Dinslaken. Noch immer komme in vielen Arztpraxen kaum Nachschub an Schutzmasken und Desinfektionsmitteln an. Mediziner bestellen Material auf eigene Kosten.

Die Versorgung mit Schutzausrüstung verläuft in vielen Praxen nach wie vor schleppend. „Wir versuchen überall an Masken zu kommen“, sagt Hausarzt Dr. Michael Weyer. Für seine Praxis an der Friedrich-Ebert-Straße habe er 20 Schutzmasken von der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) erhalten. Das reiche bei Weitem nicht aus, so Weyer: „Die KV versucht uns auszurüsten, bekommt aber selbst kaum Lieferungen nach.“

Um die Gesundheit der Patienten und seiner Mitarbeiter zu gewährleisten, habe er über den Kontakt einer Kollegin zehn Masken aus China nachbestellt. Kostenpunkt: 4,50 Euro das Stück. „Dafür zahlt man sonst einen Euro“, sagt Weyer. Vier weitere Masken habe er in einer Apotheke gekauft – für 15 Euro das Stück. „Im Moment kommen wir mit der Schutzausrüstung noch aus, aber wenn sich die Situation verschärft, wird es so langsam eng.“

Desinfektionsmittel sind Mangelware

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Doch nicht nur Atemmasken seien schwer zu bekommen. „Auch Desinfektionsmittel sind aktuell Mangelware“, sagt Dr. Michael Wefelnberg. Neben kleineren Mengen an Masken und Nasenschutz habe er von der Kassenärztlichen Vereinigung einen halben Liter Händedesinfektion erhalten. „Das ist besser als nichts, aber 500 Milliliter verbrauchen wir an zwei Tagen.“

Wefelnberg habe für seine drei Praxen in Hünxe und Dinslaken deshalb frühzeitig Material nachbestellt. Darunter 125 FFP2-Masken für insgesamt 1000 Euro. „Das geht ganz schön ins Geld“, so der Hausarzt. „Zudem haben wir den Effekt, dass gleichzeitig nicht mehr so viele Patienten in die Praxis kommen.“ Das bedeute mehr Kosten bei weniger Einnahmen.

Sicherheitsvorkehrungen werden eingehalten

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Um das Risiko einer Ansteckung zu verringern, rät Wefelnberg Patienten mit einem Infekt dazu, vorher anzurufen. „Wir entscheiden dann, ob es einen dringenden Verdacht auf Corona gibt.“ Bei auffälligen Symptomen werde die Person direkt zum Abstrichzentrum weitergeleitet. So könne vermieden werden, dass Infizierte mit anderen Patienten in Kontakt kommen.

Ohnehin werde ein großer Wert auf die Einhaltung der Sicherheitsvorkehrungen gelegt. „Zwei Patienten sitzen im Wartezimmer, der Rest wird auf die Sprechzimmer aufgeteilt“, erklärt Wefelnberg. Alle anderen Patienten warten mit entsprechendem Mindestabstand vor der Praxis. „Das ist bei dem schönen Wetter auch kein Problem.“ Darüber hinaus seien alle 40 Mitarbeiter mit Masken ausgestattet.

Termin für eine Videosprechstunde

Auch in der Praxis von Dr. Weyer bleibe das Wartezimmer nahezu leer. „An einigen Tagen sind zwei oder drei Plätze besetzt – in der Regel weniger.“ Seine Mitarbeiter und er würden versuchen, Termine soweit es geht telefonisch zu erledigen. Wenn chronisch kranke Patienten aber das dringende Bedürfnis haben, vorbeizukommen, werde sichergestellt, dass es keinen Kontakt mit anderen Patienten gibt. Außerdem würden Personen mit Infekt nur zu bestimmten Zeiten einbestellt werden.

Wer in der aktuellen Situation lieber zuhause bleibt, könne sich in den Praxen von Dr. Wefelnberg einen Termin für eine Videosprechstunde einholen. „Telemedizin bieten wir seit Ende letzten Jahres an. Bislang wurde das Angebot aber kaum genutzt“, so Wefelnberg. Dabei könnten Beratungen und bestimmte Untersuchungen auch ebenso gut vom Sofa aus erledigt werden. „Ich kann mit den Patienten Laborwerte besprechen, Wunden kontrollieren oder mir ein Bild von ihrer Haut machen“, erklärt Wefelnberg. Der Patient brauche lediglich ein Smartphone. „Oder die Hilfe eines Angehörigen.“

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