Voerde. Die Sanierung der Comeniusschule dauert bis Frühjahr 2021 und wird teurer. Stadt spricht von erheblichen Baumängeln, die erst jetzt auftauchten.

Die Sanierung der Comenius-Gesamtschule im Schulzentrum Süd dauert noch länger und wird teurer als geplant. Ursprünglich war einmal eine Fertigstellung im Frühjahr 2020 anvisiert, dann erhöhte die Verwaltung auf August 2020. Nun soll die Schule erst im Frühjahr 2021 fertig werden. Grund sind erhebliche Baumängel. Das teilte die Stadtverwaltung Voerde am Donnerstagabend dem Schulausschuss mit. Anschließend wurden die Elternvertreter der Schule informiert.

Statische Mängel und Probleme mit dem Brandschutz

Die Mängel im Bestandsgebäude seien erst im Laufe der Abbrucharbeiten und der Schadstoffsanierung des Altbaus aus dem Jahr 1975 offensichtlich geworden. Im April 2019 wurde mit den Arbeiten begonnen. Je mehr die Wände "entkleidet" wurden, desto mehr erhebliche Mängel traten zutage. Dabei handelt es sich vor allem um statische und Brandschutzmängel, deren Behebung Zeit und Geld kostet.

180 Stahlträger müssen eingezogen werden

So wurden etwa in der Vergangenheit Durchbrüche in den Decken gemacht, die nicht vorgesehen und an diesen Stellen nicht zulässig waren. Kleinere, für Rohre, oder größere für Anlagen in den Chemieräumen. Dabei wurde auch die Bewehrung der Betondecken freigelegt oder beschädigt.

Die Architekten müssen nun bei jedem Durchbruch nachvollziehen, ob dieser von vorneherein vorgesehen war oder nicht. Um die Statik zu gewährleisten, müssen nun 180 Stahlträger eingezogen werden. Auch müssen Deckenkonstruktionen währen der Bauphase zusätzlich mit Gerüsten von unten abgestützt werden. Aufgrund der Statik ist es zudem schwierig, eine Lüftungsanlage einzubauen - die Architekten sehen nun fünf Anlagen vor und können diese erst nach den Stahlträgern einbauen.

Türstürze fehlen, Wände brechen zusammen

Als während der Arbeiten die Türzargen entfernt wurden, offenbarte sich, dass nicht überall Türstürze - also Abdeckungen für die Maueröffnung - vorhanden sind. Beim Entfernen der Zargen brachen ganze Teile der Wände ab. Eine Wand im Gebäude wird überhaupt nur vom darin eingebauten Stromkasten zusammen gehalten, eine andere Wand hat, wie sich beim Entfernen des Putzes zeigte, eine "ungewollte Lüftung" wie Nicole Orzechowski von der Stadt Voerde formulierte: über die ganze Wandbreite gibt es einen nach außen offenen Spalt.

Decken entsprechen nicht aktuellen Brandschutznormen

Zudem zeigte sich, dass die Deckenausführung nicht mehr den aktuellen Brandschutzvorschriften entspricht. Das kann zwar durch einen speziellen Putz behoben werden - doch dessen Aufbringen auf 10.000 Quadratmetern Decke dauert und ist, wie alle anderen zusätzlichen Arbeiten auch, teuer.

Manche Gewerke, die eigentlich startklar waren, müssen nun verschoben werden und es ist nicht klar, ob sie damit auch teurer werden: Die Firmen haben Personal vorgehalten, außerdem könnten Preisbindungen für Materialien nicht mehr gültig sein.

Mehrkosten stehen noch nicht fest

Um welche Summe sich die Kosten erhöhen, konnte die Verwaltung noch nicht abschließend sagen. Am Montag werden weitere statische Untersuchungen durchgeführt, bis zur Sitzung des Bauausschusses am kommenden Donnerstag will die Verwaltung mehr wissen. Geplant waren 14 Millionen Euro sollten die Sanierung der Gesamtschule und Realschule, in die die Otto-Willmann-Schule dann einziehen sollte, veranschlagt.

Ein Neubau wäre teurer gewesen

Ein Neubau hätte, so erklärte Bürgermeister Dirk Haarmann in der Sitzung auf Nachfrage von Bernd Altmeppen (CDU), nach heutigem Stand etwa 20 Millionen Euro kosten. Auch mit den nun anfallenden Mehrkosten soll die Sanierung der Gesamtschule unter diesem Betrag liegen, zudem die Stadt hofft, dass Mittel aus dem Programm "Gute Schule 2020", die derzeit unter anderem wegen der Verzögerung an der Comeniusschule, nicht verwendet werden können, in deren Sanierung fließen.

Wie und ob die Stadt die Mehrkosten stemmen kann, müsse er sehen, sagte Kämmerer Jürgen Hülser auf Nachfrage. Er hofft, einen Nachtragshaushalt vermeiden zu können, man müsse aber eventuell andere geplante Projekte zurückstellen.

Otto-Willmann-Schule muss auf Umzug warten

Die Otto-Willmann-Schule muss nun ebenfalls ein Jahr länger auf den Umzug in die Realschule warten. Bürgermeister Haarmann betonte, dass die Schüler der Gesamtschule keiner Gefahr ausgesetzt seien. Nach Fertigstellung der Sanierung werde es sich um eine neuwertige Schule handeln.

Firma ist nicht mehr zu belangen

Das Ganze sei "ein Skandal" schimpfte Pfarrer Wilhelm Kolks, der dem Ausschusss als beratendes Mitglied angehört, fragte nach Schuldigen. Und erfuhr, dass die Firma, die die Arbeiten damals durchgeführt habe, nicht mehr existiere und niemand mehr zu belangen sei.

So geht es weiter

Am Montag dürfen Vertreter der Elternschaft die Baumängel in Augenschein nehmen, am Donnerstag werden Bau- und Schulausschuss durch die Schule geführt.