Dinslaken. Miriam Terweiden und Anneliese Wlcek über Stärken und Schwächen der Neutorgalerie. Und warum Leute ohne freies Internet lieber online shoppen.

In der vierten Folge des Bürgerbarometers dreht sich alles ums Thema Einkauf. Wie zufrieden sind die Dinslakener mit der Neutorgalerie und Innenstadt? Welche Geschäfte wünschen sich Jugendliche und Senioren? Und was hilft gegen den Leerstand? Miriam Terweiden, Vorsitzende des Kinder- und Jugendparlaments, und Anneliese Wlcek, Vorsitzende der AG 60 plus, berichten stellvertretend für ihre jeweiligen Altersklassen.

Das Dinslakener Einkaufsangebot ist bei den Bürgern beliebt. Nur in Düsseldorf ist der Anteil der Befragten, die am häufigsten in der eigenen Stadt shoppen, größer. Überrascht Sie das Ergebnis?

Wlcek: „Nein, eigentlich nicht. Die Einkaufsmöglichkeiten sind in Dinslaken sehr vielfältig. Von Schuhen bis Bekleidung kann man bis zu einem gewissen Alter alles vor Ort bekommen.“

Terweiden: „Dass die Leute lokale Angebote nutzen, überrascht mich nicht. Dass viele Befragte aber angeben, den Großteil ihres Einkaufs vor Ort zu erledigen, hätte ich nicht gedacht, weil viele Leute in meiner Altersstufe kritisieren, dass sie in der Neutorgalerie oder Innenstadt eh nichts finden.“

Welche Geschäfte fehlen den Jugendlichen und Senioren?

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Wlcek: „Ich glaube, die Älteren sind insgesamt schon sehr zufrieden. Auch die Sauberkeit in der Neustraße und das Erscheinungsbild der Innenstadt werden gelobt. Was den Leuten meiner Generation häufig fehlt, sind spezielle Bekleidungsgeschäfte mit Fachpersonal, in denen sie auch beraten werden.“

Terweiden: „Die Jugendlichen bemängeln vor allem die Auswahl – die ist in der Neutorgalerie deutlich geringer als beispielsweise im Centro. H&M, Only, Kult und Vero Moda sind sich im Kleidungsstil schon sehr ähnlich. Wenn man nur eine Jeanshose braucht, ist die Neutorgalerie gar nicht so schlecht. Aber wenn es um größere Einkäufe oder um festliche Sachen geht, dann fährt man lieber ins Centro.“

Inwieweit ist die Neutorgalerie für Jugendliche auch ein Rückzugsort?

Terweiden: „Zu 100 Prozent. Auch in den Pausen geht man gerne in der Freistunde rüber, isst was und macht seine Hausaufgaben. Das ist für Jugendliche ein sehr wichtiger Aspekt, eben auch aufgrund des freien WLANs.“

Ist es für Jüngere wirklich so wichtig, während des Einkaufs im Internet surfen zu können?

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Terweiden: „Definitiv. Weil es ein Kompromiss ist: Viele shoppen gerne im Internet, weil sie da Preise vergleichen können. Mit dem freien WLAN ist das auch in der Neutorgalerie möglich. Die Leute können bequem übers Handy Angebote raussuchen und vor Ort kaufen. Ohne WLAN bestellen die Jugendlichen lieber online.“

Wlcek: „Für Senioren spielt das WLAN keine so große Rolle, aber der Aspekt Ruhe- und Wohlfühlzonen. Denn gerade im Winter, wenn es draußen kalt ist oder regnet, kann man sich auch mal in die Neutorgalerie zurückziehen. Mir wurde aber schon häufiger gesagt, dass hier ein gemütliches Café fehlt, in dem man auch mal eine Pause einlegen kann.“

Profitiert auch die Fußgängerzone von den Besucherzahlen in der Neutorgalerie?

Terweiden: „Ich denke schon, dass der Fokus der Jugendlichen auf der Neutorgalerie liegt, weil hier alles sehr nah beieinander liegt. Aber bei gutem Wetter spazieren auch viele durch die Neustraße. Wie viel dann tatsächlich dort eingekauft wird, weiß ich nicht.“

Wlcek: „Ein großer Kritikpunkt, der auch Senioren teilweise davon abhält, durch die Einkaufsstraße zu laufen, sind neben den vielen Leerständen auch die unterschiedlichen Öffnungszeiten. Man weiß nicht, welche Geschäfte ab 18 Uhr schon geschlossen haben und erspart sich im Zweifel lieber den Weg.“

Was hilft gegen den zunehmenden Leerstand in der Innenstadt?

Terweiden: „Da kann ich auf Anhieb keine Lösung nennen. Ich glaube, dass Menschen beim Thema Einkauf die bequemste Variante auswählen und das ist in Dinslaken nun mal die Neutorgalerie. Aber ich denke, dass trotzdem vielen etwas daran liegt, dass es auf der Neustraße viele Geschäfte gibt - insbesondere der älteren Generation.“

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Wlcek: „Zum Einkaufen gehen die Leute vermutlich lieber in die Neutorgalerie, da stimme ich Frau Terweiden zu. Die Neustraße kann als Wohlfühlzone punkten, wenn es im Sommer warm ist und die Menschen gemütlich durch die Fußgängerzone schlendern wollen.“

Wer in die Neutorgalerie oder Innenstadt möchte, muss im Gegensatz zum Centro eine Parkgebühr zahlen. Hält das einige Leute vom Einkauf in Dinslaken ab?

Wlcek: „Parken ist ein ganz großes Thema. Ich vergleiche das immer mit Tanken. Selbst wenn es nur einen Cent günstiger an der Tankstelle ist, halte ich an. Die Leute wollen kein Geld fürs Parken ausgeben, auch wenn die Gebühren in Dinslaken noch relativ niedrig sind.“

Terweiden: „Vor allem kann man im Centro auch mal einen ganzen Tag für den Einkauf einplanen, weil man nicht ständig an die Parkgebühren denken muss. Man ist nicht nur eine oder zwei Stunden da, sondern vier.“

Zum Abschluss ein Blick in die Zukunft: Wie wird die Neustraße in 20, 30 Jahren aussehen?

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Terweiden: „Es wird wahrscheinlich noch mehr Nagelsalons, Friseure und andere Dienstleister geben, die online nicht ersetzt werden können. Einkaufsläden kann ich mir in Zukunft eher weniger vorstellen. Geschäfte, die bleiben wollen, müssen sich auf jeden Fall anpassen.“

Wlcek: „Das ist ein ganz wesentlicher Punkt: Ohne eine Homepage und eigene Internetangebote geht es nicht mehr. Wer das nicht beherzigt, kann auf Dauer nicht existieren.“