Voerde. Jenny Kuhlmann öffnet an Heiligabend ihr Lokal „Jenny’s Flatbread“ und lädt Bedürftige zum Essen ein. Damit möchte sie auch etwas zurückgeben.
Als Jenny Kuhlmann, Inhaberin des Bistros „Jenny’s Flatbread“ in Friedrichsfeld, am Tag vor Heiligabend, bekleidet mit Weihnachtspulli und Nikolausmütze die Tür öffnet, ist ihr eine Sache vorweg besonders wichtig: „Das soll hier keine Werbeveranstaltung werden, ich möchte lediglich auf die Aktion aufmerksam machen.“ An Heiligabend öffnet sie von 12 bis mindestens 14 Uhr ihr Lokal, um bedürftige Menschen einzuladen. Der Begriff der Bedürftigkeit ist für sie breitgefächert: „Neben Menschen, die nicht viel Geld haben, sind auch die für mich bedürftig, die alleine sind oder einfach in Gesellschaft etwas essen wollen. Abweisen werde ich hier niemanden und die Türen auch nicht um 14 Uhr schließen, wenn viele Menschen da sind.“
Unterstützung von vielen Seiten
Insgesamt hat sie für 300 Personen eingekauft, sagt sie. Gut 80 Kilo Schweinebraten vom Metzger, Spätzle und Rotkohl stehen auf dem Tisch. Für Vegetarier gibt es Grünkohl mit geräuchertem Tofu und für die, die kein Schweinefleisch essen, tischt sie Hähnchenbrust auf. Die Getränke werden von einem örtlichen Supermarkt gesponsert und ein Teil des Fleisches kommt von einer lokalen Spedition. Den Rest finanziert sie aus der eigenen Tasche. „Als ich den Laden vor fünf Monaten geöffnet habe, war für mich klar, dass mein Trinkgeld für den Heiligen Abend bestimmt ist, das wussten auch die Gäste und so kamen 300 Euro zusammen“, berichtet sie.
Für die vielen Gäste wird ihr Lokal auf dem Parkplatz mit Pavillons erweitert. „So viele Menschen passen hier ja gar nicht rein, aber einige Stammgäste konnten Pavillons und Bierzeltgarnituren zur Verfügung stellen, so dass sie Platz finden.“ Jenny Kuhlmann weiß noch nicht, wie viele Leute kommen werden, hofft aber, dass ihr Laden voll wird. Ein anderer Gast sorgt für weihnachtliche Stimmung und bringt am Tag vor dem Heiligen Abend einen geschmückten Weihnachtsbaum in den Laden.
Ab sechs Uhr morgens in der Küche
Neben ihr und weiteren Helfern ist auch Tochter Mailin im Lokal. „Es war viel Arbeit nötig, um ihr zu erklären, dass unser Heiligabend in diesem Jahr ausfällt und am ersten Weihnachtstag nachgeholt wird“, erzählt sie. Ab sechs Uhr morgens steht Jenny Kuhlmann an Heiligabend in der Küche und wird den Tag mit dem Aufräumen ihres Lokals verbringen.
„Als ich noch ein Kind war, ist meine Oma mit uns nach Köln gefahren, in den alten Wartesaal, um zu sehen, wie es anderen Menschen an Weihnachten geht. Für mich war von Anfang an klar, dass ich das auch mal machen möchte, wenn ich groß bin“, erzählt sie über ihre Motivation und verdrückt dabei eine Träne. „Wir waren 15 Geschwister und meine Oma wollte, dass wir sehen, wie es anderen Menschen an Weihnachten geht. Da haben wir dann gemerkt, dass wir nicht jammern müssen, wenn nicht alle Geschenke unter dem Weihnachtsbaum liegen und wir dankbar sein können, dass es uns so gut geht. Die Fahrt nach Köln haben wir als Kinder jedes Jahr in Angriff genommen.“ Neben ihren Erfahrungen als Kind spielen auch ihre Anfänge in Friedrichsfeld vor fünf Monaten eine Rolle für die Weihnachtsaktion: „Ich kam aus Oberhausen hierhin und wurde bestens aufgenommen. Viele Freundschaften haben sich gebildet und man hilft sich untereinander. Ich möchte gerne etwas zurückgeben.“
„Vielleicht ist die Aktion ein Anstoß für das kommende Jahr, dass noch mehr mit anpacken“, sagt Jenny Kuhlmann.
>>Info: Hoffen auf größere Aktion
Im nächsten Jahr soll die Aktion noch größer werden. Es soll ein Saal gemietet werden, so dass mehr Leute Platz finden. Dabei würde sich Jenny Kuhlmann freuen, wenn weitere lokale Akteure mit anpacken und daraus eine große Sache wird. „Je mehr Leute Platz finden, desto besser ist es doch“, findet die 40-Jährige.
Das Ladenlokal befindet sich an der Frankfurter Straße 117 in Voerde-Friedrichsfeld.