Dinslaken. Wie bewertet Bürgermeister Michael Heidinger die Ergebnisse des Bürgerbarometers? Was sagt er zu seiner eigenen Benotung? Wir haben nachgefragt.
Was denken die Dinslakener über Ihre Stadt? Fühlen sie sich hier wohl, wie finden sie das ÖPNV-Angebot, was macht Dinslaken für seine Bürger besonders liebenswert? Diese und andere Fragen gehören zum NRZ-Bürgerbarometer, dass seit 2010 zum dritten Mal durchgeführt worden ist.
Bei einer Frage geht es auch um den ersten Bürger der Stadt: Wie bewerten die Dinslakener die Arbeit von Dr. Michael Heidinger, der seit 2009 im Amt ist und im September wiedergewählt werden möchte. Über die Ergebnisse des Bürgerbarometers haben wir mit ihm gesprochen.
Nach dem NRZ-Bürgerbarometer sind die Dinslakener weitgehend zufrieden mit der Arbeit ihres Bürgermeisters. Was sagen Sie dazu, dass der Großteil der Befragten Ihnen die Note befriedigend gibt? Sind Sie mit dieser Bewertung zufrieden?
Heidinger: Die Dinslakenerinnen und Dinslakener sind kritisch und das ist auch gut so. Für meine Arbeit als Bürgermeister ist es extrem wichtig, immer wieder Feedback zu bekommen. Ich bin dankbar dafür, dass die Bürgerinnen und Bürger davon auch reichlich Gebrauch machen. Egal wo, ob es bei Bürgersprechstunden im Rathaus ist oder an der Einkaufstheke. Diese Rückmeldungen sind für mich sehr wichtig. Auch mit Blick auf zum Teil sehr schwierige und kontroverse Diskussionen und Sachentscheidungen, die es in den letzten Jahren gab, ist die Bewertung aus dem Bürgerbarometer für mich eine große Motivation, weiter hart für die Entwicklung unserer Heimatstadt Dinslaken zu arbeiten.
35 Prozent haben angegeben, sich am Bahnhof und in der Nähe des Bahnhofs unsicher zu fühlen. 16 Prozent nannten hierbei den Bergpark Lohberg und 9 Prozent den Stadtpark. Was können Sie als Bürgermeister tun, um die Sicherheit an den genannten Orten zu erhöhen. Wie beurteilen Sie die Bewertung der Dinslakener?
Heidinger: Ich bin froh, dass wir das Thema „Angsträume in Dinslaken“ bereits aufgegriffen hatten, auch politisch. Wie bekannt und in der NRZ berichtet, laufen entsprechende Beratungen in unseren politischen Gremien. Es ist wichtig, die Hinweise des Bürgerbarometers, aber auch andere Hinweise von außen aufzunehmen und jeweils zu prüfen: Gibt es objektive oder subjektive Beeinträchtigungen der Sicherheit? Beides ist sehr ernst zu nehmen. Dann brauchen wir Lösungen, die sehr genau auf die jeweilige Situation zugeschnitten sind. Genau das werden wir auch machen. Unter anderem wird sich dies bei der Umgestaltung des Bahnhofsareals zeigen.
Auch hier ist bei der Neukonzipierung der Sicherheitsaspekt in den Blick zu nehmen. Das neue Bahnhofsgebäude der Deutschen Bahn soll in Zukunft näher an den Bahndamm heranreichen, so dass der Verbindungstunnel kürzer wird. Denn auch lange Tunnel verursachen bei vielen Menschen Angst. Wir werden also diese Hinweise und diese Wahrnehmungen aufgreifen und dann jeweils spezifische Lösungen anbieten. Das gilt auch für den Bergpark. Hier erwarten wir, dass jetzt mit dem immer intensiver besiedelten Wohncluster auch die soziale Kontrolle intensiver wird. Dies ist ebenfalls ein Beitrag zu mehr Sicherheit.
Die Dinslakener fühlen sich in Dinslaken unglaublich wohl. Inwiefern glauben Sie, dass die Entwicklungen in der Stadt, zum Beispiel in Lohberg und in der Innenstadt, dazu beitragen? Hat Sie diese Bewertung überrascht?
