Dinslaken. Die Ernst-Barlach-Gesamtschule unterrichtet vorerst nur noch vormittags - und nur noch Hauptfächer. Schulleiter beklagt mangelnden Spielraum.

28 fehlende Lehrer, 300 Schüler in Quarantäne – die Ernst-Barlach-Gesamtschule hat jetzt die Reißleine gezogen. Die EBGS unterrichtet vorerst nur noch halbtags – und nur noch Hauptfächer. Bis Ende November sind für die Stufen fünf bis zehn der Nachmittagsunterricht und damit auch die sogenannten Nebenfächer gestrichen.

28 fehlende Lehrer bedeuten 700 fehlende Stunden

Wenn Hans-Ulrich Wangerin morgens seinen Dienst als Leiter der Ernst-Barlach-Gesamtschule antritt, muss er erst einmal Mängel verwalten. Zehn von 130 Lehrern der Schule Lehrer sind in Quarantäne, 15 haben sich krank gemeldet, drei gehören zu Risikogruppen und sind nicht vor Ort. „Das sind 28 mal 25 Stundendeputat eines Lehrers, die fehlen“, rechnet der Schulleiter. 700 Stunden, die irgendwie kompensiert werden müssen. Lange hat er auf Verstärkung aus Düsseldorf gehofft, vergeblich. „Düsseldorf gibt uns keine Lehrkräfte zusätzlich, also müssen wir uns irgendwie retten.“

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Wangerin hatte ein „Solinger Modell“ in der Schublade

Ein „Solinger Modell“ hatte Hans-Ulrich Wangerin ebenfalls im Sommer schon in der Schublade: Aufgeteilt in A- und B-Wochen sollten die Schüler wechselweise vor Ort oder digital unterrichtet werden. „Wie sollte das sonst gehen mit den großen Klassen in den kleinen Räumen,“ so Wangerin. Das Land hat ihm damals schon signalisiert, was es der Stadt Solingen nun auf die robuste Art per Erlass mitgeteilt hat: dass ein solcher Weg nicht genehmigungsfähig ist.

„Die Modelle, die wir Schulleiter uns überlegen, kommen einfach nicht zum Tragen“, kritisiert Wangerin, Er wünscht sich mehr Spielraum von der Landesregierung. „Ich beklage, dass man nicht auf die Eigenverantwortlichkeit der Schulen setzt sondern auf das administrative System mit der Struktur von oben nach unten,“ ärgert sich Wangerin. „Schule zu machen ist unser Job, das können wir besser als jede Ministerin und jeder Staatssekretär.“

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So funktioniert der „Dinslakener Weg“

Nun also der „Dinslakener Weg“: Die Gesamtschule hat den Ganztagsunterricht – mit Ausnahme der Abijahrgänge – vorläufig bis Ende des Monats ausgesetzt. „Wir müssen die Nachmittagsstunden ausfallen lassen, weil wir das Personal für den Vormittagsbereich brauchen“, erklärt der Schulleiter. Die Kräfte würden „gebündelt“, und Personalressourcen vom Nachmittags in den Vormittagsunterricht verlagert, „damit wir wenigstens dort das Stundenprogramm sicherstellen können“.

Die Stundenpläne der EBGS sind ohnehin so konzipiert, dass im Vormittagsbereich die Hauptfächer – die heute Kernfächer heißen – unterrichtet werden und im Nachmittagsbereich die „sonstigen Fächer“. Heißt: An der EBGS werden im Wesentlichen derzeit Englisch, Deutsch, Mathe, Naturwissen unterrichtet. Fächer wie Sport, Kunst, Musik, Geschichte, die sonst nachmittags stattfinden, fallen derzeit weg. Nur einige AGs oder Förderstunden finden noch statt.

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„Für die Organisation ist das eine große Herausforderung“

Die Lehrer, die in Quarantäne sind, sind gehalten, den Unterricht für ihre Kollegen vor Ort vor- und nachzubereiten, so Wangerin. „Die sind ja nicht krank“, begründet der Schulleiter. Für einen Mathelehrer, der nicht unterrichten kann, wird im Optimalfall ein Mathelehrer als Vertretung eingesetzt, wenn keiner verfügbar ist, ist ein Lehrer mit einem ähnlichen Fach - etwa Technik – die zweite Wahl. Mitunter müssten allerdings auch völlig fachfremde Kollegen im Vormittagsbereich Vertretungen übernehmen. „Für die Organisation ist das eine große Herausforderung.“

Eigentlich hat Wangerin den Anspruch, „an der Schule eine ganzheitliche Bildung zu realisieren.“ Zur Zeit sei das „nur eingeschränkt möglich“, – hoffentlich nur vorübergehend so der Schulleiter.