Voerde/Kreis Wesel. Der Kreis stellt eine deutliche Zunahme von Gewerbeflächen ohne Entwicklungsperspektive fest. Grund sei eine Sicht des RVR, die Voerde betrifft.

Der Entwurf zum neuen Regionalplan Ruhr, der festlegt, wo zukünftig etwa Flächen für Gewerbe, Industrie und Wohnen entstehen sollen, weist nach Ansicht des Kreises Wesel auf seinem Gebiet zu wenige Netto-Wirtschaftsflächen für lokale Bedarfe aus. Die genannte Zahl entspreche „nicht der belegbaren Marktnachfrage“. Es könnten und müssten weitere Potenzialflächen planerisch gesichert und entwickelt werden“, heißt es im Industrie- und Gewerbeflächenkonzept für den Kreis Wesel. Das Papier wurde 2014 vom Kreistag beschlossen. Die nun erste Fortschreibung, die den Kommunen zur Kenntnis vorgelegt wird (s. Kasten), begründet der Kreis mit „einigen markanten Entwicklungen“, die sich seither ergeben hätten. Auch soll die Überarbeitung des Konzepts als Grundlage für Diskussionen im Verfahren zur Aufstellung des Regionalplans Ruhr dienen, dessen für 2020 vorgesehene Verabschiedung sich um einige Jahre verzögern wird.

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Wie bereits 2014 sei die Niederrheinische IHK Duisburg-Kleve-Wesel Kooperationspartner auch bei der ersten Fortschreibung des Industrie- und Gewerbeflächenkonzepts für den Kreis Wesel. Sie habe mit Schreiben vom 12. August 2020 ausdrücklich auf die Stellungnahme der Wirtschaftskammern zum Regionalplan hingewiesen, „in der sowohl die Berechnung des gewerblichen Flächenbedarfs als auch die Verortung der gewerblichen Bauflächen bemängelt wurden“. Die Forderung des Kreisausschusses von Februar 2019, direkt nach Inkrafttreten des Regionalplans ein Planänderungsverfahren zu beantragen, in dem die Bedarfsberechnungen angepasst sowie die Flächenausweisungen aktualisiert werden, begrüße die Kammer daher, heißt es in dem fortgeschriebenen Konzept.

Stadt Voerde verweist auf nicht mehr umsetzbare Erweiterungen

Der Kreis moniert, dass der Flächenumfang der Grundstücke „ohne Entwicklungsperspektive“ deutlich zugenommen habe. Im Wesentlichen sei dies damit zu erklären, dass aus Sicht des Regionalverbandes Ruhr (RVR) in Voerde ein Flächenüberhang vorhanden sei. Im Regionalplan werde ein Großteil der perspektivisch möglichen Gewerbeflächen in der Stadt nicht entsprechend dargestellt. Der Grund: Nach der Bedarfsrechnung der Regionalplanungsbehörde bestehe ein Überhang „an derzeit im Flächennutzungsplan der Stadt Voerde dargestellten, aber zu einem erheblichen Teil kaum realisierbaren Gewerbeflächen“. In Voerde entfalle damit ein Gewerbeflächenpotenzial in einer Größenordnung von 297.500 Quadratmetern. Die Stadt selbst spricht von Flächen, die im Flächennutzungsplan zwar als Gewerbegebiete ausgewiesen, „in der Realität aus verschiedenen Gründen“ aber „nicht mehr umsetzbar“ seien: Dazu gehörten etwa der „sogenannte ,Babcockwald’“, die Süd-Erweiterung des Gewerbegebietes Grenzstraße und die Erweiterungsfläche zur Verbindung der Gewerbegebiete „Am Industriepark“ und Grenzstraße.

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Abzüglich der fast 136.000 Quadratmeter, die sich nur zur Ansiedlung hafenaffiner Betriebe eigneten, seien auf Voerder Stadtgebiet rund 141.000 Quadratmeter zur „uneingeschränkten Ansiedlung“ verfügbar. Davon würden 63.000 Quadratmeter aber weitere Entwicklungshemmnisse aufweisen. Zusammen mit weiteren kleinteiligen Flächen – alle mit „schweren Restriktionen“ in der Umsetzung – verblieben am Ende nicht mal 40.000 Quadratmeter, die ohne Restriktionen und sofort oder kurzfristig verfügbar seien.

Der Kreis verweist in der Fortschreibung des Industrie- und Gewerbeflächenkonzeptes auch darauf, dass das Vorhalten von Gewerbegebieten für die Beschäftigungsentwicklung in einem Ballungslandkreis wie dem Kreis Wesel höher sei als in den städtischen Verdichtungsräumen „mit einer dynamischen Beschäftigungsentwicklung außerhalb ausgewiesener Gewerbegebiete“. Die Zahl der versicherungspflichtig Beschäftigten habe sich im Kreis Wesel „vorrangig in den Gewerbegebieten erhöht“. (P.K.)

>>Info: Gewerbeflächenkonzept am 17. November Thema im Voerder Fachausschuss

Im Ausschuss für Liegenschaften und Wirtschaftsförderung der Stadt Voerde steht die erste Fortschreibung des Industrie- und Gewerbeflächenkonzepts für den Kreis Wesel am Dienstag, 17. November, auf der Tagesordnung. Die Sitzung des Fachgremiums beginnt um 17 Uhr im großen Sitzungssaal (Raum 101) des Rathauses.