Heidinger: Das Ergebnis hat mich vor allem sehr gefreut. Wir wollen ja, dass Dinslaken lebens- und liebenswert ist und bleibt. Das ist natürlich nur dann erreicht, wenn die Menschen sich hier wohl fühlen. Das Ergebnis des Bürgerbarometers ist vor diesem Hintergrund wirklich eindeutig. Wenn man sich darüber hinaus bewusst macht, dass die Dinslakenerinnen und Dinslakener die Entwicklungen der Stadt stets genau verfolgen und auch kritisch begleiten, dann ist diese enorm hohe Zustimmung doch schon überraschend.
Das NRZ-Bürgerbarometer hat gezeigt, dass der Anteil der Personen, die im Centro einkaufen, seit 2015 auf einem niedrigen Niveau stagniert. Welchen Anteil hat aus Ihrer Sicht die Neutor-Galerie an dieser Entwicklung?
Heidinger: Die Neutor-Galerie ist ein ganz wichtiger Anker, den wir hier in Dinslaken für den Einzelhandelsstandort brauchen. Es gab ja immer wieder die Diskussion, ob die Neutor-Galerie gut für die Innenstadt war und ist oder ob sie möglicherweise auch Entwicklungen in der Neustraße behindert. Ich habe immer den Ansatz vertreten, dass die Neutor-Galerie ein Magnetbetrieb ist, der Frequenz nach Dinslaken bringt. Und diese Frequenz ist nicht nur für die Neutor-Galerie wichtig, sondern auch für die Neustraße. Die Zahlen und auch die Wahrnehmung zeigen, dass diese Rechnung aufgegangen ist. Das gilt übrigens für die Attraktivität des Einzelhandelsstandortes insgesamt. Wenn man einen Blick auf die nüchternen Zahlen wirft, dann sieht man, dass sich in den letzten zehn Jahren hier wirklich Unglaubliches entwickelt hat. Ein Indikator dafür ist die sogenannte Zentralität, das heißt die Frage, wie viel Kaufkraft hier in Dinslaken gebunden wird. Was hier nicht gebunden wird, wandert in die umliegenden Städte. Wenn man bedenkt, dass im Jahre 2010 die Kaufkraftbindung in Dinslaken gerade einmal bei 88,5 Prozent lag, so ist sie in den letzten zehn Jahren wirklich deutlich gestiegen. Sie lag im letzten Jahr bei 97,3 Prozent. Das bedeutet, dass die Wahrnehmung des Bürgerbarometers sich auch an den Zahlen ablesen lässt. Beides zeigt: Dinslaken ist ein attraktiver Einzelhandelsstandort geworden.
Im NRZ-Bürgerbarometer wurde danach gefragt, was die Dinslakener tun würden, um der Stadt beim Sparen zu helfen. 63 Prozent sagten, sie würden ehrenamtlich für die Stadt tätig sein. Welche Möglichkeiten gibt es aus Ihrer Sicht hierfür?
Heidinger: Erst einmal bin ich für das ehrenamtliche Engagement und die Bereitschaft unglaublich dankbar. Dieses Engagement ist unverzichtbar, wenn wir ein lebens- und liebenswertes Dinslaken haben und erhalten möchten. Gott sei Dank ist das hier in der Stadt sehr stark ausgeprägt. Dieses ehrenamtliche Engagement darf aber nicht dazu benutzt werden, städtische Ausgaben zu reduzieren. Ehrenamtliche Arbeit soll unsere Stadt bereichern, aber eben nicht beim Sparen helfen. Deswegen ist es unsere Aufgabe, da, wo wir selber für Ausgaben im städtischen Haushalt verantwortlich sind, immer wieder diese Ausgaben auch kritisch zu überprüfen. Das machen wir. Gleichzeitig müssen wir feststellen: Wenn man richtige Ergebnisse erzielen will, muss man natürlich bei den Ausgaben ansetzen, die unseren städtischen Haushalt am stärksten belasten. Und das sind die Ausgaben des Bundes. Diese sind ein Verstoß gegen das Konnexitätsprinzip, also das Prinzip „wer bestellt, bezahlt“. Deswegen werden wir weiter dafür kämpfen, dass der Bund finanzpolitisch die Verantwortung übernimmt, wenn er Gesetze beschließt, die zu Ausgaben führen. Diese Ausgaben dürfen nicht auf die Dinslakener Bürgerinnen und Bürger abgewälzt werden. Ich würde mir wünschen, dass uns die Bürgerinnen und Bürger bei diesem Kampf unterstützen. Denn das ist eine ganz wichtige Voraussetzung dafür, dass wir bei diesem Kampf erfolgreich sein werden.
Die Fragen stellte: Michael Turek