Voerde. Der Gasthof Hinnemann am Voerder Bahnhof nutzte den Lockdown für Umbauarbeiten. Der Inhaber fordert nun Öffnungsperspektiven während der Pandemie.
Abgespeckte Speisekarte, Abholservice und Bier zum Mitnehmen: Der Gasthof Hinnemann auf der Bahnhofstraße in Voerde musste sich den Gegebenheiten im coronabedingten Lockdown anpassen. Statt einer reichhaltigen Karte mit über 50 Speisen, bietet die Gaststätte aktuell lediglich zwölf Speisen zum Abholen an.
„Ein Lieferdienst hat sich nicht rentiert“, verrät Inhaber Thomas Klein. Deswegen setzt das Restaurant seit dem ersten Lockdown nur noch auf einen Abholservice. „Viele Kunden kommen lieber zu uns rein und nehmen sich ihr Essen mit. Manchmal kamen Kunden mit Karaffen zu uns, damit wir ihnen frisch-gezapftes Bier dort hineinfüllen können.“
Renovierung während Lockdown
Weil wegen des erneuten Lockdowns eh kein Gast kommen durfte, nutzte Klein die Zeit für eine Generalüberholung seiner Küche. „Dafür haben wir den Laden im Januar und Februar komplett geschlossen. Besser, wenn er am Anfang des Jahres geschlossen ist, als im Hochsommer, wenn wir hoffentlich wieder Gäste empfangen dürfen.“
Bereits während des ersten Shutdowns im vergangenen März ließ Thomas Klein seine Säale renovieren. „Wenn wir schon schließen mussten, konnten wir wenigstens den Laden auf Vordermann bringen“, erklärt der 30-Jährige. Mit Hilfe des Verpächters konnte der Gastronom die Kosten für die Umbauarbeiten stemmen, trotz Ausfälle während der Corona-Pandemie, wie Thomas Klein verrät.
Verwunderung über Öffnungen
Seit dem 1. November befindet sich der Gasthof im Lockdown. Nach vier langen Monaten könnte Thomas Klein sein Lokal bald wieder öffnen. Sollten die Inzidenzzahlen in den nächsten Wochen stabil zwischen 50 und 100 pro 100.000 Einwohner liegen, dürfte am 22. März geöffnet werden. Zumindest die Außengastronomie, verbunden mit vorheriger Terminabsprache.
Trotz der möglichen zeitnahen Öffnung zeigt sich Thomas Klein etwas überrascht, über die Öffnungsstrategie, die seit der letzten Ministerpräsidentenkonferenz verfolgt wird. „Es finden jetzt Lockerungen statt, obwohl wir mit den gleichen Inzidenzzahlen Ende Oktober in den zweiten Lockdown gingen. Das verwundert schon etwas“, gibt Klein zu.
Das Hygienekonzept, um wieder zu öffnen steht jedenfalls seit dem Lockdown im vergangenen Frühjahr. Im großen Veranstaltungssaal stehen die Tische weit auseinander, Abstandsregeln, Maskenpflicht und Kontaktformulare gibt es ebenfalls. Probleme mit Gästen, die sich weigerten, Masken zu tragen, oder ihre Kontaktdaten preiszugeben, gab es nicht: „Unsere Gäste haben Verständnis für unsere Maßnahmen gezeigt“, berichtet Thomas Klein.
Stammgäste kamen wesentlich öfter
Trotzdem trifft die Corona-Krise auch den Gasthof Hinnemann. Und zwar in doppelter Hinsicht: Neben der Gaststätte bietet der Gasthof zudem Hotelzimmer an. Weil das öffentliche Leben seit dem Spätherbst weitestgehend still steht, ging auch im Gästehaus so gut wie nichts. Das machte sich finanziell beim Voerder Gastronomiebetrieb bemerkbar: „Natürlich sind das alles Einnahmen, die fehlen“, erklärt der gelernte Hotelfachmann.
Zwischen Mai und Oktober durfte sich Klein dennoch über viele Gäste freuen. Statt in den Sommerurlaub zu fahren, blieben viele Menschen lieber zuhause und gingen häufiger in den Gasthof. „Ein ganzer Teil unserer Stammgäste kam wesentlich öfter, als in den Jahren zuvor. Das half uns, durch den aktuellen Lockdown zu kommen.“
Droht bei Lockerung Sturm auf Gastronomiebetriebe?
Da der Gasthof Hinnemann auch einen Biergarten hat, wird der Betrieb nach einer möglichen Lockerung fast ausschließlich dort vonstatten gehen. „Durch unseren Biergarten, konnten wir im letzten Sommer viele Gäste empfangen. Es war phasenweise voller als sonst. Auch in Zukunft werden wir erstmal vermehrt auf die Außengastronomie setzen und unseren Biergarten noch vergrößern.“
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Nach einem Jahr Corona gebe es bei vielen Menschen mittlerweile eh eine Hemmschwelle, lange in geschlossenen Räumen zu verweilen. Deswegen werde sich viel in den Biergärten der Republik abspielen, glaubt Klein. „Viele Leute sehen ja, dass das Ansteckungsrisiko in Gebäuden höher ist, als an der frischen Luft.“
Ob seine Kunden den Gasthof in Scharen stürmen werden, wenn Gastronomiebetriebe wieder öffnen dürfen, weiß der Gasthofbetreiber noch nicht. „Viele Leute sind verunsichert wegen der Corona-Krise. Viele haben nach dem langen Lockdown Unternehmenslust. Es ist schwer einzuschätzen. Bei einigen schwimmt die Angst mit, sich anzustecken. Andere wollen mal wieder in geselliger Runde ein frisch-gezapftes Bier trinken.“
Langfristige Perspektiven benötigt
Einen dritten, oder verlängerten Lockdown könne er aber nicht mehr so leicht stemmen, verrät Thomas Klein: „Wenn nicht bald etwas passiert, wird es schwer. Nicht nur für uns, sondern für viele Berufssparten in Deutschland.“
Daher brauche es dauerhafte Öffnungsperspektiven, auch um den Menschen einen Lichtblick im tristen Corona-Alltag und Gastronomen Planungssicherheit zu bieten. „Das Virus wird man ja nicht einfach so ausrotten können, deswegen müssen wir überlegen, wie wir dauerhaft damit umgehen, ohne dabei Ansteckungsrisiken einzugehen.“
„Wir brauchen einen ungefähren Fahrplan“
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Zwar ging aus dem letzten Bund-Länder-Treffen hervor, dass die Inzidenz in einem Landkreis innerhalb von sieben Tage bei 50 liegen muss, damit zumindest die Außengastronomie auch ohne Terminvergabe wieder öffnen darf. Steigt die Zahl in drei aufeinanderfolgenden Tagen auf über 100, greift die Notbremse, Gastronomen müssen dann wieder in den Lockdown.
Damit die Politik nicht noch mehr Akzeptanz verliert, müsse sie vom Kurs, sich von Lockdown zu Lockdown zu hangeln, wegkommen, sagt Klein. „Wir brauchen einen ungefähren Fahrplan, wann wir unter welchen Umständen langfristig wieder öffnen können. Dadurch bietet man den Leuten auch wieder einen Hoffnungsschimmer.“