Voerde. Schwarze Kreuze erinnern nun an die abgebrannten Strohpuppen. Bauern aus Voerde und Hünxe gaben ihrer Bestürzung bei spontaner Demo Ausdruck.

Mit Treckern und Bannern protestierten Landwirte aus Voerde und Hünxe am Freitagabend gegen die mutmaßliche Brandstiftung auf dem Acker am Kreisverkehr Hammweg. Dort sind in der Nacht zu Freitag – wie berichtet – die drei Strohballen-Puppen abgebrannt. „Brandstiftung“ vermuten die Bauern der Vereinigung „Land schafft Verbindung“ (LSV), die 200 dieser Puppen auf abgeernteten Feldern in Nordrhein-Westfalen aufgestellt haben. Die Landwirte sind „fassungslos und traurig zugleich,“ so Ingo Hülser, Deichgräf und LSV-Mitglied. Denn die Puppen hatten einen ernsten Hintergrund.

Puppen sollen freundliche Einladung zum Dialog darstellen

Die Strohpuppen wurden erst vor knapp zwei Wochen aufgestellt.   
Die Strohpuppen wurden erst vor knapp zwei Wochen aufgestellt.   © PR | Privat

In der Nacht zu Freitag, kurz vor Mitternacht, brannten die Puppen lichterloh. Die Feuerwehr wurde um kurz vor Mitternacht alarmiert. Löschtechnisch keine große Sache, so die Auskunft der Kreisleitstelle der Feuerwehr. „Ideologisch aber schon, wie Jörg Sprengnetter, Voerder LSV-Landwirt sagt. Denn die Puppen waren eine freundliche Einladung zum Dialog.

Das belastet die Landwirte

Die Puppen, die ansonsten auf dem Land zu fröhlichen Anlässen – zu Hochzeiten oder Geburtstagen etwa – aufgestellt werden, sollten die Bürger und die Politiker vor der Wahl auf die Arbeit und auch auf die Probleme der Landwirte aufmerksam machen. Auf sich ständig verändernde Verordnungen etwa, die teils große Investitionen seitens der Landwirte verlangen. „Die sind ja immer schon für die nächste Generation gedacht“, sagt Sprengnetter, der eben diese Generation gerade friedlich schnullernd auf dem Arm trägt. „Und dann stimmen die Leute an der Kasse ab und kaufen das billigste Produkt, das meist aus dem Ausland kommt“, so der Landwirt. Mehrere Dürresommer und die Folgen der Corona-Krise belasten die Landwirte, aktuell bereitet das drohende Exportverbot für Schweinefleisch nach China weitere Sorgen.

Politiker aller Parteien zeigten sich solidarisch

Nur ein schwarzer Haufen Stroh ist von den Puppen übrig geblieben.
Nur ein schwarzer Haufen Stroh ist von den Puppen übrig geblieben. © FUNKE Foto Services | Markus Joosten

Mehrere Dutzend Landwirte aus Voerde und Hünxe, die die Strohpuppen gemeinsam aufgestellt hatten, gaben ihrem Protest eindrucksvoll mit zahlreichen Treckern und Transparenten Ausdruck. Politiker sämtlicher im Voerder Rat vertretenen Parteien sowie die beiden Bürgermeister und Landtagsabgeordnete Charlotte Quik schlossen sich dem Protest solidarisch an.

Egal, ob die mutmaßliche Brandstiftung ein Jugendstreich oder politisch motiviert gewesen sei – „beides ist dumm und töricht und beides hat die Sache nicht verdient“, sagte Voerdes Bürgermeister Dirk Haarmann stellvertretend für alle Parteien. Gemeinsam wolle man den – durch Corona ausgebremsten – Dialog auf kommunaler Ebene weiterführen. Und wo gerade alle Parteien vor Ort waren, fingen die Landwirte damit direkt an. „Nehmt die Politiker kräftig in die Mangel“, forderte Hülser - selbst Ratsherr und Landwirt – die Bauern auf.

Die abgefackelten Strohballen-Puppen werden nicht ersetzt. Drei schwarze Kreuze sollen statt dessen an sie erinnern.

>> In Hünxe-Bucholtwelmen und in Dinslaken wurden ebenfalls Strohpuppen aufgestellt