Dinslaken. Die Skulptur galt zunächst als „wirtschaftlicher Totalschaden.“ Nun soll sie restauriert und dann an einem neuen Standort aufgestellt werden.

Es ist Kunst, unbestritten, und sie muss dennoch weg: Die Zukunft der Skulptur „Die Sieben Säulen der Weisheit“, die viele Jahre langt vor der früheren Jeanette-Wolff-Realschule vor sich hinbröselte, war ungewiss: An dem Standort soll – so ist es jedenfalls geplant – das zentrale Berufskolleg entstehen. Bürger warfen deswegen vor zwei Jahren die Frage nach der Zukunft der tonnenschweren Betonskulptur des Künstlers Waldemar Kuhn auf – und erhielten von der Stadt die beunruhigende Auskunft, dass das Kunstwerk marode sei: ein „wirtschaftlicher Totalschaden“, attestierte ein Gutachter. Der Weisheit letzter Schluss? Nein. Das Kunstwerk soll restauriert werden und die Schulform wechseln – es soll einen neuen Platz im Bereich des Theodor-Heuss-Gymnasiums finden.

Das war ursprünglich geplant

Ursprünglich wollte die Stadt das Werk nur als 3D-Scan erhalten und die Rekonstruktion zum 750-jährigen Stadtjubiläum im Jahr 2023 an anderer Stelle wieder aufbauen. Die Kosten für die Erstellung des 3D-Scans, der dem Original „nahekommen“ sollte, sollten bei 9500 Euro liegen – plus Kosten für die Erstellung der Kopie. Und das Original? Die Stadt hielt sich bedeckt, verwies auf Gespräche mit der Tochter Waldemar Kuhns.

Die IG Altstadt setzte sich weiter für den Erhalt des ursprünglichen Kunstwerks ein. Dabei handele es sich schließlich um eine bildhauerische Originalarbeit, von Künstlerhand monatelang an Ort und Stelle geformt. Kuhn, der auch das berühmte Schrottkreuz an der Heilig-Geist--Kirche in Emmerich geschaffen hat, war damals auf dem Höhepunkt seiner Arbeit. 85.000 Mark hat sich die Stadt das Werk 1966/67 kosten lassen.

Das spricht für den Erhalt

Die Restaurierung der „Sieben Säulen der Weisheit“ – denn diese ist, wie sich im Herbst vergangenen Jahres zeigte, doch machbar – schlägt nun mit etwa der doppelten Summe zu Buche: 90.000 Euro. 40.000 Euro könnten über Fördermittel finanziert werden, der Restaurator übernimmt eine Gewährleistung für zehn Jahre. Die Anfertigung einer Kopie wäre nur „unwesentlich“ günstiger gewesen, „schon aus Kostengründen“ sollte daher davon abgesehen werden, argumentiert nun die Stadtverwaltung. Zudem habe die Tochter Waldemar Kuhns die Stadt „nachdrücklich“ um den Erhalt des Werks gebeten.

Überhaupt: „Das Kunstwerk gehört zum städtischen Kunstbesitz“ es stehe „gleichzeitig für den Fortschrittswillen der Stadtgesellschaft wie für eine neue Art der Gestaltung von Großskulpturen in einem noch wenig benutzten Material, dem scheinbar überall und immer verfügbaren Beton als Baustoff aller gesellschaftlichen Schichten und Klassen“, heißt es in der Beschlussvorlage für die Politik. Ob sich die „Sieben Säulen der Weisheit“ nun auf die „sieben freien Künste“ oder auf die die sieben biblischen Weisheiten beziehen, sei „nicht überliefert“. Auf jeden Fall aber „ermöglichte es das Kunstwerk Generationen von Schülern, sich freie Gedanken über das Thema ‘Die sieben Säulen der Weisheit’ zu machen.“

Das ist jetzt geplant

Diese Gelegenheit sollen künftig die Gymnasiasten des THG bekommen. Dort, an der der Ostseite im Bereich einer Grünfläche des Stadtparks, soll die 7,40 mal 5,50 Meter große Skulptur nach ihrer Restaurierung aufgestellt werden. Dafür plädierten Vertreter der IG Altstadt, des Kulturkreises, der Fraktionen und die beteiligten Restauratoren nach einer Begehung im November.

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Dort sei das Kunstwerk weiterhin öffentlich sichtbar aber dennoch durch das THG-Gebäude vor Wind und Schlagregen geschützt und auch die „pädagogische Aussage des Kunstwerks in Zusammenhang mit einer Bildungseinrichtung“ bleibe bestehen.

Wenn die Politik dem Vorschlag zustimmt – als erstes Gremium berät der Kulturausschuss die Vorlage am Dienstag, 25. Februar, letztendliche entscheide der Rat am 31. März – könnte das Kunstwerk noch in diesem Jahr saniert und umgesetzt werden.

>>HINTERGRUND

Der Künstler Waldemar Kuhn (19. Januar 1923 - 29. Oktober 2015) lebte und arbeitete zwischen 1950 und 1970 in Emmerich. Zeitweise gehörte er der Künstlergruppe „die Niederrheiner“ an. Er war auch als Lehrbeauftragter für Bildhauerei an der Düsseldorfer Kunstakademie und an Fachschulen für handwerkliche Bildhauer und Steinmetze tätig.

Neben den „Säulen der Weisheit“ stammen auch gestalterische Details der Friedenskirche an der Rotbachstraße von Kuhn. 1967 schuf er die Wandgestaltung 2009 abgerissenen Kirche „Heilig Blut“.