Dinslaken. Die Dinslakener CDU fordert einen Frischemarkt am Neutorplatz. Händler am Altmarkt kritisieren die Pläne der Union. Die NRZ fragte nach.

Kommt der Frische- und Erlebnismarkt am Neutorplatz? Ginge es nach der Dinslakener CDU, käme es dazu. Die stellte im Stadtrat, zusammen mit dem Stadtmarketing (die NRZ berichtete) einen entsprechenden Antrag und möchte einen samstäglichen Frischemarkt vor der Neutorgalerie installieren.

Die stattfindenden beliebten Wochenmärkte in Lohberg und am Altmarkt stünden dann in direkter Konkurrenz, behaupten Kritiker. Viele fürchten, dass Kunden dann nur noch zum Markt am Neutor gehen könnten. Händler sehen die Pläne der Union skeptisch. Ein Stimmungsbild:

Kunden sehen Wochenmarkt gefährdet

Ali Acabuga verteilt mit Mitgliedern der AWG Dinslaken neben dem Altmarktbrunnen FFP2-Masken an Passanten, die ohne Maske über den freitäglichen Markt schlendern. Die Wochenmärkte in Lohberg und am Altmarkt besucht er regelmäßig. Vor allem zum Frischemarkt in der Altstadt geht der Kfz-Sachverständiger gerne.

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Die Forderung der CDU sieht er daher kritisch: „Ein Markt am Neutorplatz würde keinen Mehrwert für die Stadt darstellen. Ganz normale Wochenmärkte haben wir ja bereits hier am Altmarkt und in Lohberg. Die würden dann ein Stück weit entwertet. Die Aussteller überlegen ja, wo es sich am meisten lohnt, mit ihren Ständen hinzugehen. Dass könnte die Märkte in Lohberg und am Altmarkt gefährden.“

Seit über 40 Jahren kommt Petra Lora jeden Freitag zum Altmarkt, um dort Blumen und frische Lebensmittel zu kaufen. Für die Rentnerin gehört der Besuch des Wochenmarktes am Altmarkt einfach jeden Freitag dazu. „Diesen Markt gibt es schon so lange, selbst meine Schwiegermutter ist hier jahrzehntelang einkaufen gegangen. Ich wohne hier in der Nähe und mag es, einen Markt direkt vor der Tür zu haben. Wegen meinem operierten Knie weiß ich nicht, ob ich es rüber zum Neutor schaffen würde, obwohl es nur ein paar hundert Meter sind.“

Standbetreiber schlagen Alarm

Marvin Dümeland-Schäfer kennt sich ebenfalls gut auf dem Markt in der Altstadt aus. In der dritten Generation leitet er einen Kräuter- und Gewürzstand, der eingangs des Altmarktes steht. Seit 1962 gehört der Stand der Familie zum Inventar des Wochenmarktes.

Neben dem Wochenmarkt auf dem Altmarkt, der dienstags und freitags stattfindet, will die CDU einen Frischemarkt auf dem Neutorplatz etablieren.
Neben dem Wochenmarkt auf dem Altmarkt, der dienstags und freitags stattfindet, will die CDU einen Frischemarkt auf dem Neutorplatz etablieren. © FUNKE Foto Services | Archivfoto: Heiko Kempken

Setzt sich die Forderung der CDU durch, fürchtet Dümeland-Schäfer um ansässige Läden und seine Kunden am Marktplatz: „Unser fester Standplatz ist bereits seit vielen Jahrzehnten hier. Direkt hier am Marktplatz gehört der Wochenmarkt auch hin. Der Neutorplatz ist eher eine klassische Einkaufsmeile mit Modegeschäften. Am Altmarkt ist man stadt- und bürgernäher. Zumal viele kleine Läden von uns profitieren und umgekehrt. Das könnte dann alles wegbrechen“, glaubt der Gewürzhändler.

Das Argument, dass die Märkte ja an unterschiedlichen Tagen stattfinden würden, zählt für Standbetreiber nicht: „Es würde sich trotzdem auf den Wochenmarkt auswirken. Die Leute überlegen sich dann zweimal, ob sie an beiden Tagen auf Märkte gehen, oder eben am Samstag, wenn sie noch shoppen könnten. Daher halte ich die Pläne für keine gute Idee.“

Bleiben oder Mitgehen?

Blumenhändlerin Sonja Busch haut in die gleiche Kerbe. Seit knapp vier Jahren betreibt sie einen Blumenstand am Altmarkt und würde am liebsten dort bleiben. Kommt der Frischemarkt ans Neutor, hätte das Auswirkungen auf die Kundenfrequenz, glaubt Bosch:

„Die Kundenzahl würde sich verteilen, die Läden würden leiden. Einen zusätzlichen Samstagsmarkt wäre für uns kontraproduktiv. Ich kann schon verstehen, dass man den Neutorplatz aufwerten will, aber diejenigen vor den Kopf zu stoßen, die hier seit Jahren bei Wind und Wetter stehen und regelmäßig ihr Standgeld bezahlen, kann ich nicht verstehen. Zumal man ja auch erstmal hinterfragen müsste, ob der Neutorplatz dadurch tatsächlich aufgewertet wird. Wenn ich über einen Frischemarkt gehe und mir einen Sack Kartoffeln hole, gehe ich im Anschluss ja nicht mit den Lebensmitteln shoppen.“

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Fest steht für Sonja Busch auf jeden Fall eines: Setzt sich die Forderung der CDU durch, müssten sowohl sie, als auch andere Standinhaber abwägen, ob sie den Schritt in die Stadtmitte mitgehen, oder ihren Kunden am Altmarkt die Treue halten.

„Am liebsten würden wir hier bleiben. Unsere Kunden kommen ja gerne zum Altmarkt. Aber wenn wir sehen, dass es wegen eines neuen Marktes immer weniger werden, müssen wir natürlich auch überlegen was wir machen.“