Kreis Wesel. Die Ärzte müssen Urlauber, Erzieher und Lehrer testen. Vorsitzender der KV aus Dinslaken fürchtet steigende Infektionszahlen im Herbst.

Mit den freiwilligen und verpflichtenden Corona-Tests für Reiserückkehrer kommt eine hohe Anzahl von Tests auf die Hausärzte im Kreis Wesel zu. Wir haben mit Dr. Michael Weyer, Arzt in Dinslaken und Vorsitzender des Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein im Kreis Wesel gesprochen.

Sind die Ärzte auf den Ansturm der Urlauber vorbereitet?

Das hoffe ich. Zusätzlich zu den Rückkehrern haben wir noch die Testungen von Kita-Beschäftigten und Lehrern. Jeder Kollege muss für sich entscheiden, wie und wann er das macht. Wir haben schon die ersten Tests in der Praxis gemacht und haben es so geregelt, dass wir die Patienten zum Ende der Sprechstunde kommen lassen, wenn die anderen weg sind. Ich gehe davon aus, dass die anderen Kollegen das ähnlich machen. Wir sind im Moment in der Vorbereitung, wie wir das handhaben. Ich habe am Freitag noch einen Termin beim Gesundheitsamt.

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Muss man befürchten, dass die Testkapazitäten wieder knapp werden?

Im Moment heißt es, es sind genügend Materialien und Testkapazitäten da. Das können wir natürlich nicht kontrollieren. Ob es zu Engpässen kommt, wissen wir nicht.

Wäre es sinnvoller, wieder ein zentrales Testzentrum einzurichten?

Die Frage ist, wie sich das langfristig entwickelt. Das Problem ist, dass der Herbst auf uns zukommt und wir wissen nicht, wie hoch die Belastung dann ist – ob die dann so hoch ist, dass wir dann, um die Praxen zu schützen, die Tests wieder auslagern. Das wäre relativ kurzfristig möglich. Sollte man feststellen, dass die Frequenzen massiv ansteigen, wird man sicherlich überlegen, ob man dann nicht kurzfristig wieder ein Testzentrum aufmacht.

Das bedeutet, Sie erwarten einen Anstieg der Coronazahlen im Herbst?

Ich befürchte es. Wir haben ja immer geglaubt, dass Covidvirus möglicherweise ähnlich ist wie das Grippevirus und in der kalten Jahreszeit vermehrt Leute befällt. Es scheint ein bisschen was dran zu sein wenn man sieht, wie das bei Tönnies war: Die Arbeitsumgebung war kühl und feucht und hat sich das Virus gut halten können, letztendlich war es auch eine Frage der Klimaanlage. Ob das jetzt, wenn der Winter kommt, ähnlich ist, wissen wir nicht. Auf der anderen Seite: In Neuseeland und Australien war es warm in der Zeit – da hat sich das Virus auch ausgebreitet. Es scheint die Hitze oder die Kälte nicht allein zu sein. Wir wissen nicht, was im Herbst passiert.

(Fragen: Anja Hasenjürgen)