Voerde. Jenny Kuhlmann bewirtete Heiligabend in ihrem Lokal Bedürftige und erfuhr viel Unterstützung und große Dankbarkeit. Nächste Aktion zu Ostern.
Viele bewegende Momente hat Jenny Kuhlmann an Heiligabend erlebt, als sie Bedürftige in ihrem Bistro bewirtete. Die Inhaberin von „Jenny’s Flatbread“ in Friedrichsfeld hatte ihre Türen von 12 bis mindestens 14 Uhr öffnen wollen – am Ende war es kurz nach 16 Uhr, als ihre Aktion zu Ende war. 100 bis 110 Gäste, schätzte sie im Gespräch mit der NRZ, waren im Laufe dieser vier Stunden in ihr Lokal gekommen – die allermeisten davon aus Wesel.
Spontan wurden Fahrdienste eingerichtet
Weil es sich als schwierig erwiesen habe, zu ihr zu gelangen, seien spontan Fahrdienste eingerichtet worden, um die Menschen abzuholen, sagte Jenny Kuhlmann, die Heiligabend auf die Unterstützung von zehn Helfern bauen konnte: Neben Freunden, Gästen und einer früheren Mitarbeiterin waren auch ihr unbekannte Menschen darunter. Kleiderspenden wie Winterjacken oder Winterhosen wurden mitgebracht. Die Gäste konnten sich davon etwas aussuchen und mitnehmen. Jenny Kuhlmann findet es sehr berührend, wie viele Menschen mit anpacken, wenn jemand den Anstoß gibt. Wenn jeder nur ein wenig beitrage, werde daraus etwas Großes.
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Ergreifend waren für sie auch die Erlebnisse mit den Gästen. Das Baby einer Flüchtlingsmutter, von dem sie wegen der Kleidergröße glaubt, dass es etwa ein halbes Jahr alt war, trug keine Strümpfe. Die Füßchen waren ganz kalt. Jenny Kuhlmann schnitt kurzerhand die Ärmel ihres Pullovers ab und machte daraus behelfsmäßige Socken für das kleine Mädchen. Auch berichtete die 40-Jährige von einem Paar, das ihr von seinem Schicksal erzählte. Die beiden, die aus dem Süden Deutschlands nach Voerde gezogen waren, seien in Folge der Krankheit der Frau in Hartz IV gerutscht, berichtete die Gastgeberin. Aus der Stadt, in der Jenny Kuhlmann arbeitet, kamen an Heiligabend neben dem Paar auch zwei Senioren zu ihr in das kleine Restaurant in Friedrichsfeld.
Große Dankbarkeit erfahren
Jenny Kuhlmann erfuhr große Dankbarkeit, stieß aber unter den Gästen auch auf Scham aufgrund der Situation, in der sie sich befinden. „Es sind alle gleich. Schlussendlich zählt der Charakter“, sagte sie. Für 300 Personen hatte Jenny Kuhlmann gekocht. Am Ende waren es viel weniger. Also wurde ein Teil des Essens Helfern und Gästen mitgegeben. Die übrigen Reste nahm sie mit in ihre Geburtsstadt Remscheid, wo ihre Familie lebt. Auch dort kam die Aktion dann noch Bedürftigen zugute.
Im nächsten Jahr möchte Jenny Kuhlmann die Einladung auf noch breitere Füße stellen. So soll ein Saal gemietet werden, damit mehr Menschen Platz finden. Noch viel früher im Jahr, bereits zu Ostern, plant sie ein Barbecue für Bedürftige. Wer sie bei den Aktinen unterstützen möchte – sei es mit Geld- oder Lebensmittelspenden oder indem mit angepackt wird – möge sich bei ihr unter der Rufnummer 01578/2023927 melden.