Voerde. Ingo Hülser fürchtet in Folge des zweiten nachgewiesenen Wolfes eine Existenzbedrohung für den Schäfer, dessen Tiere für die Deichpflege sorgen.
Der nun auch vom Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (Lanuv) NRW bestätigte Angriff zweier Wölfe auf einen Hirsch an Ostersamstag am Hohen Wardweg in Hünxe alarmiert den Chef des Deichverbandes Mehrum: Ingo Hülser stellt sich die Frage, wie das Land, das bisher nicht in der Lage gewesen sei, den Umgang mit nur einem dieser Raubtiere im Wolfsgebiet Schermbeck zu managen, dies nun mit zweien zu tun gedenkt. Der Deichgräf, auch CDU-Ratsherr in Voerde, hat NRW-Umweltministerin Ursula Heinen-Esser (CDU) geschrieben und unter anderem auf den aus seiner Sicht durch die Anwesenheit eines zweiten Wolfes „mehr denn je in Frage“ gestellten Herdenschutz auf Deichen hingewiesen. Dafür müsse das Tier nicht mal bis an den Rhein kommen.
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Hülser fürchtet, dass sich mit dessen Existenz und der vielleicht zu erwartenden Rudelbildung – das Lanuv hat erklärt, dass es sich bei den im Video festgehaltenen Tieren um einen „ersten Hinweis auf ein mögliches Wolfspaar“ in dem Gebiet handelt – die Zahl der Nutztierrisse erhöhen wird. Es ist eine Sorge, die auf Seiten der NRW-Behörden so nicht geteilt wird. Innerhalb eines Wolfsterritoriums werde der Unterschied nicht messbar sein, so lautet eine Einschätzung. Wölfe in Europa würden nicht im Rudel jagen, sondern alleine oder zu zweit. Ein Wolf, der ein Tier gerissen hat, würde es nicht komplett fressen, seine Artgenossen könnten sich davon also auch noch ernähren.
Deichgräf schreibt NRW-Umweltministerin
In dem Schreiben an die Ministerin will der Deichgräf auch wissen, wer „die politische Verantwortung“ übernimmt, wenn sich herausstelle, „dass das Wolfsmanagement in einem der dicht besiedeltsten Räume in Europa“ nicht funktioniere. Hülser sieht die Pflege und Unterhaltung der Deiche in seinem Verband gefährdet, nachdem ihn einer der beiden Schäfer, die dort ihre Tiere weiden lassen, auf die Existenzbedrohung seines Betriebes hingewiesen habe. Die Schafe fungieren auf den Deichen als natürliche Rasenmäher, sorgen für deren Pflege. Der Deichverband wiederum liefert den Schafen mit dem Gras, das sie fressen, Futter.
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Es ist Maik Dünow, der seinen Betrieb durch die Existenz eines zweiten Wolfes mit möglicher Rudelbildung gefährdet und die Notwendigkeit sieht, weitere Herdenschutzhunde einzusetzen. Der Weseler Berufsschäfer, dessen Tiere unter anderem auf dem Deichabschnitt in Voerde weiden, hatte nach eigenen Angaben vor etwa anderthalb Jahren an der Schwarzen Heide mehr als 40 tote und verletzte Schafe in Folge eines Wolfsrisses zu beklagen. Seitdem er Herdenschutzhunde im Einsatz hat, sei es zu keinem Vorfall mehr gekommen – weshalb darin für ihn die einzige Lösung im Umgang mit dem Wolf liegt.
Lanuv empfiehlt Sicherung mit Zäunen
Die von Seiten des Lanuv auch gestern erneut ausgesprochene Empfehlung an Halter von Schafen, Ziegen und Gehegewild im Wolfsgebiet Schermbeck, ihre Tiere mit geeigneten Zäunen wolfsabweisend zu sichern, ist nach seiner Einschätzung nicht der richtige Weg. Auch ein 1,20-Meter-Zaun sei für das Raubtier kein Hindernis. „Jetzt haben wir einen zweiten Wolf, der lernt, über Zäune zu springen.“ Wölfe ließen sich nur mit Herdenschutzhunden aufhalten. Dünow fordert, dass die Kosten für deren Anschaffung komplett erstattet werden. In seinem Fall aber passen die „Förderrichtlinien Wolf“ nicht. Dünows Situation sei eine besondere, sein landwirtschaftlicher Betrieb fällt unter die „De-minimis“-Regelung mit einem von der EU ausgegebenen Förderdeckel von 20.000 Euro innerhalb von drei Steuerjahren. Eben diese Obergrenze sei bei Dünow bereits anderweitig ausgeschöpft, wie aus Behördenkreisen zu vernehmen ist. Diese Einschränkung für Berufsschäfer in NRW soll in absehbarer Zeit beseitigt werden. Es gebe dahingehende positive Signale von der EU, heißt es weiter.
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Zu der Kritik Dünows, dass die Anschaffung von Herdenschutzhunden – die Kosten für ein ausgebildetes Tier beziffert er mit zirka 6000 Euro – erst ab einer Zahl von 100 Tieren gefördert werde, gibt es keine direkte behördliche Bestätigung, sondern den Hinweis, dass der Einsatz von Herdenschutzhunden erst dann Sinn mache. Die von Dünow auch geforderte Finanzierung von Futter (monatlich 1000 Euro, wie er sagt), Tierarztkosten etc. ist nicht zulässig. Die Nutztierhalter müssten finanziell so ausgestattet werden, dass der Schutz der Herde vor dem Wolf sie nichts kostet, hält der Weseler Berufsschäfer dagegen.