Voerde. CDU-Chef Frank Steenmanns fordert Bürgermeister Dirk Haarmann (SPD) heraus. 53-Jähriger will an „erfolgreiche“ Zeiten mit Leo Spitzer anknüpfen.

Die Beteiligung ist – gemessen an der für die CDU bedeutsamen Entscheidung – übersichtlich: Insgesamt 38 Mitglieder geben an diesem Abend im „Haus Kretschmer“ ihr Votum ab, als es darum geht, für die Kommunalwahl 2020 ihren Kandidaten für den Chefposten im Voerder Rathaus ins Rennen zu schicken. Der dann als Bürgermeisterkandidat nominierte Frank Steenmanns erklärt die maue Resonanz auf Nachfrage der NRZ zum einen mit krankheitsbedingten Absagen, die er vor der Versammlung bekommen habe, und zum anderen mit dem hohen Anteil älterer Mitglieder innerhalb der Voerder CDU. Sei’s drum – der 53-Jährige kann die überwiegende Mehrheit derer, die am Donnerstagabend zu der Mitgliederversammlung nach Friedrichsfeld gekommen sind, dazu bewegen, ihm ihr Vertrauen auszusprechen. 35 sagen Ja, zwei Nein und ein Mitglied enthält sich.

Fünfköpfige Findungskommission schlug Frank Steenmanns einstimmig vor

Eine fünfköpfige Findungskommission um den früheren CDU-Stadtverbandsvorsitzenden Bernd Altmeppen, den Frank Steenmanns Anfang April dieses Jahres beerbte, hatte ihn einstimmig als Bewerber für das Amt des Chefs der Stadtverwaltung vorgeschlagen. Mit dem Plädoyer ging auch der Vorstand des Stadtverbandes d’accord, berichtet Altmeppen. Er verrät, dass, als der amtierende SPD-Bürgermeister noch fest im Sattel gesessen habe, ernsthaft darüber diskutiert worden sei, ob die CDU überhaupt einen eigenen Bürgermeisterkandidaten ins Rennen schicken solle.

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Inzwischen wähnen die Christdemokraten jedoch den aktuellen Verwaltungschef deutlich angreifbarer. Altmeppen erinnert an den im Sommer vom Stadtrat mit den Stimmen von Grünen und SPD ausgerufenen Klimanotstand und stellt angesichts des nicht mal mehr zur Abstimmung gekommenen Kompromissvorschlages von Bürgermeister Dirk Haarmann fest: „Die eigene Partei folgt ihm nicht mehr.“

Unbedingte Empfehlung der CDU-Kreisvorsitzenden

Auch die aus Sicht der CDU schlechte Informationspolitik der Stadt zu den Problemen bei der Sanierung der Gesamtschule – dort wurde bei den laufenden Arbeiten offenbar, dass es bei der Errichtung des Gebäudes Mitte der 70er Jahre Pfusch am Bau gegeben hatte – liefert für Altmeppen die Bestätigung, einen eigenen Bürgermeisterkandidaten aufzustellen. Dazu hatte die CDU-Kreisvorsitzende Sabine Weiss eine unbedingte Empfehlung ausgesprochen: „Demokratie heißt, wir müssen den Bürgern die Wahl geben“, zitiert Altmeppen.

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Kritik an fehlender Transparenz seitens der Verwaltung ist ein zentrales Thema auch in der Rede, mit der sich Frank Steenmanns vor der Wahl des Bürgermeisterkandidaten den Mitgliedern empfehlen möchte. Der 53-Jährige spricht mit Hinweis auf die „Baukatastrophe an der Comenius-Gesamtschule“ von einer informationspolitischen „Salamitaktik“, wie man sie bereits vor einigen Jahren bei der Sanierung der Dreifachturnhalle in Friedrichsfeld erlebt habe.

Steenmanns will eine noch bürgernähere und „vor allem digitale“ Verwaltung

Das dürfe es künftig nicht mehr geben. Steenmanns will, wie er sagt, „dass mehr Transparenz ins Rathaus kommt – für die Fraktionen und die Bürgerinnen und Bürger“. Damit die Menschen sich unabhängig von Sitzungsterminen und -zeiten ein eigenes Bild machen könnten, sei die Liveübertragung von Rats- und Ausschusssitzungen wichtig. Auch betont Steenmanns die Notwendigkeit, zu einer „noch bürgernäheren und vor allem digitalen Verwaltung“ zu kommen. Die Dienstleistungen müssten zu hohen Anteilen rein online zu erledigen sein, „ohne dass Behördengängen weiter erforderlich“ seien.

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Steenmanns versteht seine Kandidatur als Bewerbung für den gesamten Zeitraum der 2020er Jahre. Viele der anstehenden Themen und Entscheidungen könnten nicht innerhalb von fünf Jahren abgearbeitet werden. Zum Ende seiner Rede appelliert er, „an die erfolgreichen Zeiten mit Leo Spitzer“ anzuknüpfen. Der Altbürgermeister und Vorgänger von Haarmann ist auch zur Versammlung gekommen. Steenmanns formuliert seinen Anspruch so: „Wir brauchen einen Bürgermeister, der für Bürger und Unternehmer ein aktiver Ansprechpartner ist, Impulse setzt und nachvollziehbar umsetzt.“