Dinslaken. Der Dinslakener Einzelhandel befindet sich im Wandel. Wirtschaftsförderin Svenja Krämer spricht im Interview über Hiesfeld, Lohberg und 1b-Lagen.
Das Angebot in der Innenstadt verändert sich, es gibt leerstehende Ladenlokale wie das ehemalige Bröker-Lokal an der Neustraße, Intertoys an der Duisburger Straße, mehrere Geschäfte in der Neutor-Galerie, gefühlt die halbe Friedrich-Ebert-Straße. Über die Entwickelung im Einzelhandel hat NRZ-Redakteurin Anja Hasenjürgen mit der städtischen Wirtschaftsförderin Svenja Krämer gesprochen. Zum Auftakt ging es um die Ursachen und die Handlungsmöglichkeiten der Stadtverwaltung im Kampf gegen den Leerstand. Im zweiten Teil des Interviews, dass wir im Rahmen der Serie „Handel im Wandel“ veröffentlichen, geht es um die 1b-Lagen sowie um Hiesfeld und Lohberg.
Sie haben einmal gesagt, dass nur noch 1a-Lagen aufrechterhalten werden können. Haben Sie 1b-Lagen wie die Friedrich-Ebert-Straße damit aufgegeben?
Zumindest als Einzelhandelsstandort. Das ist mittlerweile eine gute Dienstleisterlage, aber eine Einzelhandelslage ist es nicht mehr und wird es auch nicht mehr werden. Wenn wir Anfragen aus dem Dienstleistungsbereich haben, versuchen wir bewusst auch diese Lagen zu füllen. Kern unserer Strategie ist, den lebensfähigen Teil zwischen Altmarkt und Neutorplatz zu erhalten. Wir haben einfach nicht mehr die Masse an Einzelhandel, um all die Flächen zu füllen, die mal gefüllt waren. Wir müssen schauen, was eine Chance hat, mittel- und langfristig zu funktionieren.
Welche Lagen wird das als nächstes treffen? Wo etwa stehen Hiesfeld und Lohberg in ein paar Jahren?
Hiesfeld ist recht konzentriert und konzentriert sich immer mehr. Wir haben festgestellt, dass die Sterkrader Straße gut funktioniert, aber der nördliche Bereich, also das Bermudadreieck, eher abbricht und dass wir da eher die Dienstleister haben. Der Einzelhandel fokussiert sich eher auf die Hauptlage - also ein ähnliches Phänomen wie in der Innenstadt. Und wir haben festgestellt, dass die eine Seite des Jahnplatzes kaum noch von Einzelhandel geprägt ist. Diese Entwicklungen werden sich, glaube ich, fortsetzen.
Kann die Stadt solchen Entwicklungen städtebaulich entgegenwirken?
Da kann man städtebaulich aufwerten, um Dienstleistern und Gastronomen bessere Rahmenbedingungen zu geben. Aber es ist illusorisch zu denken, wenn wir die städtebauliche Situation verbessern, wird sich da auch wieder Einzelhandel ansiedeln.
Und Lohberg?
Lohberg wird einen Entwicklungsimpuls durch die Ansiedlungen im Wohn- und Gewerbecluster und in den Bestandsgebäuden bekommen. Wenn die Caritas mit der Pflegeschule einzieht, haben wir viele junge Menschen in Lohberg. Dann wird sich noch der Netto an der Hünxer Straße etablieren. Und ich kann mir vorstellen, dass auch das Stadtteilzentrum von Lohberg rund den Johannesplatz von der Gesamtentwicklung profitieren wird.
Wie steht Dinslaken in Sachen Kaufkraft im Umfeld zwischen Duisburg, Oberhausen und Wesel da?
Die Kaufkraft ist überdurchschnittlich - die Kennziffer liegt bei 103, der Durchschnitt ist 100. Interessant finde ich, dass sich die Zentralität deutlich erhöht hat - also die Relation zwischen dem Umsatz und der Kaufkraft der Stadt. Wenn die bei 100 liegt, wird rein rechnerisch die gesamte Kaufkraft in einer Stadt durch den Einzelhandel vor Ort gebunden. 2010 lag die Zentralität bei 88,5, also sehr schlecht für ein Mittelzentrum. Mittlerweile ist sie auf 96,7 angestiegen. Wir konnten also immer mehr Kaufkraft binden. Das zeigt, dass unsere Entwicklung in die richtige Richtung geht. Mit 96,7 sind wir auch noch lange nicht zufrieden, das ist noch zu wenig für ein Mittelzentrum wie Dinslaken. Aber wir liegen auch zwischen Duisburg und Oberhausen und haben eine starke Wettbewerbssituation. Städte wie Bocholt und Münster, die ein sehr ländliches Umfeld haben, haben eine deutlich höhere Zentralität.
Aber ich denke, dass wir eine Zahl über 100 anpeilen sollten und diese sicher für eine Stadt wie Dinslaken angemessen wäre.