Voerde. Bei der Nachnutzung des Kraftwerksareals könnte der Steag zufolge 2020 der Konkretisierungsprozess beginnen. Sorge vor Müllverbrennung wird laut.
Auf Seiten der Steag – neben RWE Eigentümerin der Fläche – gibt es Zuversicht, dass in die Entwicklung des seit Ende März 2017 brachliegenden Kraftwerksgeländes noch in diesem Jahr Bewegung kommen könnte, sprich sich der Prozess der Konkretisierung einleiten ließe. Seine optimistische Einschätzung zieht Dr. Thomas Becker aus dem wahrgenommenen Interesse „auch übergeordneter Behörden“ daran, dass sich auf der Fläche etwas tue. Zudem verweist der Geschäftsführer der Steag-Kraftwerks-Grundstückgesellschaft auf die, wie er sagt, positiven Erfahrung mit dem ebenfalls stillgelegten Kraftwerk in Lünen.
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Ein ähnliches Vorgehen könne man sich auch für Voerde vorstellen, hatte Becker Anfang November bei der Bürgerinfo der Stadt konstatiert, als er von Interessenten sprach, die bereit seien, das Areal in Lünen komplett zu übernehmen, die Bauten abzureißen, die Flächen zu erschließen und zu entwickeln. Mit dem Hinweis auf Lünen kommt der Name der Gütersloher Hagedorn-Unternehmensgruppe ins Spiel, die das Gelände von der Steag erworben hat.
Firma hat drei Kraftwerksstandorte erworben
Das Geschäft wurde Anfang Dezember vergangenen Jahres verkündet und beinhaltet nach Rückbau der Industrieanlagen und Baureifmachung der Fläche am Ende deren Verkauf an Gewerbegrundstücksentwickler, wie auf der Webseite der Firma zu lesen ist. Der Prozess erfolge in Abstimmung mit der Stadt. Lünen ist nicht der einzige Kraftwerksstandort, der von Hagedorn übernommen wurde. Auch das frühere Steinkohlekraftwerk Gustav Knepper auf der Stadtgrenze Dortmund und Castrop-Rauxel hat sie (von Uniper) gekauft – und das Heizkraftwerk Prinz Regent in Bochum. Vorheriger Besitzer: RWE.
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Die Steag habe bisher mit Hagedorn nicht konkret über den Voerder Kraftwerksstandort gesprochen, die Firma habe sich das Areal auch noch nicht angeschaut, stellt Thomas Becker klar. Ob es Hagedorn am Ende sein wird, müsse sich zeigen. Noch gebe es keine Bauleitplanung der Stadt für das Gelände, um mit Investoren und Abbruchunternehmen zu reden. Man brauche Signale vom Land oder vom Regionalverband Ruhr (RVR), „die so belastbar sind, dass Investoren in die Lage versetzt werden, ein Angebot abzugeben“. Becker rechnet mit einem hohen Interesse für die Fläche – und das auch kurzfristig.
In Anbetracht des Geschäftsfeldes der Firma Hagedorn – diese ist unter anderem in den Bereichen Abbruch, Altsanierung und Entsorgung tätig – werden Befürchtungen laut, dass auf dem Areal eine Müllverbrennungsanlage in Betrieb genommen werden könnte. „Das ist von unserer Seite an dem Standort kein Thema“, sagt Becker. Dafür gebe es seines Wissens im Kreis Wesel auch keinen Bedarf. In die gleiche Richtung argumentiert Bürgermeister Dirk Haarmann. Seiner Kenntnis nach sei der Markt für die Verbrennung von Hausmüll „gesättigt“. Und für das Verheizen von Holzabfällen in einer riesigen Anlage seien die Massen gar nicht da.
Bürgermeister: Eigentümer wollen Flächenentwicklung in „enger Abstimmung“ mit Stadt
Überdies verweist Haarmann auf das hohe Interesse der Eigentümer, „die Akzeptanz der Bevölkerung zu behalten“. Daher geht er nicht davon aus, dass Steag und RWE auf dem Gelände „alles zulassen“ werden. Gegen eine Müllverbrennungsanlage dürfte sich erheblicher Protest formieren. Haarmann erinnert zudem an die Aussage der Eigentümer, die Entwicklung des Areals in enger Abstimmung mit der Stadt vollziehen zu wollen. „Es gibt nicht einmal einen Investor, der die Fläche kauft.“ Im Sommer seien die ersten Gespräche von Steag und RWE geplant. Offen ist, ob sie bei der Entwicklung der Fläche mit im Boot bleiben – womit sie eine direkte Einflussmöglichkeit behalten würden.
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Für das 60 Hektar große Industrieareal ist im Bebauungs- und im Flächennutzungsplan eine Kraftwerksnutzung festgelegt. Für die künftige Entwicklung müssen beide geändert werden. Die Stadt hat das Areal als „regionalen Kooperationsstandort“ angemeldet. Darin sieht Bürgermeister Haarmann den „Riesenvorteil“, dass das Gelände nicht dem Bedarf der Kommune an Gewerbeflächen angerechnet werde. Ende der Woche führt der Verwaltungschef mit dem RVR ein Gespräch im Hinblick auf die für Kooperationsstandorte geltenden Rahmenbedingungen. Haarmann will abklären, inwieweit sich die drei im Zuge der Machbarkeitsstudie erarbeiteten Visionen für die Nachnutzung der Industriefläche damit in Einklang bringen lassen. Dabei soll auch die aus von Seiten der Bürgerschaft bei der Infoveranstaltung der Stadt Anfang November in Möllen geäußerte Kritik eine Rolle spielen, dass dauerhaftes Wohnen in den präsentierten Überlegungen zu kurz komme. Diese Art der Nutzung sei bei Kooperationsstandorten bislang ausgeschlossen, erklärt Haarmann.
>>Info: Drei Visionen für Flächenentwicklung
Der „RheinCampus Möllen“ würde die Ansiedlung eines Gewerbe- und Wissenschaftsparks beinhalten, wobei ein Gesundheitscampus „mit hochmoderner Protonenklinik“, ein Gewerbe- und Technologiepark, ein Businesspark „mit modernster Büro- und Dateninfrastruktur“ sowie Hotel-, Freizeit- und Wellnessangebote prägende Nutzungen wären.
Der „SmartEnergyHub“ sähe die Weiterentwicklung des früheren Kraftwerksgeländes zum „größten Innovationsstandort“ rund um neue Energieproduktion, Energieverbrauch und Energiespeicherung vor.
Beim „SilkPort Möllen“, einem „emissionsarmen Logistikhub“, würden Rohwaren veredelt, Industriebauteile gedruckt und neue Rohstoffe durch Recycling gewonnen. Führt man Bestandteile der drei Visionen zusammen, mündet dies im Prüfmodell „EnLog Möllen“. Prägende Nutzungen wären etwa die Energieproduktion und -wandlung durch ein Gaskraftwerk, Photovoltaik, Kälte, Wärme etc., Energiespeicherung, aber auch Klinik, Hotel, Wellness.