Dinslaken. Wirte aus Dinslaken haben sich zusammengetan, um gegen die coronabedingten Schließungen im November anzugehen. Sie stellen klare Forderungen.

Die Gastronomen in Dinslaken begehren auf. Gegen die drastischen coronabedingten Einschränkungen, die ab dem 2. November und dann für den gesamten Monat gelten und die unter anderem bedeuten, dass alle Restaurants, Bars, Kneipen und ähnliche Einrichtungen geschlossen werden.

„Wir können uns das in der Form nicht mehr bieten lassen. Wir als Gastronomen können für die steigenden Infektionszahlen nicht in Sippenhaft genommen werden. Wir können uns nicht erklären, warum wir dafür verantwortlich gemacht werden. Wir müssen uns solidarisieren und werden uns organisieren“, kündigt Maik Zimmermann an. „Wir müssen laut werden und Forderungen stellen. Die Politik muss uns komplett – und nicht nur anteilig – unterstützen, sie muss dafür Sorge tragen, dass alle unsere Kosten – nicht nur die für Strom und Heizung – übernommen werden.“

Bei anderen Gastronomen auf offene Ohren gestoßen

Erste Mitstreiter hat der Gastronom im „KM 800“ mit Ludger Hullermann (Gaststätte Maaß), Andreas Nick (VHaus Hiesfeld), Jörg Springer (SchnierStrax) und Theocharis Kremmidas (Zorbas) sofort gefunden. Darüber hinaus haben sie schon Bande zu Gastronomen in Duisburg geknüpft und sind auch dort auf offene Ohren gestoßen, ebenso wie beim Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) im Kreis Wesel. Möglicherweise werde daraus am Ende auch eine Initiative, so ähnlich wie es die Betriebe der Veranstaltungsbranche mit der Aktion unter dem Titel „Alarmstufe Rot“ gemacht haben. Denn: „Es trifft die ganze Branche“, da sind sich auch die fünf Dinslakener Gastronomen einig.

Auch interessant

„Das Robert-Koch-Institut (RKI, Anm. d. Red.) sagt ganz klar: Die Ansteckungsrate in der Gastronomie ist gering“, erläutert Andreas Nick, Geschäftsführer des „VHaus Hiesfeld“. Nur 1,3 Prozent aller Infektionen seien laut RKI auf Fälle in Restaurants &Co. zurückzuführen. Insofern seien die im Raum stehenden Schließungen nicht nachvollziehbar. „Was uns daran auch erzürnt ist, dass die bevorstehenden Maßnahmen genau das Gegenteil bewirken werden.

Die Leute werden sich weiterhin treffen, dann aber zuhause. Und dort werden dann keine Masken getragen und keine Abstände eingehalten. Und es werden auch keine Kontaktlisten geführt. Das ist total widersinnig.“

Keiner zweifelt die Ernsthaftigkeit der Lage an

Dass die Coronasituation ernst ist, bezweifelt keiner der fünf Gastronomen. Doch Jörg Springer kritisiert, „dass es mittlerweile in Richtung Panikmache geht“. Während man der Politik zu Beginn der Coronakrise noch keinen Vorwurf habe machen können, weil das Virus da noch deutlich unerforschter gewesen sei, lägen nun aber genug Daten und Erkenntnisse vor. „Und die besagen nun mal, dass die meisten Infektionen nicht im Schul-, Kita- oder Gastronomie-Umfeld entstehen, sondern bei privaten Treffen oder Feiern. Die Fakten werden aber nur in eine Richtung geschoben: nur in Richtung Panik.“

Neben ihrer Forderung nach der vollen Kostenübernahme wünschen sich die Gastronomen außerdem, „nicht alle über einen Kamm geschert zu werden“, erklärt Andreas Nick. Es müsse differenziert werden – denn natürlich setze nicht jeder Gastronom die coronabedingten Vorgaben gleich gut um. „Vielleicht wäre es zum Beispiel möglich, eine Förderung zu bekommen, wenn man sich dran hält“, überlegt er. Eine Förderung von Heizpilzen, Pavillons, Zelten und ähnlichem für das Einrichten von Gastronomie im Außenbereich könne hilfreich sein. Es müsse andere Möglichkeiten geben, als die komplette Schließung.

Auch interessant

„Der erste Lockdown tut noch immer weh“, sagt Maik Zimmermann. „Wir haben auch jetzt so 60 bis 70 Prozent Umsatzeinbußen, weil viele Gäste einfach weg bleiben“, sagt Ludger Hullermann. „Der Schaden ist auf jeden Fall da, wir müssen jetzt gucken, wie wir ihn minimieren", sagt Theocharis Kremmidas. „Vom Geldverdienen haben wir uns dieses Jahr verabschiedet“, sagt Andreas Nick.

Doch es gehe eben nicht mehr allein darum. Es gehe darum, weiter bestehen zu können. „Wir sind Gastronomen aus Leidenschaft. Wir möchten wieder mit Gästen arbeiten. Und auch mit allen anderen Kollegen“, sagt Jörg Springer. Es müsse etwas passieren, sagen alle fünf. Sonst würden nach und nach alle Gastronomiebetriebe in der Stadt schließen. Und dann stünden Dinslaken düstere Zeiten bevor.

>> AUSTAUSCH BEI REGELMÄSSIGEN STAMMTISCHEN GEPLANT

  • Die Gastronomen sagen: „Wir sind bereit etwas zu unternehmen.“ Es gelte nun Konzepte zu entwickeln, wie man den Betrieb im Rahmen ermöglichen könne. Eine Idee sei, dieses wirtschaftliche Konzept gemeinsam mit den zuständigen Behörden zu erarbeiten.
  • Darüber hinaus wollen die Gastronomen das neue Bündnis nutzen, „um auch perspektivisch zu schauen, wie wir den Standort Dinslaken zusammen attraktiver machen können – für die Zeit nach diese Krise“, sagt Maik Zimmermann.
  • Die Fünf wollen sich künftig regelmäßig bei Stammtischen austauschen. Weitere Gastronomen sind dabei willkommen – und können sich bei ihnen melden.

Das Gespräch mit den Gastronomen fand am Mittwochvormittag statt, ehe die Schließung der Gastronomie endgültig feststand. Entsprechende Überlegungen der Politik waren da bekanntlich aber schon durchgesickert.