Voerde. Der Schauspieler Andreas Hoppe las in Voerde aus seinem Buch über das Wildtier, das fasziniert und polarisiert wie kaum ein anderes Tier.

Der Wolf: für die einen ist er ein faszinierendes Tier, ein Inbegriff archaischer Natur, wild und geheimnisvoll. Dafür lieben sie ihn. Und auf der anderen Seite sind es vielleicht auch genau diese zugeschriebenen Attribute, für die die anderen den Wolf hassen. Weil er eben ein Symbol ist dessen, was nicht vom Menschen kontrolliert wird. Das löst Ängste aus, die sich in Märchen und Mythen manifestieren, aber auch dazu führten, dass der Wolf vor 100 Jahren in Deutschland ausgerottet wurde.

Nun ist er wieder da. Und mit ihm sind die Faszination der einen und die Ängste der anderen ins tägliche Leben eingekehrt. Einer, der der Faszination Wolf erlegen ist, ist der Schauspieler und Autor Andreas Hoppe. Am Donnerstag las er auf Einladung der Buchhandlung Buch und Präsent Mila Becker im Ev. Gemeindehaus in Friedrichsfeld.

Der Heilige Franziskus und der Wolf

Die Lesung sollte eigentlich im kleinen Rahmen stattfinden. Doch dann kamen noch so viele Besucher an die Abendkasse, dass man spontan in den Gottesdienstraum umzog. Andreas Hoppe nahm Platz an der Kanzel. Es sollte im Laufe des Abends perfekt passen, denn die Ev. Kanzel wurde zu einem Ort der Ökumene: Andreas Hoppe erzählte nicht nur die Legende, wie der Heilige Franziskus durch Gottes Wirken und mit guten Worten einen menschenfressenden Wolf zum wohlgefälligen Mitbewohner der Stadt Gubbio machte, sondern las auch aus einer Predigt des Kapuziners und Münsteraner Professors Dr. Ludger Ägidius Schulte. Seine These: Der Wolf von Gubbio ist die Angst, die man zähmen und in die Arme nehmen muss.

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Die echten Wölfe dagegen sind eben nicht dafür da, dass man sie in die Arme nimmt. Andreas Hoppes ständiger Begleiter ist Bruno – das Hündchen blieb auch während der Lesung in Friedrichsfeld die ganze Zeit mit Blickkontakt im Altarraum. Und Andreas Hoppe warnte auch eindringlich davor, Wölfe durch Anfüttern, aber auch durch ungeschützte Weidetiere ihre natürliche Scheu verlieren zu lassen.

Aufenthalt in Kanada

Hoppes Schlüsselerlebnis war ein Aufenthalt in Kanada. Kajak-Fahrt, Blockhütte, persönliche Begegnungen mit Mitgliedern der First Nations. Die gleiche Erde, aber eine andere Welt als die der weißen, westlichen Gesellschaft, die dem Wirtschafts- und Industriewachstum alles andere untergeordnet hat.

Und so kreisen Hoppes Gedanken in seinem Buch „Die Hoffnung und der Wolf“ zwar immer wieder um die Frage seiner klaren Positionierung in der oft kontrovers geführten Diskussion um den Wolf in Deutschland. Aber es gehört zu den starken Momenten, wenn er das Thema verlässt und auf die aktuelle Politik und Gesellschaft blickt: Die Gefahren von Rechts sind bedrohlicher als die aus der Wildnis.

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Was also ist nötig, um den Wolf zu schützen, um zu verhindern, dass der Mensch ihm doch wieder nur mit dem geladenen Gewehr begegnet? Hoppes Plädoyer ist: Herdenschutz ist Wolfsschutz. Und da müsse der Politik der Naturschutz auch entsprechend Geld wert sein. „Abschießen ist preiswerter“, weiß Hoppe: Aber um welchen Preis? Der Wolf ist Teil des intakten Öko-Systems. Wie die vielen kleinen, unsichtbaren Tiere, von denen es uns erst gerade bewusst wird, wie wichtig sie sind. Der Wolf also als ein „Nutztier“ innerhalb der Natur, in die der Mensch – gegen seine „Natur“ – einmal nicht eingreifen sollte.

Weidetiere umfassend schützen

In Vorzeiten hätten Menschen und Wölfe friedlich nebeneinander existiert, sie seien sich ja sogar in ihrem Sozialverhalten sehr ähnlich, so Hoppe. Doch dann griff der Mensch nach dem Lebensraum des Wolfes. Heute gelte es, die Grenze neu zu ziehen und zu akzeptieren. Was aber eben auch bedeutet, das Weidetiere umfassend geschützt werden. Dass es zu Schafsrissen kommt, sieht Hoppe vor allem als ein politisches Versäumnis, als fehlende Prophylaxe. Als man beschloss, den Wolf in Deutschland wieder anzusiedeln, hätte ein umfassender Weidetierschutz durchgeführt werden müssen. Denn ist ein Wolf einmal auf den Geschmack gekommen, wie soll er dann verstehen, dass es Nahrung gibt, die er nicht anrühren darf?

Es ist also mit dem Wolf, wie es mit allem ist, was uns geschenkt und nicht von uns erwirtschaftet wurde: die Natur, das Klima. Um dies zu verdeutlichen, greift Hoppe, der Schauspieler, auf zwei Klassiker der Fantasy-Literatur zurück: „Es ist fünf vor zwölf. Den Kampf um Michael Endes Fantasien haben wir verloren, aber der Kampf um Mittelerde ist voll entbrannt.“

Schauspieler und engagierter Tierschützer

Der gebürtige Berliner Andreas Hoppe, Jahrgang 1960, wurde als Schauspieler einem großen Publikum vor allem als Tatort-Kommissar Mario Kopper an der Seite von Lena Odenthal (Ulrike Folkerts) bekannt. Seine TV-Filmografie reicht von der „Lindenstraße“ über das „Großstadtrevier“ bis zur „Soko“.

Andreas Hoppe ist aber auch engagierter Tierschützer (Vier Pfoten), Dokumentarfilmer, Botschafter für ein Bärenschutzzentrum und Buchautor. In „Allein unter Gurken“ geht es um Ernährung aus regionalem Anbau und in „Die Hoffnung und der Wolf“ fragt er: „Wollen wir mit unseren neuen Nachbarn leben?“