Dinslaken. Die Werbegemeinschaft Dinslaken bittet um eine Entscheidung fürs After-Christmas-Shopping. Wir haben Händler befragt - nicht alle sind dafür.
Wenn der Stadtrat am Dienstag, 17. Dezember, über die verkaufsoffenen Sonntage im kommenden Jahr berät, befürchtet Jürgen Lange-Flemming, Vorsitzender der Werbegemeinschaft Dinslaken, das Schlimmste: dass die Anzahl der verkaufsoffenen Sonntag in Dinslaken reduziert würde am Ende überhaupt kein verkaufsoffener Sonntag um Weihnachten herum mehr übrig bliebe. In einem offenen Brief wandte er sich daher nun an die Politik.
So argumentiert die Werbegemeinschaft
Der verkaufsoffene Sonntag am 15. Dezember sei „ein voller Erfolg“ gewesen. Er selbst sei mit einem Nikolaus in der Innenstadt unterwegs gewesen und sei auf viele Menschen getroffen, die am dritten Advent stressfrei Weihnachtseinkäufe getätigt hätten. Auch die Mitarbeiter der Geschäfte seien „hochmotiviert“ gewesen: „Vielfach wurde auch gesagt, dass man froh sei, dass man noch einen Arbeitsplatz hat.“
Lange-Flemming appelliert an die Politik: „Denken Sie bitte daran, dass die verkaufsoffenen Sonntage im Dezember die umsatzstärksten Sonntage im ganzen Jahr sind und die Einzelhändler und die Neutor-Galerie auf diese Möglichkeit des Verkaufens angewiesen sind.“
Der Großteil der Einzelhändler stehe hinter den fünf verkaufsoffenen Sonntagen im Jahr in der Innenstadt, so Lange-Flemming. Sollte die Politik sich für einen Sonntag im Dezember entscheiden müssen, „schlage ich vor, statt für einen verkaufsoffenen Sonntag am dritten Advent für den After-Christmas-Shopping Termin zu stimmen“ – also für einen verkaufsoffenen Sonntag am 27. Dezember 2020. Damit hätte Dinslaken „ein Alleinstellungsmerkmal, es würde viel Kaufkraft in Dinslaken bleiben und auch von außerhalb kommen,“ so Lange-Flemming in dem Brief. Der Umsatz am verkaufsoffenen Sonntag jetzt sei zwar gut gewesen – „aber am verkaufsoffenen Sonntag nach Weihnachten ist er um ein Vielfaches besser“, so Lange Flemming – denn dann sei die Konkurrenz durch Weihnachtsmärkte und verkaufsoffene Sonntage in der Region nicht so groß.
Die Politik, appelliert Lange-Flemming, solle sich nicht „von einer einzelnen Dame verunsichern“ lassen. Dabei bezieht er sich auf den Brief von Laura Böninger. Die Geschäftsinhaberin hatte im November an die Politik appelliert, mit Rücksicht auf die kleinen Geschäfte und auf die Angestellten vom After-Christmas-Shopping abzusehen.
Das sagen Einzelhändler an der Neustraße
Wir haben einige Händler und Angestellte an der Neustraße gefragt, wie sie zu den verkaufsoffenen Sonntagen stehen. Im Damenmode-Geschäft Frauenreich sprach sich Angestellte Michaela Gocke für das After-Christmas-Shopping aus: „An Weihnachten wird viel Geld verschenkt, das dann am Sonntag beim Stadtbummel ausgegeben werden kann.“ Auch Francesco Ratti von der Espressobar Barese würde sich über offene Geschäfte am 27. Dezember 2020 freuen – allerdings nicht speziell wegen dieses Termins. „Hier ist es immer voll, wenn verkaufsoffener Sonntag ist“, sagt er.
Dem Spielwarengeschäft Bartz hingegen bringen offene Sonntage nichts – auch diesmal nicht. „Am Sonntag gehen die Familien bummeln – aber niemand kauft Weihnachtsgeschenke für die Kinder, wenn sie dabei sind“, sagt Angestellte Jacqueline Klein. Und Frauen würden ungern kaufen, wenn die Männer ungeduldig im Hintergrund warten, berichtet die Angestellte eines Bekleidungsgeschäfts. Man solle doch auch einmal an die Mitarbeiter denken, bittet sie.
Heike Landau (Blumen Landau) ist strikt gegen das After-Christmas Shopping: „Die Großhändler haben zu diesem Zeitpunkt zu, wir bekommen also keine frische Ware.“ Das Reformhaus Bacher, das gerade von der Neutor-Galerie an die Neustraße gezogen ist, bevorzugt einen verkaufsoffenen Sonntag am dritten Advent. Nach Weihnachten? „Das muss nicht sein“, findet Sabine Gerlach. Auch Annette Meyer, Inhaberin des gleichnamigen Damenmode-Geschäfts und natürlich Laura Böninger von La Chambre Belle sehen das so. Das Adventsgeschäft sei dank des guten Wetters am Sonntag erst richtig angelaufen, sagt Laura Böninger. Matthias Schiwy, Filialleiter von Thalia, überlegt kurz, spricht sich dann aber mit Blick aufs Geschenke-Shoppen für einen verkaufsoffenen Sonntag vor Weihnachten aus.
Monika Tusk vom Strumpfmoden-Geschäft „Monika T.“ ist gegen das After-Christmas-Shopping – sieht aber ohnehin ein anderes Problem: Die Stadtverwaltung solle sich gemeinsam mit Vermietern der Innenstadt-Immobilien und Einzelhändlern an einen Tisch setzen und etwas gegen Leerstände und verrottende Immobilien unternehmen, fordert sie. „Die Leute kommen nur in die Stadt, wenn sie attraktiv ist – egal an welchem Tag.“ In diesem Punkt geht sie konform mit Jürgen Lange-Flemming. Auch die Werbegemeinschaft hatte sich unter anderem deswegen im Frühjahr mit dem Bürgermeister in Verbindung gesetzt. Danach wurden immerhin die Scheiben der leeren Lokale verklebt.