Voerde. Bei einem Infoabend der BIG Rheindörfer wurde der Planungsstand zum Deichbau in Götterswickerhamm vorgestellt. Der Städtebau war auch ein Thema.

Auf einem guten Weg sieht Deichgräf Ingo Hülser die Planungen für die Deichsanierung Mehrum 3 in Götterswickerhamm. Über den aktuellen Stand informierte der Deichverband am Mittwochabend in der evangelischen Kirche in Götterswickerhamm. Das Gotteshaus bot sich als einer der größten Räume im Rheindorf an, um die lange geplante Veranstaltung unter Einhaltung der Corona-Schutzmaßnahmen durchführen zu können. Da auch die Pläne, den Kirchenvorplatz im Zuge der Deichsanierung zu einem Dorfplatz umzugestalten, vorgestellt wurden, war die Kirche gleich in zweifacher Hinsicht der passende Ort für die knapp zweistündige Infoveranstaltung, zu der die Bürgerinteressengemeinschaft (BIG) Rheindörfer Götterswickerhamm, Löhnen, Mehrum eingeladen hatte.

Neues Artenschutzgutachten erforderlich

Es habe viele Planungsbesprechungen mit der Stadt, der Bezirksregierung Düsseldorf, Straßen.NRW und der Bodendenkmalpflege gegeben, sagte Hülser, der die Deichsanierung „als größtes Projekt neben Betuwe“ bezeichnet. Das Vorhaben bringe den Deichverband an seine Leistungsgrenze. Daher hoffe man auf weitere Unterstützung von den Behörden, möglich sei eine Förderhöhe von 80 Prozent. Auch verfahrensrechtliche Schritte mussten geklärt werden – mit dem Ergebnis, dass ein neuer Antrag für die überarbeiteten Sanierungspläne eingereicht und offengelegt werden muss. Dabei hat sich auch herausgestellt, dass das vor sieben Jahren erstellte Artenschutzgutachten mittlerweile zu alt sei, eine neue Untersuchung kann aber erst im kommenden Frühjahr erfolgen.

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Im Anschluss an Hülsers Ausführungen stellte das Ingenieur-Büro Gewecke & Partner die in der Zwischenzeit entstandene Alternativplanung für die einzelnen Abschnitte vom früheren Kohlekraftwerk in Möllen bis hin zum Anschluss Mehrum 2 vor. Im Abschnitt A vom ehemaligen Stromproduzenten bis zum Strandhaus Ahr ist ein homogener Deich geplant, im folgenden Abschnitt B, der bis zum Restaurant „Zur Arche“ reicht, soll eine Hochwasserschutzmauer in den bestehenden Deichfuß integriert werden. Sie soll einen Meter hoch über die Straße ragen, entlang der Strecke wird es ein paar Sichtfenster geben.

Neue Rampe als Zufahrt zum Parkplatz der „Arche“

Des Weiteren ist geplant, im Abschnitt B auf Höhe des Ortseingangsschildes eine neue Rampe zu bauen, die auf den Parkplatz am Restaurant „Zur Arche“ führt und „die Zufahrt auf die Landesstraße verbessern soll“, wie Nicole Johann, Erste und Technische Beigeordnete der Stadt Voerde, ergänzend erläuterte. Die bisherige Rampe an der „Arche“ wird dann für Autos nicht mehr zur Verfügung stehen, stattdessen sollen an dieser Stelle ein barrierefreier Zugang und eine Treppenanlage für Radfahrer und Fußgänger geschaffen werden, die in einem Zickzack-Kurs hinunter zum Rhein führen.

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Pläne, die der Inhaber des Restaurants „Zur Arche“ zum ersten Mal hörte, wie er bei der anschließenden Fragerunde ein wenig erstaunt konstatierte. Er hätte sich, so seine Kritik, als Anlieger gewünscht, im Vorfeld miteinbezogen worden zu sein. Die Planungen zur Rampe seien erst in den vergangenen sechs Wochen entstanden, sagte Deichgräf Hülser und kündigte weitere Gespräche mit dem Restaurantbesitzer an.

Für den Abschnitt C vom Restaurant „Zur Arche“ bis zum Kreisverkehr ist ein mobiler Hochwasserschutz vorgesehen. Hierbei werden 60 Zentimeter große Bohrpfähle verbaut und mit einem Kopfbalken versehen. Die Neigung der Straße wird angepasst, außerdem müssen einige Bäume weichen, da sie ansonsten den mobilen Hochwasserschutz gefährden könnten. Im letzten Abschnitt D, der vom Kreisverkehr bis zum Anschluss Mehrum 2 reicht, ist eine wasserseitige Vorschüttung vorgesehen, außerdem entsteht ein Rad- und Fußweg.

Aus dem Kirchplatz soll ein Dorfplatz werden.
Aus dem Kirchplatz soll ein Dorfplatz werden. © Heiko Kempken / FFS

Im Abschnitt C gehen städtebauliche Maßnahmen und Hochwasserschutz Hand in Hand, denn aus dem Kirchplatz soll ein Dorfplatz werden. Nicole Johann erläuterte die bisherigen Ideen. In diesem Bereich wird die Straße einen halben Meter tiefergelegt, damit die Kirche – die tief im Gelände liegt – dadurch angehoben wird. Der Platz soll ein barrierefreier Ort der Begegnung werden.

Durch eine größere, begrünte, harfenförmige Treppe sollen Höhen überwunden werden. Laternen und Bänke sollen aufgestellt werden, die Mauer könnte ebenfalls als Sitzplatz integriert werden. Die Straße müsse jedoch immer als Straße erkennbar sein, erläuterte Johann eine der Auflagen, es könne daher kein großer Platz entstehen.

Ein Platzproblem macht auch die große Platane vor der Kirche. Ihre Krone ist so groß, dass sie bei aufweichendem Boden in den mobilen Hochwasserschutz stürzen könnte. Daher kann sie an ihrem bisherigen Standort nicht erhalten werden. Einen großen Baum soll es auf dem Platz aber auch zukünftig geben, nur eben ein wenig versetzt.

Viele Dinge sind bei der Gestaltung des Dorfplatzes noch im Fluss, bis September 2021 soll aber ein erster Antrag auf Fördermittel gestellt werden. Auch die Offenlegung der Pläne zur Deichsanierung – die städtebauliche Gestaltung des Dorfplatzes ist hierbei integraler Bestandteil – könnte bei einem „optimalen Verlauf“ im kommenden Jahr erfolgen, hofft Deichgräf Hülser. Ein Baubeginn könnte dann in 2022 möglich sein.

>>Info: 600 Einwendungen zu erstem Entwurf

Im März 2007 begannen die Planungen zur Sanierung des Deichs in Götterswickerhamm. Acht Jahre später erfolgte die Offenlage der Antragsunterlagen, die von Seiten der Bürgerschaft auf Protest stießen: Etwa 600 Einwendungen gingen zu der ursprünglich vorgelegten Planung des Deichverbandes Mehrum mit meterhoher Mauer durchs Dorf, größtenteils am Rheinufer entlang, ein.

Der Hochwasserschutz im Rheindorf Götterswickerhamm wird im Ortskern nun größtenteils mit mobilen Elementen auf der Dammstraße umgesetzt. Teil der vom Deichverband vorgenommenen Änderungsplanung ist der Umbau des Kirchplatzes.