Dinslaken. Zum Jahresende hat die NRZ mit Menschen aus Dinslaken, Voerde, Hünxe über ihr Corona-Jahr gesprochen - hier mit Busfahrerin Alev Safak.

2020 ist kein gewöhnliches Jahr, die Pandemie hat den Alltag vieler Menschen maßgeblich geprägt. Viele von ihnen sind in den vergangenen Monaten in der NRZ zu Wort gekommen und haben uns an ihren Corona-Erfahrungen - an ihren Sorgen, Ängsten, Nöten aber auch an ihren Chancen in der Krise - teilhaben lassen. Zum Jahresende haben wir erneut mit einigen Menschen aus Dinslaken, Voerde und Hünxe über ihr Corona-Jahr gesprochen und dieses Mal den Fokus auf diejenigen gelegt, die während der gesamten Krise dazu beigetragen haben, dass es irgendwie weiter geht.

Darunter ist auch Alev Safak. Die 30-Jährige ist Busfahrerin bei der Niederrheinischen Verkehrsbetriebe AG (Niag) und hat in diesem Jahr vor allem Menschen zwischen Dinslaken und Wesel befördert. „Ich weiß, wir sind Schlüsselpersonen. Wir sind wichtig. Das ist mir in den vergangenen Monaten klar geworden“, sagt die Walsumerin. Und fügt hinzu: „Ich bin so dankbar, dass ich weiter arbeiten kann und darf. In den vergangenen Monaten hat man ja von überall so vieles gesehen und gehört. Da kann ich mich echt nur glücklich schätzen.“

Coronasituation hat den Arbeitsalltag nur geringfügig verändert

Die Coronasituation hat ihren Arbeitsalltag – abseits davon, dass es in Lockdown-Zeiten weniger Autos und dafür mehr Fahrräder auf den Straßen gab - nur geringfügig verändert, berichtet die zweifache Mutter. „Da muss ich aber vor allem meinen Arbeitgeber loben, der jedes Mal wieder ziemlich schnell auf die Situation reagiert hat“, betont Safak. Die Fahrerkabinen zum Beispiel seien recht schnell mit Plexiglasscheiben ausgestattet und der Bereich für die Fahrgäste sei auch abgesperrt worden. Das habe enorm zu ihrem Sicherheitsgefühl beigetragen. Denn eine Maske, die muss Safak als Fahrerin natürlich nicht tragen – anders als die Gäste.

Denen wiederum merke man oft an, dass eine Busfahrt in Coronazeiten zusetze. „Die Leute sind generell gestresster und gereizter“, hat Alev Safak festgestellt. „Und es gibt auch regelmäßig Fahrgäste, die das mit der Maske eben nicht so genau nehmen und sie runterziehen. Dabei ist die Maskenpflicht bei uns im Bus das A und O, denn Abstände einhalten geht ja nicht immer. Diese Fahrgäste muss ich dann immer wieder daran erinnern, dass die Maske Mund und Nase bedecken muss. Das ist natürlich anstrengend. Im Vergleich zu anderen Routen beispielsweise durch Duisburg möchte ich aber betonen, dass viele Leute hier am Niederrhein deutlich gesitteter sind und direkt auf die Ansprache reagieren“, sagt sie.

Sorge vor Erkrankung war anfangs groß

Gerade zu Beginn der Coronakrise hat Safak sich noch viele Sorgen darüber gemacht, dass sie berufsbedingt weiterhin viele Kontakte hat und somit ein höheres Risiko trägt, sich mit dem Virus zu infizieren. „Wir wussten damals ja alle noch nicht so genau, was das Virus mit einem macht. Und da habe ich mir schon die schlimmsten Szenarien ausgemalt. Vor allem im Hinblick darauf, was mit meinen Kindern passiert, wenn ich krank werde“, erklärt sie. Mit jeder weiteren Erkenntnis über das Virus, mit jeder weiteren getroffen Sicherheitsmaßnahme seitens der Niag sei diese Angst aber geringer geworden.

Doch gerade über das Wohl ihrer Kinder – Safak hat einen sechsjährigen Sohn und eine vierjährige Tochter – denkt die 30-Jährige seit Beginn der Coronakrise verstärkt nach. „Es gibt ja nur noch Regeln. Das ist zwar verständlich, aber natürlich unglaublich schade für die Kinder“, sagt sie. Vieles sei weggebrochen, sonst alltägliche Unternehmungen wie der Besuch im Schwimmbad oder Indoor-Spielplatz kaum noch möglich. „Und die Kindergeburtstage, die sonst viel Gesellschaft brachten, die fehlen uns allen sehr.“ Seit Corona wisse sie all die Freiheiten, die es zuvor gab und die so selbstverständlich waren, viel stärker zu schätzen. „Und ich hoffe einfach nur, dass diese Freiheiten bald zurückkommen. Damit wir alle wieder normal leben können“, sagt Alev Safak.