Dinslaken. Die Moschee hat die Kirchen mit einer Aktion überrascht: Nun rufen jeden Abend ab 19 Uhr Muezzin und Kirchenglocken zum Gebet daheim auf.

In Zeiten der Coronakrise gehen Kirchen und Glaubensgemeinschaften neue Wege. Das gilt für die christlichen Kirchen ebenso wie für die Ditib-Gemeinde in Lohberg. In dem Stadtteil wird vom heutigen Dienstag, 24. März, an jeden Abend um 19 Uhr der Muezzin öffentlich zum Gebet aufrufen – zum Gebet zuhause. Dabei handele es sich um eine „gemeinschaftliche Aktion der christlichen Kirchen und der Islamischen Gemeinde in Lohberg“, schreibt die Moschee auf ihrer Facebookseite. Und hat die christlichen Kirchen mit dieser Freundlichkeitsoffensive ein wenig überrascht.

So war die Aktion gedacht

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Ähnlich wie in Duisburg-Marxloh sollten Muezzin und Kirchengeläut eigentlich gleichzeitig zu hören sein. In der Coronakrise ertönt seit Freitag immer um 19 Uhr der Gebetsruf der Merkez-Moschee in Marxloh, gleichzeitig zum Glockengeläut der Kirchen – als Zeichen der Solidarität mit den Gläubigen, die wegen der Coronakrise auf das gemeinsame Gebet in Kirchen und Moschee verzichten müssen. Die Ditib-Gemeinde in Dinslaken-Lohberg will mit dem Gebetsruf am Abend um 19 Uhr „ein Zeichen setzen und unsere Community auffordern zu Hause zu beten und inne zu halten“, so die Gemeinde. Aufgrund der Corona-Krise könne die Gemeinde nicht gemeinsam beten, also lade man alle Gläubigen ein, sich daheim zu besinnen.

Freitagsgebet ist ausgesetzt

Hier gibt es mehr Artikel aus Dinslaken, Hünxe und VoerdeSeit Freitag, 13. März, sind die Freitagsgebete in der Moschee ausgesetzt. Zwar sind die Räume zum privaten Gebet geöffnet. Aber die Gläubigen sind aufgerufen, zuhause zu beten. „Lasst uns gemeinsam Verantwortung übernehmen und so weit es geht, Abstand voneinander halten. So schwer es uns allen fällt: Bitte bleibt zuhause“, dazu ruft der Vorsitzende der Moschee, Özkan Yildiz in einem Video auf – auch, wenn man das gemeinsame Gebet vermisse. Sonst ist der Ruf des Muezzin in Lohberg nur einmal in der Woche – freitags zur Mittagsgebet-Zeit – zu hören. Nur im Ramadan ruft die Moschee täglich zum Fastenbrechen, also zur Abendsgebetszeit. Die aktuelle Aktion sei mit der Stadtverwaltung abgesprochen.

Das wird nun gemacht

Die christlichen Kirchen waren von der gemeinsamen Aktion ein wenig überrascht – aber natürlich nicht dagegen. Der Ruf des Muezzin richtet sich nach dem Sonnenuntergang, ist also nicht flexibel. Die Glocken der katholischen Kirchen läuten um 19.30 Uhr, das sei im gesamtem Bistum so abgesprochen, so Pfarrer Bartholomäus Kalscheur. Im evangelischen Kirchenkreis läuten die Glocken normalerweise zum Gottesdienst. Aktuell gibt es keine einheitliche Regelung. Wann geläutet wird, um 19 Uhr oder 19.30 Uhr, ist den Gemeinden überlassen. Also: Einfach mal abends genau hinhören.