Dinslaken. Poetry-Slamerin und Kabarettistin Sandra da Vina eröffnete das lange Open-Air-Wochenende der Kleinkunstakademie „Theater im Hof“.

Bunte Ringe auf dem Boden markieren die nötigen Abstände vor dem Eingang, Requisiten aus verschiedenen Theaterproduktionen verschönern den Eingangsbereich und geben im Schatten der alten Bäume auf dem ehemaligen Schulhof an der Teerstraße in Lohberg die Kulisse für das „Theater im Hof“. Kordula Völker und ihr Team vom Theater Halbe Treppe haben innerhalb von zwei Wochen ein kleines, aber feines Sommer Open-Air-Festival auf die Beine gestellt, das am Donnerstagabend Premiere feierte. Vier Veranstaltungen in Reihe würden schon als Festival gelten, fand Kordula Völker, denn „Kleinkunst muss klotzen“.

„Lyrik to go“

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Nicht nur das Programm von „Theater im Hof“ kann sich sehen lassen, auch die Stimmung am Premierenabend, der in Kooperation mit der Gleichstellungsstelle innerhalb der Reihe FrauKE (Frauenkultur erleben) stattfand, war gut. Eine kleine Bar mit Cocktails und zu denen es „Lyrik to go“ oder ein „Glückskompliment“ mit auf den Weg zu einem der 33 Stühle gab, die mit dem nötigen Abstand zueinander vor der kleinen Bühne aufgestellt waren.

Mit der Poetry Slamerin und Kabarettistin Sandra Da Vina war eine Frau zu Gast, die auf sympathische, humorvolle und herzerwärmende Art so kunstvoll und poetisch mit Worten jonglieren kann, dass sie den Zuschauern immer wieder ein Lächeln ins Gesicht zaubert und sie zum Lachen bringt. Für die Künstlerin war es seit Monaten der erste Auftritt vor Publikum.

Künstlerin will alles

Unter dem Motto „Da Vina takes it all“ hat sich die gut aufgelegte Poetry Slamerin ziemlich viel vorgenommen, denn „ich hätte wirklich gerne alles“, gesteht sie gleich zu Beginn. Dabei sei „alles“ ein hoch philosophischer Begriff, mit dem man viel zu sorglos umgehe – schließlich könne auch ein Alleskleber nicht alles kitten, „sonst wäre ich mit meinem Exfreund noch zusammen.“ Alles beschreibt aber den Inhalt des Programms sehr treffend, denn Sandra Da Vina stellt sich viele Fragen und beleuchtet unterschiedliche Themen. Eines davon war die Freundschaft.

„Freunde sind Menschen, die einen mögen, obwohl sie einen kennen“, meint Da Vina, die an Freundschaft auf den ersten Blick glaubt. Da Freunde Helden und Heldinnen seien, hat sie ihnen mit ihrem Text „Social Worldcup“ ein Denkmal gesetzt, denn ihr mitreißender Bericht über Disziplinen in „Umarmen“, „einen betrunkenen Freund nach Hause bringen“ oder „Für zwei kalte Stücke Pizza beim Umzug helfen“ sind ein humorvolles und warmherziges Plädoyer für die Freundschaft.

Sprachnachrichten findet sie furchtbar

Auf 33 Stühlen konnten die Zuschauer Platz nehmen.
Auf 33 Stühlen konnten die Zuschauer Platz nehmen. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

Genauso wichtig wie gute Freunde sind gute Gespräche. Davon hatte Sandra Da Vina gerade in der letzten Zeit zu wenige. Generell findet sie Small Talk und Sprachnachrichten furchtbar – letztere beherrsche nur ihre Mutter, denn sie bereite sie journalistisch wie einen Nachrichtenüberblick auf. Den Grund hat die Künstlerin auch schnell ausgemacht: Wir schauen zu viel auf den Bildschirm.

Auch zum Internet hat sie angesichts von übergriffigen Nachrichten, die Beleidigungen statt Satzzeichen enthalten, ein zwiegespaltenes Verhältnis und wünscht sich manchmal, ihre Mutter könnte einfach so wie früher zuhause den Stecker ziehen. Doch die studierte Germanistin rechnet auf ihre Weise mit einem wunderbaren Text mit denjenigen ab, die vorschnell über andere urteilen – sie selbst kann ein Lied davon singen, als nach einem Auftritt über sie geschrieben worden sei, sie habe sich ungeschminkt und in Basic-Klamotten unter Wert verkauft. Da Vina hält mit einem Gutschein-Code für hundert Prozent Selbstliebe dagegen, denn sie möchte es sich leisten können, sie selbst zu sein. Und mit guten Gesprächen und guten Freunden hat man doch eigentlich alles, was man braucht.

Da ist er wieder, der Begriff „alles“. Am Donnerstagabend hat Sandra Da Vini jedenfalls alles erreicht – die Herzen der Zuschauer hat sie alle erobert, wie der langanhaltende Schlussapplaus zeigte.

Als nächstes steht ein Konzert auf dem Programm

Die nächste Veranstaltung der FrauKE-Reihe ist das Konzert mit Suli Puschban am 3. September um 19 Uhr, auch wieder Open Air im Theater im Hof.