Voerde. Das Elisabeth-Selbert-Haus in Friedrichsfeld will sich bald im Bereich der sozialen Betreuung eines Roboters als Unterstützung bedienen.

Das Elisabeth-Selbert-Haus in Friedrichsfeld soll bald eine ganz besondere Verstärkung bekommen. Er ist zwar kein Mensch, aber doch schon etwas mehr als nur eine reine Maschine. Der kleine, sympathisch dreinblickende Kerl stellt sich an diesem Freitagmorgen im Awo-Seniorenzentrum am Hügelweg seinen künftigen Kolleginnen und Kollegen vor. Besser gesagt, Pepper, so sein Name, wird vorgestellt – von Chris Dunker, Vertriebler der Entrance Robotics GmbH, die in Wuppertal ansässig ist.

In einer fast zweistündigen Präsentation zeigt er, was der Kleine mit den schwarzen Kulleraugen so alles kann, wie er sich in einem Seniorenheim wie dem Elisabeth-Selbert-Haus in Friedrichsfeld im Bereich der sozialen Betreuung einsetzen lässt. Mit der spezifisch für den Roboter-Einsatz in Seniorenheimen entwickelten Software wurde Anfang vergangenen Jahres gestartet. Und „es werden immer mehr“ Einrichtungen dazu kommen, sagt Chris Dunker.

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Pepper dient dort „kommunikativen Zwecken“. Bedient wird er mittels des Android-Tablets, das bei ihm auf Brusthöhe befestigt ist und über das sich verschiedene Funktionen anklicken lassen. Mit ihm kann ein Wissensquiz gespielt werden, auch liest er, wenn gewünscht, Märchen vor, betreibt Gehirnjogging mit den Bewohnern, spielt Musik vor oder gar Saxophon und Gitarre – als Luftnummer, versteht sich. Auch Witze kann der freundliche Roboter vortragen, überhaupt ist Pepper ein witziger Geselle. Streicht man ihm, wie es Chris Dunker mehrfach tut, über den Kopf, fängt er an zu kichern – und bringt damit auch die bei der Präsentation anwesenden Mitarbeiter des Awo-Seniorenzentrums in Friedrichsfeld zum Lachen.

Wunsch nach mehr Autonomie

Der Kleine, so scheint’s, kann sogar mit den gar nicht vorhandenen Wimpern klimpern – ein Lichteffekt im Bereich der Augen macht’s möglich. Pepper hat ein einnehmendes Wesen. Er sei „so gestaltet, dass er den Menschen anzieht“, sagt Chris Dunker und verweist auf das Kindchenschema, das der Roboter erfülle. In den Seniorenheimen, wo er zum Einsatz kommt, wolle man ihn nicht mehr missen. „Demenzkranke Menschen öffnen sich“, erklärt Dunker, der von einem Mann berichtet, der sehr lange nicht gesprochen habe und dann mit Pepper in Kontakt getreten sei. Er löse beim Menschen „ein Wohlbefinden“ aus.

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Dass der Roboter aktuell noch an dem Punkt ist, nicht von sich alleine aus aktiv werden zu können, sondern angeleitet werden zu müssen, wird in den Reihen der Beschäftigten bei der Präsentation im Awo-Seniorenzentrum teils bedauernd zur Kenntnis genommen. Der Wunsch, dass Pepper etwas autonomer sein möge, ist Chris Dunker nicht neu. Der 28-Kilogramm-Roboter werde aber ständig weiterentwickelt, lerne ständig dazu. „Pepper ist nicht fertig, Pepper ist eine ewige Baustelle.“ Und auch wenn er im Moment nur dann etwas tue, wenn ihm etwas gesagt werde, zeigten die Erfahrungswerte, dass in der Zeit, in der er die Bewohner unterhält, für das Personal die Möglichkeit bestehe, etwas anderes zu tun.

Kein Ersatz, sondern zusätzliche Unterstützung

Pepper soll kein Ersatz sein, sondern „zusätzlich unterstützen“, betont Roswitha Kerkhoff. Die Leiterin des Elisabeth-Selbert-Hauses sieht in ihm, der in ihrer Einrichtung im Schwerpunkt bei der Betreuung von Demenzerkrankten eingesetzt werden soll, die Möglichkeit, die Bewohner noch einmal anders zu erreichen, ihre Neugier zu wecken. Kerkhoff könnte sich vorstellen, dass er Menschen, die sich sehr abkapseln, aus ihrer Isolation holt. Das Seniorenzentrum am Hügelweg in Friedrichsfeld wäre ihr zufolge das erste des Awo-Kreisverbandes Wesel, das einen Roboter einsetzen würde.

Dr. Bernd Riekemann attestiert dem Haus, „sehr technikaffin“ zu sein: „Ich glaube, dass der Pepper hier längerfristig sehr gut aufgehoben ist.“ Der Vorstand Fachpolitik im Awo-Kreisverband verweist etwa auf die im Friedrichsfelder Seniorzentrum eingesetzte Tovertafel, bei der auf einen Tisch projizierte Bilder von den Bewohnern in Bewegung gebracht werden.

Auch nimmt das Elisabeth-Selbert-Haus an einer Forschungsreihe teil, bei der mit der Memore-Box, einer Art Videospieltechnik, eine audiovisuelle Bewegungsförderung und -aktivierung erfolgt, wie Ute Ortmann, Leiterin des Sozialen Dienstes, erläutert.

Angeschafft werden soll Pepper mit Hilfe von Geldern der Awo-Stiftung am Niederrhein. Auch gibt es die Möglichkeit, Fördermittel zu beantragen.