsseldorf überrascht

Statt Niedrigzins- verfolge die EZB nun eine Negativzinspolitik. Auch die Kreditinstitute müssen für ihre Geldeinlagen Strafzinsen an die Bank in Frankfurt zahlen. Daher müsse die Sparkasse diese Zinsen an ihre Kunden weiterreichen. „Keiner von uns macht das gerne. Aber es betrifft wirklich nur Kunden mit einem sehr großem Kontovolumen“, stellt der Vorstandschef der Nispa klar.

Weil in Düsseldorf vermögende Kunden nicht auf Anfragen der dortigen Stadtsparkasse zu Einführung von Strafzinsen eingingen, oder sie komplett ignorierten, wurden über 30 Kunden von der Stadtsparkasse Düsseldorf gekündigt.

Friedrich-Wilhelm Häfemeier wundert sich über die rigorose Handhabung seiner Kollegen aus der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt. „Das Vorgehen der Kollegen in Düsseldorf hat dann doch ein Stück weit überrascht. Wir wollen ja, dass unsere Kunden bei uns bleiben.“

Kunden signalisieren Gesprächsbereitschaft

Im Kreis Wesel zeigen sich Anleger und Sparer gesprächsbereiter. „Wir führen gerade mit vielen Betroffenen Gespräche. Alle haben wir aber noch nicht erreicht.“ Dass Kunden Anfragen wie in Düsseldorf ignorieren, glaubt Häfemeier nicht. „Es geht ja um die Geldeinlagen der Kunden. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Kunde unsere Anfragen ignoriert“, sagt der Vorstandsvorsitzende der Nispa.

Bislang habe kein betroffener Kunde, der von der Niederrheinischen Sparkasse kontaktiert wurde, eine Anfrage ins Leere laufen lassen. Statt das Geld auf dem Konto zu lassen, was dann mit einem Prozentsatz von -0,5 bezinst wird, biete man den Kunden in den Gesprächen alternative Anlagemöglichkeiten. „Dass können Möglichkeiten zur Eigenheimfinanzierung sein, oder Aktienfonds. In jedem einzelnen Kundengespräch werden wir unseren Kunden die Möglichkeit geben, ihr angespartes Geld sinnvoll zu investieren“, kündigt Häfemeier an.

Kündigung allerletztes Mittel

Doch was passiert, wenn wie in Düsseldorf Kunden dennoch Anfragen ignorieren, oder sich nicht auf andere Sparalternativen einlassen? „Wenn ein Kunde sich nicht mit uns einigen will und auch nicht auf alternative Anlagemöglichkeiten eingeht, müssten wir uns leider von dieser Person trennen. Aber das wäre nur der Ausnahmefall“, verrät Häfemeier.

Dass das Thema Negativzinsen brisant ist, weiß Friedrich-Wilhelm Häfemeier. „Die Kunden sind natürlich nicht begeistert, dass wir das einführen müssen. Aber bisher haben wir trotzdem gute Gespräche mit den betroffenen Kunden geführt“, freut sich der Vorstandschef und hofft weiter auf Verständnis und die Gesprächsbereitschaft seiner Kunden.